Das Boston der 80er- und 90er-Jahre war brutal, gewalttätig, rassistisch, männlich und weiß. FBI-Agent Jackie Rohr kommt aus dieser Zeit. Er ist hinterhältig, korrupt, hart. Ein Mann alter Schule, der die Stadt und ihre Verwaltung zu dem gemacht hat, was sie ist - ein kriminelles Moloch.
Gesetzeshüter sind selbst KriminelleAber die Zeiten ändern sich. Mit neuen Gesichtern, wie dem afro-amerikanischen Staatsanwalt Decourcy Ward, ein Idealist. Wenn er von rassistischen Polizisten beim Lunch angerempelt wird, gibt er ihnen einen Kaffee aus. Er will Schluss machen mit den verkrusteten bürokratischen Strukturen, in denen die Gesetzeshüter selbst Kriminelle sind:
Auf dem Weg zur ZweckgemeinschaftDas alte und das neue Boston - die Serie "City on a Hill" lässt sie in Person von Jackie und Decourcy direkt aufeinandertreffen. Was feindselig beginnt, entwickelt sich zu einer Zweckgemeinschaft - gegen das Verbrechen und für einen Neuanfang. Zusammen ermitteln der FBI-Veteran und der Justiz-Neuling gegen eine Familienbande aus Charlestown, die Geldtransporter überfällt. Und nach und nach beginnen sie, das ganze Boston Police Department auf den Kopf zu stellen.
Gegensätzliches, perfekt gespieltes ErmittlerduoDas ist schon deshalb sehenswert, weil die Schauspieler Kevin Bacon und Aldis Hodge ein so gegensätzliches wie perfekt gespieltes Ermittlerduo abgeben. Konfliktgeladene Dialoge und raue Körpersprache prägen den Charakter und die Charaktere der Serie. Man fühlt sich an die Filme von Quentin Tarantino erinnert. Von Serien-Erfinder Chuck MacLean dürfte man in Zukunft noch mehr hören. Dass die Hollywood-Stars Ben Affleck und Matt Damon als Produzenten mitgewirkt haben, war sicher hilfreich.
Wenn Männer in die Zukunft starrenDazu herrlich überzeichnete Bilder, wenn Bacon in Boxershort mit Kippe und Whiskey allein zu Hause auf der Couch vor dem Fernseher sitzt und sein Kollege anruft... ist das ein Stillleben männlicher Einsamkeit. Und zeigt: Beide Protagonisten sind in ihrer "Community" Außenseiter - genau das schweißt sie zusammen.
Rauchig-nostalgischer Crime-Noir-City-WesternDer Blick aufs große Ganze gelingt "City on a Hill" aber nur teilweise, und auch an die realen historischen Ereignisse knüpft die Serie nur sehr lose an. Während das Behördenleben und dessen schleichende Reform anschaulich und nachvollziehbar dargestellt werden, fällt der Blick auf die Straße, ins kriminelle Milieu, zu oberflächlich aus. So ist die Serie - trotz naheliegender Vergleiche - kein neues "The Wire".
Stattdessen ein rauchig-nostalgischer Crime-Noir-City-Western. Oft an der Grenze zum guten Geschmack, manchmal auch darüber hinaus. Und dass Frauen so gut wie gar keine Rolle spielen, abgesehen von Familie oder Sex, soll wohl Thematik und Tenor unterstreichen. Insgesamt funktioniert das aber - dank der überragenden Schauspieler, einer kultigen Machart und einer spannenden Story.
Original