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Hybridsaat & Patente: Wie Monsanto & Co. unser Essen kontrollieren - Erschreckende Entwicklung

Konzerne wie „Monsanto", „DuPont" und „Syngenta" kontrollieren 53% des Saatguts weltweit. Immer öfter werden auch Patente auf Lebensmittel aus konventioneller Zucht vom Europäischen Patentamt durchgewunken. Verbraucherschützer und Umweltorganisationen wehren sich.

Eigentlich darf in Europa ein Patent nur auf Pflanzen, die gentechnisch verändert wurden, angemeldet werden. Eigentlich. Patente auf Pflanzen und Tiere, die konventionell gezüchtet wurden, sind verboten.

Allerdings legt das Patentamt die Kriterien so großzügig aus, dass Greenpeace von fast 2000 Patenten auf Pflanzen in Europa trotz Verbot spricht. Pflanzen, die es bereits vor ihrer Entdeckung durch ein Unternehmen schon gab ...

" Berühmtes Beispiel: „Monsantos" Brokkoli

Angestellte einer britischen Firma züchteten eine Brokkoli-Form, welche besonders viele Glucosinolate enthält, die vor Krebs schützen sollen. Den Brokkoli ließen sie sich 2002 patentieren.

Die exklusive Nutzung des Patents hat mittlerweilde der Gentechnik-Konzern „Monsanto" inne und verkauft den Brokkoli laut „ Schrot und Korn" in den USA & Großbritannien. Dort heißt es: „Wer den glucosinolatreichen Brokkoli ohne Monsantos Erlaubnis anbaut oder verarbeitet, macht sich strafbar."

Was ist das Problem an Patenten?

Mithilfe der Patente kontrollieren die Konzerne den gesamten Anbau und Verkauf der patentierten Sorten. Bauern, die früher eigene Zucht betreiben konnten, sind auf die Lizenzen der Patentinhaber angewiesen, wenn sie entsprechende Sorten anbauen wollen. Viele können sich gerade in den Entwicklungsländern aber die teuren Lizenzen gar nicht leisten. Bisher weichen sie auf konventionell gezüchtetes Saatgut ohne Patent aus - aber das Patentieren der Konzerne geht munter weiter.

Ein großes Problem besteht auch im so genannten „Hybridsaatgut". Dieses Saatgut wird von den Patentinhabern so verändert, dass im zweiten Jahr der Ernte die Erträge deutlich sinken. So sind die Bauern gezwungen, das Saatgut jedes Jahr neu zu kaufen, um die Erträge hoch zu halten. Die Bauern geraten in Abhängigkeit der Konzerne und ihrer Preisstruktur. Kritiker warnen vor steigenden Lebensmittelpreisen durch diese Abhängigkeit.

Machtkonzentration: Nur wenige Konzerne halten die Patente

Weniger als 10 Konzerne dominieren heute bereits den Markt für Saatgut und Pestizide, und zwar weltweit. Wie dicht die Vernetzung der Firmen auf dem Markt für Saatgut durch Übernahmen und Fusionen ist, zeigte die „etc GROUP" in ihren Berechnungen. Die Experten gehen davon aus, dass „Monsanto", „DuPont" und „Syngenta" bereits 53% des gesamten Saatguts kontrollieren - und das bereits 2009.

Auch die Artenvielfalt ist durch diese Machtkonzentration in Gefahr. Denn es verschwinden Pflanzensorten, die für die Unternehmen keine Gewinne versprechen. Und die weitere Forschung und Entwicklung beschränkt sich durch die Marktmacht der Konzerne auf nur sehr wenige Saatgutsorten.

Patent auf Currywurst als Protest

„Greenpeace" fordert eine Änderung des Patentrechts. Patente sollen Erfindungen vor unkontrolliertem Zugriff oder Nachahmung schützen. Lebensmittel aus konventioneller Zucht aber sind keine Erfindungen, so die Argumentation. Auf Leben dürfe kein Patent angemeldet werden. Die biologische Vielfalt ist Gemeingut, schreibt die Umweltorganisation, und sollte rechtlich auch als solches geschützt werden.

Um das Absurde der umstrittenen Patente von „Monsanto" & Co. deutlich zu machen, meldete Greenpeace schon vor Jahren selbst ein paar Patente an. Unter anderem wollte sich die Organisation die Currywurst patentieren lassen. Weil das Patentamt nicht mehr zwischen „Entdeckung" und „Erfindung" unterscheide, so die Umweltschützer, sei auch ein solches Patent zulässig und müsse von der Behörde bewilligt werden. Die Aktion erregte Aufsehen und sensibilisierte für das Problem der erteilten Patente auf Saatgut.

2007 gründete „Greenpeace" zusammen mit Entwicklungshilfeorganisationen das Netzwerk „no patents no seeds" mit über 50 landwirtschaftlichen Verbänden und weiteren hundert Organisationen. Gemeinsam setzen sie sich gegen die Patentierung von Leben ein. Erfolge gibt es bereits. Aber der Widerstand gegen die Patentierung muss weitergehen, um Landwirtschaft und Verbraucher vor einer immer stärkeren Abhängigkeit zu schützen und die Artenvielfalt zu bewahren.

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