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EZB-Zinsentscheidung: Wie weit dreht „Super"-Mario auf?

Düsseldorf Auf Twitter erinnert die Stimmung ein wenig an einen Kindergeburtstag: „It's ECB-Day!" („Heute ist EZB-Tag!") schreibt zum Beispiel der ABN Amro-Analyst Nick Kounis aufgekratzt über seinen Account.

Was er und viele weitere Marktteilnehmer von der heutigen Rede des EZB-Präsidenten Mario Draghi erwarten? Ein großes Geschenk. „Es sieht so aus, als sei die weitere Lockerung der Geldpolitik eine ausgemachte Sache", schreiben die Experten der niederländischen Bank - und spekulieren gleich darauf, wie genau die geänderte Geldpolitik aussehen könnte.

It's #ECB day! Please find our table and note on various scenarios and market reaction below https://t.co/7mwampZH4r pic.twitter.com/GdgNC0YQRX

- Nick Kounis (@nickkounis) 3. Dezember 2015

Der Euro hat schon in den vergangenen Wochen einen kleinen Schwächeanfall in Erwartung der heutigen Sitzung der Europäischen Zentralbank erlitten. Er notiert bei knapp unter 1,06 Dollar - und könnte am Nachmittag auf 1,03 Dollar sacken, erwartet die US-Investmentbank Goldman Sachs. Denn völlig sicher sind sich die Beobachter nicht, was Draghi verkünden wird; die Nervosität ist daher bei Profi-Anlegern groß angesichts möglicher deutlicher Kursauswirkungen.

Zum Beispiel, glaubt ABN-Amro-Analyst Kounis, dass die Notenbank den Einlagezins für Banken weiter senken wird. Der ist bereits negativ und liegt seit September 2014 bei -0,2 Prozent. ABN Amro glaubt jedoch, dass da noch Raum nach unten sein wird. So könne die Zentralbank den Einlagezins um 15 Basispunkte senken - das würde dann die Erwartungen der sogenannten „Marktmeinung" treffen. Weicht das Ergebnis davon ab, könnten Kursreaktionen um so heftiger ausfallen. Und der Euro etwa stark fallen, so wie von Goldman Sachs geschätzt.

Gedankenspiele: Die Optionen der EZB

Doch wozu braucht man diese Zinssenkung überhaupt? Mit dem Einlagezins steuert die EZB die Geldmenge. Er ist einer der drei Leitzinsen, welche der Bank zur Verfügung stehen und wird dann fällig, wenn Banken ihre Gelder kurzfristig auf Konten der EZB lagern. Je niedriger dieser Zins ist, umso unattraktiver wird es für die Banken, ihr Geld auf EZB-Konten zu schieben - somit stehen der Wirtschaft und den Privatkunden wieder mehr Kredite zur Verfügung. Und das kurbelt die Wirtschaft an und damit die Preise.

Das Problem Draghis: Die Inflation in den Euro-Zone lag auch im November bei phlegmatischen 0,1 Prozent, dabei strebt die Notenbanken einen Wert von knapp unter zwei Prozent an. Bei einer Preissteigerung nahe null droht ein Abrutschen in eine Preissenkungsspirale, die Wirtschaftswachstum abwürgen und Investitionen verzögern kann. Davor fürchten sich Zentralbanker in aller Welt.

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