Mit „Shababs Botten" hatte er 2019 den wohl größten Untergrundhit des Jahres. Letzten Freitag veröffentlichte er mit „Airwaves" einen Kandidaten für den großen Deutschrap-Sommerhit des Jahres. Pashanim zählt gerade zweifellos zu den meist gehypten und besten Newcomern im Deutschrap. Unser Rapnews-Host Joshua erklärt dir, was du über ihn wissen solltest.
Pashanim ist ein junger Typ aus Berlin-Kreuzberg und einer der meist gehypten Newcomer des Landes. Mit „Airwaves" erschien am Freitag seine dritte offizielle Single. Wer sich besonders gründlich auf YouTube oder Soundcloud umsieht, findet noch älteres Material. Trotz seiner kleinen Diskografie, hat er sich schon jetzt einen Namen gemacht. Denn Pashanim macht sehr vieles sehr richtig
Pashanim kreiert einen Mythos um sichWie seine Diskografie schon zeigt: Der Berliner macht sich rar. Zu seiner Person sind kaum Fakten bekannt. 2000er-Jahrgang soll er sein, mit bürgerlichem Namen Can David Bayram heißen und neben seiner eigenen Rapkarriere auch schon an Musikvideos von Casper („Lass sie gehen"), Nura („Chaya Remix") und Juju („LiveBitch") gearbeitet haben. Da hört es auch schon auf. Interviews gibt er keine.
Jeder Schritt sitzt bei diesem Rap-Newcomer PashanimTrotzdem hat er eine genaue Vorstellung davon, wie er sich und seine Crew nach außen präsentieren will. Seine Crew, das ist die Playboysmafia, bestehend aus Symba, RB030, AbuGlitsch und ihm selbst.
Neben seiner Musik, kümmert sich Pashanim gemeinsam mit RB030 um das Visuelle. Sie drehen ihre Musikvideos in Eigenregie. Durch Pashanims Nebentätigkeit als Videoproduzent, wirkt „Eigenregie" bei den Jungs jedoch deutlich professioneller als bei vielen anderen. Allerdings ohne auch nur einen Funken DIY-Charme zu verlieren.
Auch auf Instagram scheint Pashanim genau zu wissen, was er tut. Er dokumentiert dort nicht sein Frühstück, Mittag-und Abendessen, sondern feilt an seiner öffentlichen Wahrnehmung. Seine Posts wirken gewählt. Meist meldet er sich bezüglich neuer Musik oder spielt in den Captions auf alte Tracks von sich an. Hin und wieder erscheinen Videos, die zumindest ein bisschen was von seinem Privatleben zeigen und den Mythos um ihn und seine Person weiter nähren. Dabei collagiert er Privataufnahmen und Filmausschnitte (z.B. „La Haine") zusammen und unterlegt sie mit eigener, unveröffentlichter Musik oder französischem Rap. Das sieht dann so aus:
In seiner Inszenierung scheint Pashanim einen genauen Plan zu verfolgen. Der wirkt jedoch nicht erzwungen und von irgendwelchen Managern am Reißbrett konzipiert. Bei ihm entsteht alles ganz natürlich und fügt sich am Ende zu einem großen, stimmigen Puzzle zusammen.
WIE EIN TWITTERUSER GERADE DEN DEUTSCHRAP ENTLARVTSo originell und eigen seine Sachen auch sind: Pashanim ist ein Produkt seiner Zeit. Musikalisch bewegt er sich stilsicher im aktuellen Zeitgeist. Seine Songs sind kurz, wirken manchmal fast skizzenhaft. Er pickt minimalistische Beats und etabliert mit „Shababs Botten" sogar einen ganz eigenen Slang. Da ist es auch kein Wunder, dass der Song letztes Jahr der erste große Deutschrap-Hype-Song auf TikTok wurde. Auch wenn ich nicht glaube, dass das die Intention des Songs war.
Auch ästhetisch repräsentiert der Berliner den Zeitgeist. Zum Beispiel wäre da die Art und Weise, wie er die Logos bekannter Marken entfremdet und sie zu seinen eigenen macht. Genau diese Art des ‚Samplings' betreiben die größten, angesagtesten Streetwear-und Luxusbrands in der Modeindustrie seit Jahren.
Pashanim trifft einfach einen Nerv. Er ist gerade genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort und macht genau die richtigen Dinge. Das wirkt aber keineswegs kalkuliert. Er verkörpert von Natur aus alles, was es 2020 braucht, um der nächste große Deutschrap-Star zu werden.
Bei Pashanims Rap zählt Qualität statt QuantitätAuch wenn er fast schon exemplarisch als Aushängeschild einer neuen Generation gesehen werden kann, verkörpert Pashanim noch ein paar alte Tugenden. Gegenüber Hiphop.de verriet er zwar, dass er vorerst klassischen Alben veröffentlichen wird, dennoch lässt er sich im Gegenzug zu vielen seiner Kollegen und Altersgenossen nicht dazu hinreißen, im Wochentakt Singles rauszuhauen, die man bis zum nächsten Freitag schon wieder vergessen hat.
Auch wenn es sich bei ihm „nur" um Singles handelt, gibt es keine Fließbandarbeit. Wenn releast wird, dann richtig. Das spiegelt sich auch im Erfolg wider. „Airwaves" sammelte übers Wochende über eine Million Aufrufe. „Shababs Botten" und „Hauseingang" zählen jeweils schon über 20 Millionen Streams. Tendenz steigend...
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