Durch Songs wie „America" und „Golden Touch" haben sie sich in die Herzen jedes Indie- und Britpop Liebhabers gespielt. Gus Robertson (Gitarre) und David Sullivan-Kaplan (Schlagzeug) von „Razorlight" sprachen mit Face2Face unter anderem über ihr neues Album, Lady Gaga und Klischees.
Face2Face: Wir haben in den letzten Monaten nicht viel von euch gehört. Arbeitet ihr gerade an einem neuen Album? Sullivan-Kaplan: Oh ja, wir sind gerade mittendrin. Wir haben fast 20 Songs, auf die wir richtig stolz sind. Wir wollen, dass sie echt gut sind. Dann werden wir das Album im nächsten Frühjahr rausbringen.
Face2Face: Gibt es irgendwelche Veränderungen im Sound von „Razorlight"? Robertson: Naja, einerseits bleibt alles beim Alten, andererseits ist vieles auch anders. Es wird definitiv ein typisches „Razorlight"-Album, aber es wird auch einige neue Dinge beinhalten. Jedes Album war bisher anders, aber dieses Mal gibt es wirklich ein paar ganze neue Sachen.
Face2Face: Was haltet ihr von einer Künstlerin wie Lady Gaga? Sullivan-Kaplan: Ich persönlich mag sie. Aus ganz unterschiedlichen Gründen: Ich denke, sie scheut keinerlei Risiko. Ich denke, das ist ziemlich außergewöhnlich für jede Art von Musik. Ich mag nicht jeden ihrer Songs aber ich mag ihren „Spirit". Robertson: Ich mag ihre Show. Die Menschen kommen zu ihren Konzerten und sehen Dinge, die sie vorher noch nie gesehen haben. Das ist ein wirkliches Erlebnis und dafür respektiere ich sie. Ich bin kein großer Fan von ihrer Musik aber sie ist immer für eine Überraschung gut. Sullivan-Kaplan: Mir imponiert auch, dass sie für bestimmte politische Inhalte steht und ihren Ruhm dafür nutzt. Sie hat besonders in den USA - und ich bin ja schließlich Amerikaner - viel Gutes getan.
Face2Face: Ihr habt eine Dokumentation namens „Rock'n'Roll Lies" über euer Leben auf Tour gedreht. Wessen Idee war das? Sullivan-Kaplan: Wahrscheinlich war es Johnnys Idee. Er war mit dem Regisseur befreundet. Er wollte einfach nur festhalten, wie es ist, in kleinen Clubs und großen Arenas zu spielen und wie es ist, auf Tour zu sein. Es hat einfach Spaß gemacht, das zu dokumentieren.
Face2Face: Welche sind eure fünf Lieblingsalben aller Zeit? Sullivan-Kaplan und Robertson: „This year's model" von „Elvis Costello"; „Abby Road" von „The Beatles"; „Appetite for destruction" von „Guns N'Roses"; „Physical Graffiti" von „Led Zeppelin" und „Rain Dogs" von „Tom Waits"
Face2Face: Welchen Song spielt ihr auf einer Privatparty um die Leute am Tanzen zu bringen, wenn ihr der DJ seid? Sullivan-Kaplan: Ich würde sagen, dass man auf keiner Party mit „" von „The Clash" falschliegen kann. Es ist total tanzbar und punkig. Es gibt keinen Mensch auf der Welt, der dieses Lied nicht mag. Es ist der allerbeste Partysong! Robertson: Da stimme ich absolut zu!
Face2Face: Hat sich euer Sound verändert, nachdem Carl Dalemo und Björn Ågren die Band verlassen haben? Sorgt ihr für neuen Sound in der Band? Robertson: Es ist ein bisschen härter. Sullivan-Kaplan: Jedes Mal, wenn neue Leute in eine Band kommen, kommt damit auch ein neuer Sound dazu. Das macht es spannend, in einer Band zu sein: es ist aufregend und es ist etwas, was sich ständig weiter entwickelt. Der Sound wird der Sound von uns vier sein: Wir haben einen Deutschen, einen Engländer, einen Schotten und einen Amerikaner in der Band. Es wird eine Rock'n'Roll Party sein!
Face2Face: Gibt es noch irgendetwas, was ihr als Band erreichen wollt? Sullivan-Kaplan: Ich denke, wir wollen einfach ein gutes Album machen und herumreisen und das tun, was wir jeden Tag tun. Und falls das mehr persönlichen Erfolg bedeutet, dann ist es halt so. Wir sind zufrieden mit dem, was wir tun und wir haben auch bereits reichlich Erfolg gehabt.
