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Auf der Suche nach einer neuen Heimat

In Bergkarabach wurden Tausende Menschen vertrieben. Ob sie nach Hause zurückkehren können, weiß im Moment niemand. Das Abkommen, das den Krieg beendet, regelt es nicht.


Als der Krieg in Bergkarabach begann, wurden im Dorf Toch noch Weintrauben geerntet. Das Weingut gehört dem Armenier Grigorij Awetissjan, Karine Sacharjan kennt ihn seit ihrer Kindheit und arbeitet für ihn, sie organisiert die Weinfestivals auf dem Gut und betreibt dort selbst eine Pension. Am Morgen des 27. September, einem Sonntag, bereitete sie gerade das Frühstück für die Gäste vor, die für die Ernte gekommen waren, als sie Artilleriebeschuss hörte. Damit waren die Erntezeit und ihr bisheriges Leben vorbei.

Die Dorfschule wurde zum Krankenhaus, Frauen und Kinder evakuiert. Zehn Tage später rückten die Kämpfe so nah an das Dorf heran, dass auch Sacharjan und die Mitarbeiter des Weinguts fliehen mussten. Der Dorfälteste war sich sicher, in ein paar Tagen werde sich alles beruhigen. Also nahm Sacharjan nur das Nötigste mit und drehte das Wasser ab. "Wir bereiteten uns darauf vor, dass alles verbrannt, zerstört oder geplündert werden könnte", sagt sie. "Aber wir dachten, dass wir in jedem Fall zurückkommen und alles wiederaufbauen werden." Doch am 19. Oktober nahm die aserbaidschanische Armee das Dorf ein. Und Sacharjans Hoffnung, ihr Heimatdorf jemals wiederzusehen, schwindet.

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