Alle russischen Medien sind gleichgeschaltet? Von wegen! Ein Gespräch mit einem der führenden Investigativjournalisten in Russland, Roman Badanin, über sein Medium "Projekt", Journalismus in Russland und westliche Arroganz
Roman Badanin ist Chefredakteur des russischen Investigativmediums "Projekt". Ganz bewusst recherchiert er Themen, die als Tabu gelten. Das größte: Persönliches über Staatspräsident Wladimir Putin. Am Mittwoch hat "Projekt" eine Aufsehen erregende Recherche veröffentlicht über eine sehr enge Vertraute Putins aus armen Verhältnissen, wie sie ein beachtliches Vermögen von etwa 100 Millionen Dollar anhäufte, und über die Tochter, die Putin frappierend ähnlich sieht.
DIE ZEIT: Herr Badanin, wie verrückt muss man sein, um in Russland als investigativer Journalist zu arbeiten?
Roman Badanin: Projekt ist nicht das einzige investigative Medium in Russland, und so viele Verrückte kann es gar nicht geben. Vielleicht ist es ein gewisser Idealismus. Journalisten wollen die Besten in ihrem Beruf sein, ob in Deutschland oder in Russland. Das ist die größte Antriebskraft. Egal wie stark Repressionen und Zensur sind, sie können die menschliche Natur nicht besiegen.
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