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Mit Low-Speed ins Internet: Ein Büro in Mitte dreht Däumchen

Im Norden des Berliner Hauptbahnhofs entsteht ein neues Viertel: Bisher lag in dem Gebiet kaum Breitband an

Im Norden des Berliner Hauptbahnhofes beginnt eine unbelebte Gegend. Hier, neben der vierspurigen Heidestraße, liegt im Herzen der Stadt das Architekturbüro "Centralstudio". Es ist in einem Gewerbehof versteckt: Ein heller, großzügig geschnittener Co-Workingspace in einem roten Backsteingebäude. Gute Verkehrsanbindung und moderne Arbeitsräume - optimale Bedingungen, dachte sich Landschaftsarchitekt Malte Stellmann, als er mit seinen Kollegen vor fünf Jahren in die Fabriketage einzog. Doch die Sache hatte einen Haken.

Keiner hatte angenommen, dass das Gebäude nicht über Breitband verfügenkönnte. "Wir hatten von Anfang an das Problem, dass wir kein DSL bekommen haben", sagt Malte Stellmann. "Es fand sich auch kein Betreiber, der es anschließen wollte." 

Däumchen drehen beim Hochladen

Seit fünf Jahren sind die Mitarbeiter deshalb dazu gezwungen, sich über LTE, dem mobilen Internet, zu verbinden. Dank der zentralen Lage in Berlin sei das LTE zwar viel verlässlicher als in den ländlichen Regionen in Brandenburg. Dennoch ist es manchmal eine Herausforderung für die kreativen Architekten und Designer, die oft Fotos und Entwürfe mit großem Datenvolumen verschicken müssen. Malte Stellmann dreht manchmal Däumchen beim Hochladen seiner Entwürfe: "Ich verschicke viele größere Grafiken gern mal mit 100 MB, das lade ich dann auf Server hoch, Mails packen das schon nicht mehr und je nachdem wie die Verbindung ist, dauert das manchmal schon echt lange."


Musik hören nicht über das Netz

Es komme deshalb auch auf gegenseitige Rücksichtnahme an. Mitarbeiter, die während der Arbeit Musik über das Netz streamen, seien nicht so gern gesehen, sagt der 40-Jährige schmunzelnd.


Wirtschaftliche Verluste hätten die Mitarbeiter durch das Arbeiten mit LTE aber nicht. Nur das Internet selbst sei eben teurer. Statt Monatsabo für eine Breitbandleitung limitierte Datenpakete für das mobile Internet. Doch die Gegend sei die langen fünf Jahre für die Netzbetreiber unattraktiv geblieben, so der Landschaftsarchitekt.


Baustellen geben Grund zur Hoffnung

"Also am Anfang, als wir hier her gezogen sind, gab es hier ein zwei Architekturbüros und eine Tankstelle, rechts und links Brachflächen, da würde ich auch erstmal kein Kabel verlegen." 


Inzwischen hat die Gegend hat viel Potential. Große Plakate von Immobilienfirmen verkünden die Entstehung von modernen Bürokomplexen, Hotels und Eigentumswohnungen, überall wird gebaggert und gebaut. Vorn, auf der Heidestraße liegt schon DSL an. Doch die Verbindung zum Hinterhof fehlt nach wie vor.


Lange kann es also nicht mehr dauern: In wenigen Wochen soll das schnelle Internet endlich kommen. Stellmann und seine Kollegen bleiben erstaunlich geduldig, sie sind es schon gewohnt. Viel ändern wird sich dann mit dem Breitbandanschluss nicht. Nur schneller wird es gehen: "Es wird insgesamt weniger Seufzer im Büro geben, dass das Netz gerade wieder so langsam ist. Hoffe ich!"






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