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Betrugsverdacht: Abiturienten bangen um Abschlussfahrt

Kurz vor Reiseantritt wird einer Berliner Abi-Klasse die Abschlussfahrt abgesagt. Jetzt ist das Unternehmen nicht mehr erreichbar.

Abiturienten der Gutenbergschule in Alt-Hohenschönhausen müssen offenbar auf ihre längst bezahlte Abschlussfahrt verzichten. Wenige Tage vor Reiseantritt wurde die geplante Reise an die Costa Brava vom Anbieter "Abi2Urlaub" abgesagt, wie die Schule auf Nachfrage der Berliner Morgenpost am Dienstag bestätigte. Doreen Kröber, Mutter von einer betroffenen Schülerin, ist überaus schockiert über den Vorfall. "Das Reiseunternehmen wurde den Schülern von einem Lehrer empfohlen." Zuvor sollen einige Abiturjahrgänge gute Erfahrungen mit dem Anbieter gemacht haben.

Für die kurzfristig abgesagte Reise sollen die etwa 30 Schüler der Klasse bereits jeweils 444 Euro bezahlt haben. Als die Abiturienten vom Reiseunternehmen dann nichts mehr hörten, haben sie zunächst im Hotel angerufen und dort erfahren, dass die Buchung der Zimmer storniert worden sei. Seit einer Woche versuchen die Schüler nun, den Geschäftsführer des Reiseveranstalters, Enrico Rudolph, zu erreichen. Bislang vergeblich. Wie eine der betroffenen Abiturientinnen der Berliner Morgenpost sagte, habe sie per Mail von der Absage der im Januar gebuchten Reise erfahren. In der Mail habe auch gestanden, dass die Schüler das Geld nicht zeitnah zurückbekommen werden.

2015 wurde das Gewerbe beim Amtsgericht abgemeldet

Das Unternehmen, das nach eigenen Angaben auf die Organisation von Abiturreisen spezialisiert ist, äußerte sich auf Anfrage der Berliner Morgenpost nicht zu dem Vorgang. Die Website www.Abi2Urlaub.de, auf der Reisen schon für 2017 angeboten werden, befindet im Wartungsmodus, ein Impressum ist nicht aufrufbar. Im Januar 2016 hat das Versicherungsunternehmen R+V die Insolvenzversicherung des Reiseanbieters gekündigt hat, wie ein Sprecher der in Wiesbaden ansässigen Versicherung bestätigte. Nur, wenn eine solche Versicherung besteht, haben die Kunden auch im Insolvenzfall die Sicherheit, dass ihnen bereits eingezahltes Geld wieder zurückgezahlt wird.

Fragen zur Seriosität des Anbieters werfen auch die häufig wechselnden Eintragungen im Handelsregister auf. Dreimal in den vergangenen sechs Jahren hat die Firma ihren Sitz umgemeldet, teilte das Amtsgericht Frankfurt (O.) auf Nachfrage mit. 2010 wurde sie mit der Adresse Max-Dohrn-Straße 8 in Charlottenburg neu angemeldet, im Januar 2015 wurde der Firmensitz in die Komturstraße 58-62 in Tempelhof verlegt. Doch schon im April folgte bereits die nächste Ummeldung: Dieses Mal erhält der Firmensitz die neue Anschrift Schönfelder Weg 3 im brandenburgischen Bernau.

Am 10. Juni 2015 wurde das Gewerbe schließlich beim Amtsgericht abgemeldet, da der Geschäftsbetrieb eingestellt worden sei. Ab diesem Zeitpunkt verliert sich die Spur. Laut Frank Kornblum, einem auf Reiserecht spezialisierten Anwalt, haben die Schüler bei einer nicht erfüllten Leistung Anspruch auf Rückerstattung des Reisepreises. Hinzu kommt noch ein Entschädigungsanspruch für die entgangenen Urlaubstage. Kornblum macht indes den Betroffenen wenig Hoffnung auf eine zügige Rückzahlung des Reisepreises. Der Geschäftsführer von "Abi2Urlaub" müsse zwar als Einzelperson für das eingezahlte Geld haften. Ist die Summe allerdings nicht verfügbar oder meldet der Geschäftsführer sogar Privatinsolvenz an, drohe ein jahrelanger Prozess.

Statt Hotel am Mittelmeer, Zelten in Deutschland

Damit die Abschlussreise zum Schulende nicht ganz ausfalle, sei die Mehrzahl der Abiturienten der Gutenbergschule nun Zelten in einen deutschen Ferienort gefahren, berichtet Doreen Kröber. Nach ihrer Rückkehr wollen die Schüler dann einen Brief an den Reiseanbieter schreiben, um ihre Forderungen geltend zu machen.

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