Es war ausgerechnet der Abend der Maueröffnung, am 9. November 1989, als in Ost-Berlin ein Spielfilm Premiere feierte, der für viele Menschen in der DDR ein großer Aufbruch bedeutete. Der DEFA-Film "Coming Out" zeichnete erstmals ein realistisches Bild vom schwulen Leben im "real existieren Sozialismus" nach, das man so in der DDR-Öffentlichkeit noch nicht gesehen hatte.
In der DDR war Homosexualität, anders als in der Bundesrepublik, seit 1968 unter Erwachsenen straffrei. Trotzdem blieb die Akzeptanz gegenüber Homosexuellen im Arbeiter- und Bauernstaat stets verhalten. Auch hier war Homophobie spürbar. "Schwul" und "lesbisch" zählten auch auf DDR-Schulhöfen zum üblichen Schimpfwort-Vokabular und Initiativen, die sich für die Rechte von Homosexuellen einsetzen, wurden von der DDR-Führung versucht zurückzudrängen. Diese Unsichtbarkeit trieb viele Homosexuelle in Nischen und Einsamkeit.
Das Forum am Sonntag stellt drei Menschen aus dem heutigen Mecklenburg-Vorpommern vor, die sich mit ihrer Homosexualität und ihrer Rolle im Sozialismus auf ganz unterschiedliche Weise auseinandersetzten. Wie erging es ihnen damals - und wie empfinden sie die Situation heute?