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Warum jeder es sich leisten kann, umweltfreundlich einzukaufen

Tausende Bauern demonstrierten im November 2019 gegen eine Politik, die auf immer mehr ökologische Auflagen setzt. Als langjährige Vegetarierin ist meine Haltung klar: Die Agrarindustrie muss sich drastisch verändern, freiwillig oder nicht, denn so wie sie ist, leiden Tiere und die Erde unter der Nahrungsmittelerzeugung. Meinungsfronten aufzumachen hilft aber wohl kaum dabei, Lösungen für das eigentliche Problem zu finden: Wir haben uns daran gewöhnt, dass jederzeit alles verfügbar ist und das auch noch billig - das hält die Umwelt auf Dauer nicht aus. Und nun?

Mit dem Wunsch nach Lebensmitteln, die unter besseren Bedingungen erzeugt werden, bin ich nicht allein, das zeigt etwa der Ernährungsbericht des Landwirtschaftsministeriums von 2018. Zwei von fünf Befragten gaben höhere Standards bei der Tierhaltung an, wenn sich in der Landwirtschaft nur ein Aspekt deutlich verändern könnte. Fast ebenso vielen lag ein schonender Umgang mit der Umwelt am meisten am Herzen. Unter den Ansprüchen an die Landwirtschaft fanden sich auch eine gute Produktqualität und eine faire Bezahlung der Mitarbeiter. Zu Kampfpreisen ist all das allerdings nicht zu haben. Tiere, die auf mehr Platz langsam und ohne Aufputschmittel auswachsen können, ergeben, brutal gesagt, weniger Fleisch bei mehr Aufwand. Pflanzen, die nicht mit Düngern zur schnellen Reife getrieben und bodenschonend geerntet werden, bringen oft weniger Ertrag - für den man entsprechend mehr bezahlen müsste. Das scheint den Menschen auch bewusst zu sein. Dazu, beispielsweise fürs Tierwohl beim Fleisch einen Aufpreis zwischen fünf und zehn Euro pro Kilo zu zahlen, wären ganze 75 Prozent der Befragten bereit.

Billiges ist eigentlich teuer

Theorie und Praxis aber gehen auseinander. Laut Statistischem Bundesamt geben die Deutschen nur etwa 14 Prozent ihres Einkommens für Lebensmittel aus, Tabakwaren eingerechnet. Wie wenig das ist, wird im weltweiten Vergleich deutlich: Chinesen etwa geben mehr als 30 Prozent ihres Monatseinkommens für Nahrung aus, Pakistanis mehr als 40 und Nigerianer sogar mehr als 50 Prozent. Das Sparen beim Essen ist übrigens besonders in schon lange wirtschaftlich starken Industrienationen verbreitet, ganz an der Spitze stehen hierbei die USA.

Nun kann man argumentieren, dass in reichen Ländern eben mehr Geld in andere große Posten fließt, die in ärmeren nicht so stark zu Buche schlagen: Mieten, Freizeitgestaltung, Elektronik, Mobilität. Ein berechtigter Einwand. Die Rechnung bleibt dennoch dieselbe: Umweltschonend erzeugte Nahrung kostet mehr Geld - erst mal. Bezieht man nämlich die Folgeschäden der billigen Lebensmittel mit ein, sieht es ganz anders aus. Wissenschaftler der Universität Augsburg haben mal untersucht, was Gülledünger, der ein Treibhausgas verursacht, gegen Antibiotika resistente Keime in der Massentierhaltung und ausgelaugte Böden langfristig für Kosten verursachen. Sie kommen zu dem Ergebnis: Eigentlich müssten die konventionell erzeugten, also heute günstigeren Lebensmittel deutlich teurer sein. 


Der ganze Text: hier.

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