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Kurssturz um 30 Prozent: Gerry Weber Open

Roger Federer bei den Gerry Weber Open (2012) Das Tennisturnier in Halle (Westfalen) trägt den Namen eins Bekleidungsherstellers: Gerry Weber Open. Am Mittwoch gilt für die Aktienkursentwicklung: Nach unten offen.

Düsseldorf Nebenwerte sind dafür bekannt, stark zu schwanken - zweistellige Ausschläge nach oben oder unten sind keine Seltenheit. Doch selbst vor diesem Hintergrund schockierte Gerry Weber seine Anleger. Am Dienstagabend hatte der nordrhein-westfälische Modehersteller eine Gewinnwarnung herausgegeben, die dritte in den letzten zwölf Monaten. Nun ist die Aktie im freien Fall.

Am Mittwoch verloren Gerry Weber-Papiere an der Spitze bis zu 30 Prozent auf 20,67 Euro. Das ist der tiefste Kurs der Papiere seit dreieinhalb Jahren und der stärkste Kurverlust bei Gerry Weber innerhalb eines Tages überhaupt. Den bislang heftigsten Absturz erlebte die Aktie im September 2001. Damals verlor sie 21,7 Prozent.

Auch innerhalb des MDax ist das der stärkste Verlust an einem Tag im laufenden Jahr. Bislang hatte der Baukonzern Bilfinger mit einem Absturz von 17,8 Prozent die Rote Laterne markiert, gefolgt von CTS Eventim mit einem Verlust von 16,9 Prozent und dem Automobilzulieferer ElringKlinger, der im April dieses Jahres 12,5 Prozent einbüßte. Den gesamten MDax nach unten ziehen konnte der Gerry Weber-Kurssturz allerdings nicht. Die Aktie gehört mit einem Anteil von gerade einmal 0,5 Prozent zu den kleinsten Werten im Index.

Die ersten Analysten - ehemals noch zuversichtlich für die Gerry-Weber - raten nun dazu, die Finger von den Papieren zu lassen. Die Commerzbank etwa empfiehlt den Verkauf der Aktien des Moderherstellers. Zuvor hatte sie die Anteilsscheine mit „Hold" bewertet. Das Ansehen des Managements habe kräftig gelitten, schrieb Analystin Yasmin Moschitz in ihrem Kommentar. Sie geht davon aus, dass die Markterwartungen an den operativen Gewinn um 30 bis 35 Prozent sinken würden.

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Die Privatbank Berenberg Bank hat ihre Bewertung ebenfalls nach unten korrigiert. Lag das Kursziel zuvor bei 45 Euro ist, wurde es nun auf 25,50 Euro beinahe halbiert. Anstatt die Empfehlung wie bisher bei „Buy" zu setzen, haben die Analysten die Aktie nun auf „Hold" gestuft. Sie habe ihre Gewinnprognosen für den Modekonzern für die Jahre bis 2017 um 26 bis zu 32 Prozent gekürzt, schrieb Analystin Anna Patrice in einer Studie.

Für den Ausverkauf verantwortlich war eine heftige Gewinnkorrektur: Vorstandschef Ralf Weber - gerade einmal seit einem Monat im Amt - kündigte für das laufende Bilanzjahr einen Rückgang des operativen Ergebnisses (Ebit) um 20 bis 25 Prozent an nach 108,9 Millionen Euro im Vorjahr.

Der Umsatz soll dank der Übernahme des Konkurrenten Hallhuber dagegen um einen hohen einstelligen Prozentbereich steigen. Das wären im besten Fall knapp 940 Millionen Euro - bislang hatte Gerry Weber aber einen Gesamtumsatz von mindestens 970 Millionen Euro in Aussicht gestellt.

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