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Studie zur sexualisierten Darstellung von Frauen: Warum wir weniger Mitgefühl bei nackter Haut haben | BR.de

Hot Pants und enge Tops: Sexy Kleidung sollte eigentlich keine Einladung für andere sein, sich daneben zu benehmen. Sie ist aber ein möglicher Grund dafür, warum wir weniger Mitgefühl mit den Leuten haben, die sie tragen.


In den Medien wird gerne das "Sex Sells"-Prinzip genutzt. Nackte Haut erzeugt Aufmerksamkeit und so kommt es auch oft vor, dass uns von Werbeplakaten halbnackte Männer und Frauen angrinsen. Aber welche Gefühle und Eigenschaften schreiben wir solchen Personen zu? Das hat Giorgia Silani von der Universität Wien zusammen mit Carlotta Cogoni und Andrea Carnaghi von der Universität Trieste erforscht.

Für ihr Experiment haben sie 41 Testpersonen als Gruppe vor dem Computer Bälle hin- und herwerfen lassen. In verschiedenen Runden wurden wechselnd Spieler ausgeschlossen. Der Clou: Eine Spielerin wechselt in der Zwangspause ihre Kleidung. Mal trägt sie lange Hose und T-Shirt, mal ein Abendkleid. Die Testpersonen mussten dann ihre Gefühle und die der Frau beschreiben. Dabei wurde die Gehirnaktivität gemessen und das Ergebnis war überraschend:


"Not only the subjective rating or how they express their emotions, but especially brain activity that is usually caught for unpleasure of perceiving another person in pain is significally reduced when the other woman is sexualized."

Sobald eine Frau ihre weiblichen Reize betonte, sank also das Mitgefühl. Was bei den Messungen auch herauskam: Die Unlust, sich in eine andere Person hineinzuversetzen, ist unabhängig vom Geschlecht. Sowohl Frauen als auch Männer hatten weniger Mitgefühl mit der Frau im Abendkleid.

Keine Angst vor knapper Kleidung

Unser Gehirn ist also schuld daran, dass unser Mitgefühl sinkt. Wäre es also besser, künftig auf figurbetonte Kleidung zu verzichten? Eben nicht. Giorgia Silani warnt davor, die Studie in diese Richtung zu interpretieren.

"Our message is not that it is the fault of the person who is wearing the skirt. But what should change is the association between the particular type of outfit and the fact that we focus less on the emotion of the person."

Die Forscherinnen wollen in Zukunft untersuchen, wieso das Mitgefühl schwindet. Dafür gibt es mehrere Annahmen. Möglicherweise fällt es uns schwerer, uns mit Personen zu identifizieren, die andere Kleidung tragen. Außerdem könnte es auch sein, dass uns die knappen Klamotten von der eigentlichen Person ablenken. Auch die Ausgrenzung im Experiment könnte eine Rolle für die schwindende Empathie spielen.

Dass nackte Haut weniger Mitgefühl auslöst, ist vielleicht auch eine Erklärung dafür, warum Personen teilweise aggressiv auf Frauen reagieren. An dieser These wollen die Forscherinnen weiterarbeiten. Damit es vielleicht auch irgendwann rational und irrational egal wird, was wir tragen.


Sendung: Hochfahren vom 24. Januar 2018 ab 7 Uhr

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