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Marcus Ehning ist der Dauerspringer

Pferdesport-Turnier in Aachen: Marcus Ehning startet zum 20. Mal beim CHIO. Trotz wechselnder Konstellationen ist der 45-Jährige über die Jahre eine Konstante im Nationalteam.

Marcus Ehning ist cool. Beim CHIO in Aachen (12. bis zum 21. Juli) geht der Westfale seit nun fast 20 Jahren an den Start. Und auch in diesem Jahr ist er wieder gesetzt. Als sichere Konstante für das deutsche Team. So gab es Bundestrainer Otto Becker bekannt. Von Nervosität zeigt sich bei Ehning noch keine Spur. „Ich bin jetzt schon so lange in Aachen dabei und kann die Woche genießen. Die Anspannung ist nicht mehr ganz da", sagt der Springreiter. Dem Publikum wolle er aber nach wie vor etwas bieten. „Nach den Erfolgen vom letzten Jahr ist die Motivation riesig. Das zu toppen geht glaube ich kaum. Das letzte Jahr war einfach ein Traum."

2018 war sein perfektes Aachen-Jahr. Zwölf Jahre nach seinem ersten Sieg gewann Ehning zum zweiten Mal den Großen Preis von Aachen. Mit der Mannschaft konnte er den begehrten Nationenpreis mit seinem Pferd Pret a Tout gewinnen. Der Siegesritt war unvergesslich. Ehning musste fehlerfrei bleiben für den Sieg. Die Anspannung im Publikum war zu greifen. „Der Druck war groß. Aber zwischen Start und Ziel muss man das ablegen und versuchen sein Bestes zu geben. Ich war einfach froh, dass es geklappt hat, grade hier in Aachen", blickt Ehning zufrieden zurück.

Das ist Marcus Ehning

Geburtstag 19. April 1974

Herkunft Südlohn, Westfalen

Familie Verheiratet mit ehemaliger Voltigiererin Nadia Zülow, Vater von vier Kindern.

Siegespferd Pret a Tout ist in diesem Jahr nicht wieder als Erfolgsgarant an seiner Seite. Beim Abladen hat sich der Fuchswallach eine Verletzung zugezogen. „Er ist wieder voll im Gang und kann die ersten Turniere geben", sagt Ehning. „Aber leider reicht es noch nicht für den CHIO. Das wäre zu früh gewesen."

Doch auch davon lässt sich Ehning nicht aus der Ruhe bringen. Stattdessen reist er in diesem Jahr mit dem ehemaligen Erfolgspferd seines Bruders Johannes Ehning an. Der Westfälische Fuchshengst Funky Fred sei ganz klar die erste Wahl gewesen, versichert der 45-Jährige. Eventuell für den Nationenpreis und den Super-Sonntag in der Soers. Welches das zweite Pferd an Ehnings Seite in einer Woche sein wird, ist noch nicht entschieden. Alles kein Grund zur Panik.

Auch wenn sich das Pferdekarussell im deutschen Team dreht - Laura Klaphakes bestes Pferd Catch me if you can wurde verkauft - lässt sich Ehning nicht aus der Ruhe bringen. Er ist eine sichere Bank für die Equipe. Im letzten Jahr ritt er mit Simone Blum (30), Laura Klaphake (25) und Maurice Tebbel (25) die deutsche Springreiter-Equipe bei den Weltreiterspielen in Tryon/North Carolina zu Bronze und beim CHIO zu Gold. Den Stempel des Leitwolfs und Mentors für den Springreit-Nachwuchs will er aber nicht aufgezwungen bekommen. Er helfe gerne, wo er kann. „Wenn man so lange dabei ist wie ich, geht man mit ganz anderen Augen ran, weil man über einen großen Erfahrungsschatz verfügt", sagt er. „Und wenn ich mit Rat und Tat hier und da zu einer guten Platzierung beitragen kann, mache ich das natürlich gerne. Da ist ja auch ein bisschen Eigennutz dabei", sagt Ehning mit einem leichten Augenzwinkern.

In diesem Jahr sind in Christian Ahlmann (44) und Daniel Deusser (37) zwei weitere erfahrene Größen an der Seite von Ehning gesetzt. Ahlmann ist erstmals nach fast drei Jahren Pause wieder für die deutsche Nationalmannschaft dabei. Mit ihm ist Ehning schon 2012 zusammen geritten. „Wir kennen uns schon ewig. Maurice Tebble ist mittlerweile auch etwas älter geworden, und Simone Blum geht als Einzel-Weltmeisterin gestärkter ins Turnier, als sie es noch 2018 gewesen ist", sagt Ehning. „Wir sind nicht schlecht aufgestellt. Die Mischung passt."

Ob er in einem jungen Team reitet oder in einem routinierten Team, mit neuem Pferd oder vor 40.000 Zuschauern - Ehning scheint einfach nichts nervös zu machen. Was also bringt jemanden, der schon fast alles gewonnen hat, ins Wanken? „Mit Zielen und Träumen bin ich vorsichtig", sagt er zurückhaltend. „Ich habe in Aachen schon eine ganze Menge erlebt. Es gab Jahre, in denen ich vielleicht ein bisschen übermotiviert und unerfahren war. Deshalb lasse ich die Woche ganz entspannt auf mich zukommen und versuche mich gut vorzubereiten."

Vielleicht sind es neben der jahrelangen routinierten Erfahrung auch Ehnings Bescheidenheit und Fokus, die ihn so unersetzlich für die deutsche Equipe macht. Er hat sich viele Jahre immer wieder als konstante Stütze bewiesen. Seine Nominierung in diesem Jahr zeigt das große Vertrauen des Bundestrainers in ihm, denn trotz der hohen Dichte an Top-Reitern in der Nationalmannschaft wurde Ehning wieder berufen. Und dann traut sich der Dauerspringer doch noch eine kleine Einschätzung zu: „Ein bisschen Glück braucht man am Ende auch, aber ich hoffe dann doch hier und da die ein oder andere Platzierung abzubekommen", räumt er schließlich ein. Ganz cool eben, nach feiner Ehning Manier.

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