Die Häuser am Rande der Innstadt haben große Glasfronten, die über den Inn ins Zentrum von Passau blicken lassen. Dahinter beginnt Österreich. Steil nach oben führt die Straße an Feldern entlang. Der Mais ist noch nicht ausgewachsen, der Weizen weht im Wind. Es riecht nach Kuhdung. Prompt blicken links der Straße Milchkühe aus einem Stalltor. Auf dem Hang daneben steht eine alte Frau mit einem Rechen, der länger ist als sie groß. Maria Pitscheneder wohnt nur einen Kilometer von Passau entfernt. Freilich fahre sie da auch manchmal hin, sagt sie. Und wenn die Grenze dort dann wieder kontrolliert würde? "Naa", sagt sie, langgezogen, "das hatten wir doch früher auch schon". Damals, erzählt sie, gab es noch Schleuser, weil viele Waren in Deutschland günstiger waren. Heute hingegen kämen die Passauer hinüber nach Österreich zum Tanken, weil hier das Benzin billiger sei. Ob sie auch mal Flüchtlinge gesehen habe? "Ja, die gehen hier spazieren."
Rund 90 Grenzübergänge gibt es zwischen Österreich und Deutschland - alle in Bayern. Gezählt werden Straßen und Schienen. Dazwischen liegen Wiesen, Felder, Wald, der Inn, die Donau. Drei Grenzübergänge werden seit 2015 von der Bundespolizei ständig kontrolliert. Alle drei liegen an Autobahnen. Am 1. Juli will Bayern die vor 20 Jahren eingestellte landeseigene Grenzpolizei wieder einführen, um den Grenzverkehr zwischen Österreich und dem südlichsten deutschen Bundesland wieder stärker kontrollieren zu können.