Nehmen wir an, wir sind eine*r von monatlich drei Tourist*innen, die durch Rochdale pilgern. Wir sitzen gut gepolstert, perfekt hydriert und wohltemperiert auf den vorderen Sitzen im Bus, auf der Fahrt durch die Kleinstadt nahe Manchester, während zu unserer Linken sieben Drogenhochburgen in den Himmel ragen, zu unserer Rechten ein paar Menschen auf der Straße zu Prince-Charles-Fotos onanieren und an Weißbrot aus Sozial- kaufhäusern kauen. Ärzt*innen sterben an Übermüdung, niemand hier hat gute Zähne und Teeniemütter präsentieren sich schwanger, wenn extra angereiste Filmcrews für Sozialdramen casten wollen. In diesem trostlosen Ort beginnt Sibylle Bergs Roman „GRM. Brainfuck", und irgendwo im Hintergrund dröhnt „wütende Drecksmusik für Kinder in einem Drecksleben".
Original
Juli Katz
MV
Review