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Tierquäler-Vorwürfe: Nutztierhaltung ist keine heile Welt

Tibor Wodetzky hält Schafe, Rinder und Ziegen. Es gibt Menschen, die ihm Tierquälerei vorwerfen. Foto: Ines Rudel

Die Vorwürfe der Tierquälerei in Ostfildern zeigen, dass wir die Realität verkennen. Viele Menschen wissen nicht, was Nutztierhaltung bedeutet - oder sie wollen es nicht wissen. Ein Kommentar.


Glückliche Tiere, grüne Wiesen, nach Heu duftende Ställe: die Bezeichnung „aus der Region" auf tierischen Produkten löst leicht solche Assoziationen aus. Doch es ist ziemlich egal, ob Tiere in Osnabrück, Olching oder Ostfildern gehalten werden. Zwar sind die Transportwege kürzer, wenn wir Produkte aus der Region kaufen - das hilft dem Klima, bringt den Tieren aber wenig.


Strengere Maßstäbe müssen Landwirte sich leisten können

Beim Landratsamt Esslingen gehen pro Jahr 200 Anzeigen zu Tierschutzverstößen aus der Öffentlichkeit ein, dieses Jahr waren es bereits 70. Diese hohe Zahl bedeutet nicht, dass hierzulande Tiere schlechter gehalten werden. Es zeigt, dass die meisten Menschen nicht wissen, was Nutztierhaltung bedeutet – oder dass sie es nicht wissen wollen. Fakt ist: Nutztierhaltung hat wenig mit dem zu tun, was uns in der Werbung vorgegaukelt wird oder was wir aus Bauernhof-Bilderbüchern kennen. Ein Beispiel: In der billigsten Haltungsform hat eine Legehenne weniger Platz als ein DIN-A-4-Blatt. Einige Landwirte setzen bereits strengere Maßstäbe an, aber das müssen sie sich leisten können.


Wenn wir damit konfrontiert werden, wie Tiere auch in der Region Stuttgart gehalten werden, erkennen wir, was es bedeutet, Milch zu trinken, Fleisch zu essen oder Wollprodukte zu kaufen. Nur wollen die wenigsten Menschen daraus Konsequenzen ziehen. Denn dann müssten sie vegan leben oder zumindest bei tierischen Produkten auf strengste ökologische Maßstäbe setzen. Doch wer die Anblicke aus der konventionellen Landwirtschaft nicht mehr ertragen kann, sollte sich fragen, ob solch ein Schritt es nicht wert wäre – zum Wohle der Tiere.

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