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Vier Songs über eine Sommerliebe

Bastian Baker ist mit seiner Musik in der Schweiz, Belgien und Frankreich sehr erfolgreich. Nun will er sich in Deutschland etablieren.


Einfach eine Antwort. Die bekommt man von Bastian Baker nicht. Viel lieber singt er sie. Mit französischem Akzent. Bastian Baker kommt aus der französischen Schweiz, ist Platinkünstler und Nummer-1-Künstler in der Schweiz, Dauergast in den Top 10 in Belgien und Frankreich. Sieben Mal hat er bereits den "Swiss Music Award" gewonnen, einen MTV Europe Music Award als "Best Swiss Act". Im September wurde in Deutschland sein drittes Album veröffentlicht, jetzt folgt die Tour.

"Eigentlich bin ich auch aus Deutschland", erzählt der 25-Jährige. Seine Urgroßmutter kommt aus München. Deswegen fühle er sich gar nicht fremd. Außerdem seien alle Alben, die in Berlin aufgenommen wurden zum Kult, ja zum Ultimum geworden, so zum Beispiel bei Bowie und R.E.M. Trotzdem will Baker nicht in Berlin aufnehmen. Lieber an einem verlassenen Ort, wo er nicht so schnell abgelenkt wird.

Bastian Baker ist divergent. Er gibt sich sehr weise, gibt durchdachte Antworten, bis er plötzlich wieder anfängt zu singen und von einer durchzechten Partynacht erzählt. Er wirkt ein bisschen wie ein kleiner Golden Retriever Welpe, der erst mit Begeisterung Sitz, Platz und Bleib lernt, und schließlich über den Zaun springt, um die große weite Welt kennenzulernen. So verhält es sich auch mit seinen Alben. Mit 15 schrieb er die Songs für sein erstes Album "Ich dachte, ich wäre der einzige, der solche Gedanken hat und meinte, dass niemand mich verstehen kann." Ganz ehrlich seien seine Songs gewesen. Und authentisch, er habe ja nicht damit gerechnet, dass es so viele Menschen einmal hören würden. Ein kleiner Welpe eben, verspielt und naiv.

Beim zweiten Album wurde er sachlich, machte Sitz, Platz und Bleib, als Zuschauer der Welt. Geschichten von Freunden schrieb er auf, anstatt persönlicher Texte. "Ich habe nichts Normales gefühlt, war nicht traurig, nicht verliebt", erzählt Baker. Sätze wurden überarbeitet und korrigiert, er wolle ja schließlich nicht wirken, als sei er unglücklich mit seinem Erfolg. Und dann kam das dritte Album. Der Sprung über den Zaun zurück in die persönliche Freiheit, soweit das eben geht.

Da sei zum Beispiel diese sehr coole Beziehung im Sommer 2014 gewesen, eine Sommerliebe. Vier Songs schrieb er über sie. "Jedes Mal, wenn ich singe, habe ich diese Bilder wieder im Kopf. Das ist echt", meint Baker, senkt seinen Kopf und beginnt zu singen "I dreamed you were here". Dass er insbesondere bei jungen Mädchen sehr beliebt ist, ist spätestens jetzt nicht mehr verwunderlich. Er war gerade in Berlin, als er den Song "White Room" schrieb. Träumte in der Nacht von seiner Liebe und schrieb die Erinnerung auf.

Dann wartete er auf einem Spielplatz neben dem Hotel auf seine Freunde, die wie Baker noch einige Nachwirkungen ihres Alkoholkonsums der vergangenen Nacht hatten. "Ich setzte mich dorthin, und es war einfach leer. Ich wollte genau beschreiben, wo ich bin, was ich mache und wie es ist."

Und wieder beginnt er zu singen: "A playground with no kids on it. In the middle of Berlin". So entstand "Everything We Do".

Am Donnerstag, 17. November, tritt Bastian Baker im "Musik & Frieden" an der Falckensteinstraße 48 in Kreuzberg auf, Tickets kosten 24 Euro

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