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Der Visionär: Überlegungen zu Victor Papanek

Design ist mehr als nur Gestaltung. Design ist ein Prozess – der im Idealfall die Welt ein bisschen besser macht. Es liegt auch an Victor Papanek, dass uns dieser Gedanke heute völlig normal vorkommt. Das Vitra Design Museum zeigt nun mit „Victor Papanek – The Politics Of Design“ Werk und Erbe des Mannes der mehr war als nur ein Designer. Ein Text von Jochen Overbeck.

„Ob Wagenheber oder Raumstation, das Ding muss funktionieren, und zwar bestmöglich.“ Victor Papanek schrieb diesen Satz 1968 für einen Aufsatz im Magazin der skandinavischen Design-Studenten-Organisation SDO, in einer leicht abgeänderten Fassung erschien er später in „Design For The Real World“, jenem Buch, das Papaneks Ruf als einer der wichtigsten Designer des 20. Jahrhunderts begründete. Der Satz mag wie eine Binsenweisheit klingen, aber er ist es nicht. Zunächst einmal, weil jeder Produkte kennt, die nicht lange halten. Der Wasserkocher, bei dem schon nach einem Jahr der Griff abbricht. Das Ladekabel des Mobiltelefons, das irgendwann nicht mehr lädt. Vor allem aber, weil Design oft überhaupt nicht den Bedürfnissen des Menschen entspricht. Der Becher, dessen Henkel so klein ist, dass man ihn gar nicht halten kann. Die Kunststoff-Verpackung, die nur unter Brachialgewalt zu öffnen ist. Der Flugzeugsitz, der für Menschen ab einer Körpergröße von 1,75 zum Folterinstrument gerät. Papanek hat einen Satz notiert, der dazu auch ganz gut passt, eigentlich sind es zwei: „Es gibt Berufe, die mehr Schaden anrichten, als der des Designers. Aber viele sind es nicht.“

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