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Hype um einen Hochbegabten

Der italienische Junioren-Nationalspieler Pietro Pellegri, 16, vom FC Genua ist der jüngste Spieler in der Geschichte der Serie A. Nun steht er vor einem Wechsel zu AS Monaco - für eine Rekordsumme.

Erst im September war der Name Pietro Pellegri in aller Munde. Zwar hatte der Mittelstürmer in der Serie A mit dem FC Genua 2:3 gegen Lazio Rom verloren, doch am nächsten Tag überschlugen sich die Gazetten mit Superlativen. "Wunderkind", "der neue Messi", "die Zukunft des italienischen Fußballs". Wie das halt nun mal so ist, wenn einem als 16-Jährigen etwas glückt, was vorher keiner in seinem Alter in einer der fünf großen europäischen Ligen geschafft hatte: Zwei Tore in einem Spiel. Die Bilder seines vor Freude weinenden Vaters, der gleichzeitig Genuas Teammanager ist und das Geschehen völlig überwältigt von der Bank verfolgte, gingen um die Welt. Schon im Dezember 2016 hatte Pellegri mit 15 als jüngster Spieler der Geschichte in der Serie A debütiert. Besonders seine Technik und Wendigkeit beeindrucken angesichts einer Körperlänge von 1,96 Meter. Seit seinem Doppelpack hatte Pellegri aber nur noch wenig Einsatzzeit. Auch, um den Hype um ihn nicht zu groß werden zu lassen.

Doch offenbar haben diese zwei Tore für die Geschichtsbücher gereicht für die nächste Stufe der Hysterie, denn nun sorgt Pellegri wieder für Schlagzeilen. Sein Wechsel zu AS Monaco steht offenbar kurz vor dem Abschluss, wie verschiedene internationale Medien berichten und Genua-Geschäftsführer Giorgio Perinetti gegenüber Sportitalia bestätigte. Auf Twitter kursierten schon Bilder, die den Teenager in Monaco zeigen, offenbar auf dem Weg zum Medizincheck. Zwischen 23 und 25 Millionen Euro werden als Ablösesumme kolportiert. Bis zu 6 Millionen Euro könnten noch mal als Boni hinzukommen. Das wäre wieder ein Rekord: Nie wurde für einen Spieler, der jünger als 17 Jahre alt ist, mehr Geld bezahlt. Die Monegassen sollen Juventus Turin, den AC Mailand und den FC Arsenal ausgestochen haben, die wohl ebenfalls am italienischen U19-Nationalspieler interessiert waren.

Die Liste der hochgejubelten und gescheiterten Wunderkinder ist lang

Normalerweise untersagt der Fußball-Weltverband Transfers Minderjähriger. In der Vergangenheit wurden Atletico und Real Madrid deswegen von der Fifa schon mit Transfersperren und Geldstrafen belegt. Es gibt jedoch Ausnahmeregelungen. Ist der minderjährige Spieler mindestens 16 Jahre alt und wird innerhalb der EU transferiert, ist ein Wechsel dann möglich, wenn der aufnehmende Verein neben der fußballerischen auch für eine akademische Ausbildung sowie für eine Unterbringung bei einer Gastfamilie oder in einer Vereinsunterkunft sorgt. Diese Voraussetzungen sind bei Pellegri wohl gegeben.

Monaco geht mit dem Transfer zwar ein hohes finanzielles Risiko ein, zuletzt erzielte der Klub aber genau mit dieser Strategie auch hohe Einnahmen: Junge Talente für stattliche Summen kaufen, um sie nach wenigen Jahren für noch stattlichere Summen weiterzutransferieren. So geschehen vor der Saison mit Benjamin Mendy, Bernardo Silva (beide zu Manchester City) und Tiemoué Bakayoko (FC Chelsea). Insgesamt rund 150 Millionen Euro Entschädigung wurden ins Fürstentum überwiesen, ursprünglich hatten die Monegassen etwa 37 Millionen Euro für die drei berappen müssen.

Junge Spieler und ihre Berater scheinen zu wissen, dass Monaco als Sprungbrett für ihre Karriere dienen kann und ziehen so oftmals einen Zwischenstopp an der französischen Mittelmeerküste dem direkten Weg zu einem europäischen Spitzenklub vor. Erst im Sommer kamen mit Keita Baldé (22, Lazio Rom) und Youri Tielemans (20, RSC Anderlecht) zwei weitere Hochbegabte, die - wie jetzt im Fall Pellegris - die namhafte Konkurrenz ebenfalls gerne gehabt hätte.

Trotzdem muss sich Pellegri natürlich erst einmal in der französischen Ligue 1 beweisen. Die Liste der hochgejubelten und dann gescheiterten sogenannten Wunderkinder ist lang. Ob Alexandre Pato (für ihn überwies der AC Mailand 2007 22 Millionen Euro nach Brasilien), Martin Ödegaard, Freddy Adu oder Bojan Krkic. Sie alle scheiterten wohl unter anderem an den extremen Eindrücken, die von außen auf sie einprasselten und denen sie psychisch nicht standhalten konnten. Immerhin ist Pellegri bei der AS Monaco nicht der einzige seiner Art. Und er hat ein fußballerisches Vorbild, das sich selten wegen der Erwartungen anderer Menschen sorgte. Pellegris Vorbild sagte dann gerne: "Ihr redet, ich spiele." Der Satz stammt von Zlatan Ibrahimovic.

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