Julius G. Fiedler

Freelance Journalist, Cologne

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Nervige Baustellen überall: Die Pendler sind im Stress

Zwischen Nürnberg und Fürth zu pendeln, ist im Moment richtig lästig: Wegen Bauarbeiten am U-Bahnhof Eberhardshof müssen Fahrgäste zwischen Langwasser-Süd und Fürth-Hardhöhe zweimal umsteigen. Parallel baut auch die Deutsche Bahn auf dem Streckenabschnitt — und macht so das Nahverkehrs-Chaos zwischen den Städten perfekt.
Die Baustelle in Eberhardshof beeinträchtigt bereits seit fünf Wochen den Betrieb der U1 zwischen Langwasser-Süd und Fürth-Hardhöhe. Bis Montag vergangener Woche wurde der südliche Bahnsteig saniert, jetzt ist der nördliche dran.
Damit änderte sich auch der Fahrplan. Bisher mussten Pendler von Langwasser nach Fürth maximal einmal umsteigen, jede zweite Bahn fuhr durch. Das sei laut einer Leserin noch „Luxus“ gewesen im Vergleich zur jetzigen Situation: Zweimal müssen Fahrgäste auf der Strecke die Züge wechseln, und das mit Wartezeiten von bis zu zehn Minuten. Die U-Bahnen fahren von Westen her nur bis zur Jakobinenstraße. Dort pendelt im 15-Minuten-Takt ein Zug bis zur Maximilianstraße. Vom gegenüberliegenden Bahnsteig geht es dann weiter in Richtung Langwasser.
Erst ab 11. September fährt die U1 zum Schulanfang wieder ohne Unterbrechungen durch. Der Zeitpunkt der Bauarbeiten ist nicht zufällig gewählt: „Wir legen die Maßnahmen überwiegend in die schulfreie Zeit im Sommer, wenn erfahrungsgemäß weniger Menschen unterwegs sind“, sagt VAG-Sprecherin Yvonne Müller.
Viele Berufstätige sind trotzdem betroffen. Pendler beschweren sich über enorme Zeitverluste und heillos überfüllte Bahnen — besonders für Kinderwagen und Rollstuhlfahrer wird es eng. Am schlimmsten sei es von 6.45 bis 7.30 Uhr im Berufsverkehr, berichtet ein NN-Leser. „Es muss schon äußerst extravaganter Hirnwindungen bedürfen, sich so einen Fahrplan einfallen zu lassen“, regt sich eine Pendlerin über die Lösung der VAG auf.
Allerdings ist sich das Verkehrsunternehmen sicher, dass das zweimalige Umsteigen die beste Alternative ist, erklärt Müller. So könnten die Bahnen nämlich zwischen Hardhöhe und Jakobinenstraße und zwischen Maximilianstraße und Langwasser-Süd in engerem Takt fahren. „Würden wir das Konzept der ersten Bauphase fahren, könnten wir nur alle 25 Minuten eine Verbindung bieten“, teilt das Unternehmen mit. Der Grund: Zwischen Maximilianstraße und Jakobinenstraße gibt es keine Weichen, an denen die Züge das Gleis wechseln und Bahnen in die Gegenrichtung ausweichen können.
Die Änderung kam Anfang vergangener Woche für viele Fahrgäste überraschend. „Man hätte durch Plakatständer im U-Bahnbereich, Durchsagen, Information durch VAG-Personal darauf vorbereiten können“, schlägt ein Pendler vor. Das sei aber nicht geschehen.
Der U-Bahnbetreiber widerspricht: „Die VAG informierte vorab und tut dies auch weiterhin umfassend und ausreichend“, sagt Müller. In allen betroffenen Bahnen seien eine Woche vor Beginn Flyer ausgelegt worden, in den Bahnhöfen würden Plakataufsteller über die Änderungen informieren. Zudem sei vor allem in den Stoßzeiten zusätzliches Servicepersonal vor Ort, und es gebe rund alle drei Minuten Durchsagen — auf Deutsch.
„In anderen Sprachen gibt das Personal Auskunft“, teilt die VAG mit. Alternativen zur U-Bahn haben Pendler zwischen Nürnberg und Fürth indes kaum: Auch die S-Bahnen zwischen den beiden Städten sind eingestellt; derzeit fahren nur RE- und RB-Züge (siehe Bericht unten). Grund sind Bauarbeiten für die Schnellstrecke nach Berlin. Dass Bahn und VAG gleichzeitig bauen, sei unvermeidbar: „Es gibt bei dem hochgradig komplexen Bauprojekt der Bahn keine Spielräume, dieses an die Bauarbeiten bei der VAG anzupassen“, erklärt Müller.
Vorsicht ist auch beim Blick auf die VGN-App geboten: Momentan sind die Fahrplanänderungen durch Baustellen nicht berücksichtigt. Der DB- Navigator verspricht da mehr Erfolg: Hier können sich Fahrgäste Verspätungen und Fahrplanänderungen in Echtzeit anzeigen lassen.
Bis 9. September will die Bahn mit den Arbeiten fertig sein. Wenn es gut läuft, kehrt zu Schulbeginn dann hoffentlich wieder Normalität ein.

MIT ANNIKA FRÖHLICH

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