17 subscriptions and 3 subscribers
Article

Bioplastik: Alternative oder „Greenwashing"? - Statt Plastiktüten

Der Begriff Bioplastik ist gesetzlich nicht definiert. Das sorgt für Verwirrung. So hat das „bio" in Bioplastik zwei Bedeutungen: Zum einen „biobasiert" - also hergestellt aus nachwachsenden Rohstoffen wie Mais, Kartoffeln oder Zuckerrohr. Oder „bio" bedeutet, dass der Kunsttsoff biologisch abgebaut werden kann. Die Krux: Nur weil ein Kunststoff aus nachwachsenden Rohstoffen produziert wurde, ist er nicht biologisch abbaubar. Und biologisch abbaubare Kunststoffe bestehen noch lange nicht alle aus nachwachsenden Rohstoffen. Und darin liegt das Problem.

Was steckt hinter dem Begriff „Bioplastik"?

Kunststoffe wurden nicht immer aus Erdöl und Erdgas hergestellt - doch seitdem die fossilen Rohstoffe immer knapper werden, gehen Hersteller zurück zur „biobasierten" Produktion aus nachwachsenden Rohstoffen.

„Biobasierte" Plastiktüten werden laut „NABU" zumeist aus Ethanol hergestellt. Dieses wird wiederum oftmals aus brasilianischem Zuckerrohr gewonnen wird und dient „zur Herstellung konventioneller Kunststoffe wie PE (Polyethylen) und PET (Polyethylenterephthalat)". Diese Tüten sind NICHT biologisch abbaubar.

Biobasierte Tüten werden zudem auch oftmals aus Mais-oder Kartoffelstärke hergestellt. Die Tragetaschen bestehen dann auf PLA (Polymichsäuren) und SIND biologisch abbaubar.

Zum Anderen hat das „bio" in Bioplastik nichts mit nachwachsenden Rohstoffen zu tun, sondern es steht für die biologisch Abbaubarkeit der Kunststoffe.

Welche Art von „Bioplastiktüte" Du in der Hand hast, wird entweder kleingedruckt auf der Tüte angegeben oder muss beim Hersteller erfragt werden.

Bioplastik-Problematik 1: Biologisch abbaubare Tüten

Vielleicht kennst Du Bioplastiktüten aus dem Handel. Dort werden sie zum Beispiel als Einlage für den Biomüll angepriesen. Sie sollen nach Gebrauch einfach dem kompostierbaren Müll zugeführt werden, weil sie angeblich verrotten.

Das tun sie auch. Bioplastiktüten haben ein Gütesiegel, das sie als zu 100% kompostierbar ausweist. Nach drei Monaten in einer industriellen Kompostieranlage ist die Tüte beinahe vollständig zersetzt. Das Problem dabei: Die modernen Kompostieranlagen in den Städten haben Zyklen von etwa vier Wochen. Viel zu wenig Zeit für den Zersetzungsprozess.

2012 wollte der Gründer der „Deutschen Umwelthilfe" es genau wissen. Er deckte auf, dass die Bioplastiktüten statt in Kompostier- tatsächlich in den Verbrennungsanlagen landeten. Viele Anbieter von Bioplastiktüten zogen diese nach Veröffentlichung der Ergebnisse zurück.

Gleichzeitig wurde bekannt, dass auch der heimische Kompost oder die Natur keine geeigneten Orte für die Bioplastiktüten sind. Die speziellen Bedingungen, unter denen die Tüten verrotten, lassen sich ausschließlich in den industriellen Kompostieranlagen herstellen. Die Norm, die die biologische Abbaubarkeit festlegt, nimmt also falsche Bedingungen für die Zersetzung an.

Des Weitern: Werden die Tüten mit dem Gelben Sack entsorgt, können sie sogar den Recycling-Prozess anderer Kunststoffe behindern, weil sie von den Anlagen nicht als Kunststoffe erkannt werden.

Das „ Umweltbundesamt " weist zudem darauf hin, dass aus biologisch abbaubaren Kunststoffen in der Regel auch keine wertvollen Bodenbestandteile entstünden, sondern lediglich ein Abbau zu Kohlendioxid (CO2) und Wasser stattfinde.

Bioplastik-Problematik 2: Herstellung aus nachwachsenden Rohstoffen

Und auch Bioplastiktüten aus nachwachsenden Rohstoffen stehen in der Kritik. So sei der Rohstoff für die Tüten etwa zwei- dreimal teurer als Plastik aus Erdöl, sagt Thomas Buchelt, Technikmanager einer Fabrik gegenüber „Greenpeace". Und der „ NABU " warnt:

„Der Anbau der Rohstoffe ist aufwändig und energieintensiv, die industrielle Landwirtschaft setzt stark auf mineralische Dünger und chemische Pestizide. Diese sind klimaschädlich in der Produktion und haben starke negative Auswirkungen auf Boden, Wasser, Luft und die biologische Vielfalt. Der Einsatz von Agrogentechnik ist vor allem beim Maisanbau weit verbreitet."

Alles nur Greenwashing?

Jürgen Resch, Gründer der „Deutschen Umwelthilfe", hält jede Bioplastiktüte für Verbrauchertäuschung.

Lediglich die insgesamt schnellere Verrottung im Vergleich zu herkömmlichem Plastik spricht für die Bioplastiktüte. Gelangt Bioplastik in die Umwelt, zerfällt es in wenigen Jahren. Das ist wesentlich schneller als die meisten Kunststoffe auf Erdölbasis.

Der „NABU" betrachtet dennoch Bioplastik eher als „Gewissensberuhigung und Marketinginstrument". Ein ökologischer Vorteil der Tüten sei nicht vorhanden.

Original