Für 8.50 Uhr ist ein Flug aus Sibiu angekündigt, hier besser bekannt als Hermannstadt. Die Chartermaschine mit Saisonkräften aus Rumänien hat knapp 45 Minuten Verspätung. Bis die Reisenden in den öffentlichen Bereich kommen, dauert es. Zunächst werden sie medizinisch untersucht: einmal Fieber messen; bei wem das Thermometer mehr als 37 Grad anzeigt, muss zurück.
Es sind Frauen und Männer, die dann peu à peu in den Ankunftsbereich tröpfeln, viele alte Menschen sind dabei. Ein polizeiliches Absperrband soll die rund 150 Rumänen in die richtige Richtung lotsen, zu den Bussen, die draußen bereitstehen. Die Busse sollen einige von ihnen nach Kirchdorf bei Hannover bringen. Dort sitzt die Firma Thiermann, einer der größten Spargelbetriebe Deutschlands. Andere Saisonkräfte sollen nach Beelitz fahren.
Am Rand der Absperrung stehen Mitarbeiter des DGB-Büros "Faire Mobilität", das Arbeitnehmer aus osteuropäischen Ländern berät und unterstützt. Sie halten den Ankommenden ein Plakat entgegen. Ein Übersetzer heißt sie willkommen und erklärt: "Wenn Sie Hilfe brauchen oder Probleme mit dem Arbeitgeber haben, können Sie hier gratis anrufen." Er zeigt auf mehrere Stapel mit Flyern, die auf einem Stuhl ein paar Meter entfernt liegen. Die meisten greifen zu, setzen dabei ihre schweren Taschen auf dem Boden ab. Nur wenige gehen einfach weiter. Am Ausgang winkt ein Mann und treibt zur Eile an. "Eine ist genug!", ruft er auf Rumänisch einem Mann zu, der es seinem Vordermann gleich tut und eine Karte mit der Hotline nehmen möchte.