Face2Face: Eure Songs handeln häufig von der Presse, besonders der britischen Klatschpresse, und von eurer Beziehung zur Presse. Wie schafft ihr es, euch weiterhin zu motivieren, obwohl die Presse immer versucht, euch runterzumachen? Robertson: Für mich ist das eher Geschichte. Dieses Jahr schien es sogar so, als hätten wir große Unterstützung von der Presse. Ich denke, man muss sich einfach auf das konzentrieren, was man tut und wer man ist. Man muss Vertrauen in sich selbst haben. Das, was die Leute denken, von dir zu wissen, stimmt sowieso meistens nicht. Sullivan-Kaplan: Man sollte sich damit nicht zu sehr beschäftigen. Manchmal kann es gerade total in sein, irgendwas zu hassen. Und das ändert sich dann so schnell, dass wir uns daran nicht zu sehr aufhängen...
Face2Face: Interessiert ihr euch für politische Themen, wie zum Beispiel Klimawandel? Robertson: Ja, wir tun auch viel Wohltätiges. Der Klimawandel ist ein großes Problem. Wir versuchen immer, zu helfen, auch wenn wir andere Dinge im Kopf haben. Das ist sehr wichtig und ich denke, dass Musik viele Leute erreichen kann, also ist das eine gute Message.
Face2Face: Warum denkt ihr, sind britische Bands in Deutschland so beliebt? Was macht britische Bands so sexy? Sullivan-Kaplan:Die Briten machen die beste Musik. Punkt. Zumindest Popmusik oder Rock'N'Roll - alles von den „Stones" zu den „Beatles" und „David Bowie" bis zu „The Clash" und „Blur" oder den „Sex Pistols". Die haben das alles mit solch einem „Spirit" und einer derartigen Genialität getan. Und sie waren immer furchtlos und aufregend. Ich als Amerikaner dachte immer: Wie kann ein so kleines Völkchen so gute Musik hervorbringen?! Das sind einfach brilliante Leute! Robertson: Ja, es ist so eine kleine Insel und verglichen mit der Größe ist die Musik einfach genial. Es gab in London immer eine großartige Szene und es gibt sie auch immer noch.
Face2Face: Welche Klischees über Deutsche kennt ihr denn? Robertson: Ein Klischee, das wir über euch haben ist, dass die Deutschen permanent und überall Fleisch essen. Und das ist echt wahr. Es gibt hier so viel Fleisch! Überall ist Fleisch! Wir lieben das!!!Face2Face: Gibt es Dinge, die ihr vermisst, wenn ihr in Deutschland, Frankreich oder anderswo auf Tour seid? Sullivan-Kaplan:Ich vermisse immer irgendetwas. Aber ich denke, es ist auch immer spannend, loszugehen und neue Dinge zu entdecken. Robertson: Nach einer Weile auf Tour möchte man einfach gerne mal irgendwo länger als nur eine Nacht bleiben. Und manchmal vermisse ich ein klassisches englisches Frühstück. Aber ich denke, dass genau die Dinge, die man vermisst, auch die Dinge sind, die man irgendwie gerne vermisst...
Face2Face: Was ist für die Zukunft mit „Razorlight" geplant? Eine Tour in Deutschland etwa? Sullivan-Kaplan: Ja! Wenn wir unser Album aufgenommen haben, werden wir auf Tour gehen. Ich denke, wir werden sehr viel hier unterwegs sein.
Verlosung von handsignierten T-Shirts: Im Rahmen des Interviews mit „Razorlight" verlosen wir jzweimal jeweils ein handsigniertes T-Shirt. Was ihr für eines der insgesamt zwei unterschriebenen T-Shirts tun müsst: Schreibt bis einschließlich Sonntag, 16.10.2011, 23:59 eine Mail an jean-claude.jenowein@face2face-magazin.de . Darin enthalten sein sollte eurer Name sowie eure Postadresse. Verlost wird unter allen Teilnehmern. Mitarbeiter von Face2Face, sowie der Rechtsweg sind von Verlosung ausgeschlossen. Die Bekanntgabe der Gewinner erfolgt am Dienstag, den 18.10.2011 via Mail.
Vorschau: Nächsten Samstag berichten wir über die schwedische Band „Friska Viljor".
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Anm. d. Red.: Die Fragen stellten Johanna Wobbe und Jean-Claude Jenowein. Übersetzung: Johanna Wobbe