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Josefine Preuß "Ich kann jetzt auch die pathologische Sacknaht"

Schauspielerin Josefine Preuß über ihre Rolle im zweiten Teil des Oliver Berben-Films „Hebamme", der am 16. Februar ausgestrahlt werden wird.

Josefine Preuß duzt. "Möchtest du eine Zigarette?", sagt sie und bietet eine ihrer Zigaretten an. Schlicht gekleidet lehnt sie sich an eine Mauer des "Café Fleury" in Mitte. Obwohl es kaum über zehn Grad sind, zieht sie für die Fotos des Termins ihren Wintermantel aus.

Am 16. Februar wird die 30-Jährige um 20.15 Uhr zum zweiten Mal als Hebamme Gesa auf Sat.1 zu sehen sein. Der erste Teil "Die Hebamme" wurde 2014 veröffentlicht und ist eine Verfilmung des gleichnamigen Romans von Kerstin Cantz. Preuß spielt die weibliche Hauptrolle, eine ehrgeizige Frau, die sich im 19. Jahrhundert in einer männerdominierten Welt durchsetzt und Medizin studiert.

Preuß selbst wollte keine Schauspielerin werden, sagt sie. "Irgendwie war ich immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort." Bei der zweiten Staffel von "Türkisch für Anfänger" sei ihr bewusst geworden, dass das nun ihr Job ist. Die Frage, was sie einmal machen möchte, wenn sie groß ist, hatte sich beantwortet.

Ihren Beruf hat Josefine Preuß nicht - wie inzwischen die meisten ihrer Kollegen - an einer Schauspielschule gelernt. Ihr Studium an einer privaten Hochschule, deren Name sie nicht verraten möchte, hat sie bereits nach dem dritten Semester abgebrochen. Der Unterricht sei ihr zu theoretisch gewesen, sagt sie. Preuß wollte lieber drehen. "In jedem freien Moment habe ich einfach meinen Kollegen zugeschaut. Und dabei eine Menge gelernt."

Als sie erfährt, dass es eine Fortsetzung der "Hebamme" geben soll, freut sich Preuß: Sie finde es spannend, historische Filme zu drehen, die in einer Zeit spielen, in der sie nicht gelebt hat, sagt sie. "Das ist wie ein Abenteuerspielplatz." Außerdem sei sie von der Rolle selbst fasziniert, sagt Josefine Preuß. "Ich finde es mutig, dass wir eine weibliche Hauptrolle im deutschen privaten Fernsehen mit Schwächen zeigen, wie in Gesas Fall der Drogenkonsum. Wir brechen den makellosen Sympathieträger", sagt sie und zieht an ihrer Zigarette.

Das Team, zu dem auch ihre Schauspielkollegen Alicia von Rittberg und Johannes Nussbaum zählen, sowie der Drehort Prag seien für sie mittlerweile zu einer zweiten Heimat geworden. "Drehzeit ist Lebenszeit und die möchte ich mir immer mit netten Leuten schön machen", sagt sie. In die Stadt habe sie sich einfach verliebt. Sogar ein bisschen Tschechisch hat sie schon gelernt. Es reiche zumindest für eine Bierbestellung, so Preuß.

Um das Filmerlebnis möglichst realistisch wirken zu lassen, wurden die Darsteller der "Hebamme II" medizinisch und historisch unterrichtet. Es begann mit der Frage, wie ein Skalpell gehalten wird und endete mit dem Zusammennähen von Schweinebäuchen. "Ich kann jetzt die Einzelnaht, die fortlaufende Naht und die pathologische Sacknaht." Ekel verspüre sie bei solchen Szenen in der Regel nicht, ganz im Gegenteil. Das liege vor allem an den Maskenbildnern. Zwar habe es eine Szene gegeben, in der ihr schlecht geworden sei - aber solche Reaktionen nutze sie für ihr Spiel. "Schön ist es, wenn ein Film Emotionen hervorrufen kann, sei es Ekel, Grusel, Freude oder Trauer", sagt Preuß.

Jetzt warte sie auf die Premiere des Films: Denn damit ist ihre Rolle als Gesa erst einmal vorbei. Wenn es nach Preuß ginge, würde sie gern noch einen weiteren Teil des Films drehen. "Gesa hat als Hebamme begonnen, studierte dann Medizin - ich würde sie schon gerne als Ärztin sehen."

Die Zigarette liegt mittlerweile ausgedrückt im Aschenbecher. Mit einem kurzen Blick auf die Uhr verabschiedet sich die Schauspielerin. "Ach, übrigens, sollte dir etwas passieren, näh ich dich wieder zusammen. Es bleiben auch keine Narben zurück", sagt Josefine Preuß, lacht und läuft los in Richtung Tram.

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