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Familienpolitik: Auf ein Adoptivkind kommen sieben mögliche Eltern - WELT

Deutschland

Familienpolitik Auf ein Adoptivkind kommen sieben mögliche Eltern

Die Zahl der Adoptionen ist in Deutschland im vergangenen Jahr leicht gestiegen. Insgesamt aber hat sich die Zahl seit 1993 mehr als halbiert. Immer weniger Menschen wollen ein Kind annehmen.


Im vergangenen Jahr sind in Deutschland 4060 Kinder und Jugendliche adoptiert worden. Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, waren das 39 Adoptionen mehr als im Jahr zuvor. Die Zahl ist damit nahezu unverändert, nachdem sie zwischen 1993 und 2009 stetig gesunken war.


Die Hälfte aller adoptierten Kinder wurde von ihren Stiefeltern angenommen. Ein Drittel der Adoptivkinder war unter drei Jahre alt. Im Jahr 2010 waren die Adoptionszahlen erstmals seit 16 Jahren gestiegen. Seit dem Höchststand 1993 haben sie sich aber insgesamt mehr als halbiert.


Birgit Zeller, Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft Landesjugendämter, bezeichnet die Zahlen als "gutes Zeichen". Insgesamt würden weniger Kinder zur Adoption freigegeben. "Mütter werden heute gesellschaftlich und finanziell unterstützt." Der Weg führe deshalb seltener zu einer Adoption.


Es gibt auch Privatadoptionen im Ausland


Insgesamt war die Anzahl der zur Adoption vorgemerkten Kinder im Jahr 2011 niedriger als im Jahr zuvor. Und es gibt auch immer weniger potenzielle Adoptiveltern. Den Vermittlungsstellen lagen Ende 2011 knapp 6000 Bewerbungen vor, das sind ganze neun Prozent weniger als 2010 und so wenige wie noch nie seit der Wiedervereinigung. Trotzdem standen rechnerisch jedem zur Adoption stehenden Kind sieben mögliche Adoptiveltern gegenüber, sowohl Paare wie auch Einzelpersonen.


Auch der Anteil der aus dem Ausland adoptierten Kinder nimmt seit Jahren ab, 2011 wurden 11 Prozent der angenommen Kinder zur Adoption nach Deutschland geholt, vor fünf Jahren waren es noch knapp 16 Prozent gewesen.


Die Statistik erfasst allerdings nur Kinder, die über eine über eine deutsche Vermittlungsstelle adoptiert wurden. Darüber hinaus gibt es Privatadoptionen, bei denen Eltern die Kinder im Ausland adoptieren. "Über die Anzahl solcher Privatadoptionen wissen wir allerdings nichts", sagt Zeller.


Ministerien beraten über das Höchstalter

Wer ein Kind adoptieren will muss mindestens 25 Jahre alt sein, ein Höchstalter gibt es nicht. Laut den Empfehlungen der Landesjugendämter sollten Eltern aber gesund und belastbar sein und der Altersunterschied zum Adoptivkind deshalb nicht größer als 40 Jahre.


Der Petitionsausschuss des Bundestags befasste sich im letzten Jahr genau mit diesem Thema und kam zu dem Schluss, dass auch ältere Menschen adoptieren können sollen. Häufig würden Jugendämter älteren Bewerbern nicht einmal den nötigen Elterneignungsbericht ausstellen. Durch die gestiegene Lebenserwartung und längere Schaffenskraft sollten aber auch ältere Menschen die Chance auf Adoption bekommen.


Die Angelegenheit wurde an die interministerielle Arbeitsgemeinschaft Adoption weitergeleitet. Dort beraten das Außen-, Innen- Justiz- und Familienministerium gemeinsam über das Thema.

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