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Teil 3: Sind die anderen Südeuropäer ein gutes Vorbild?

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Wir machen diese Woche den Faktencheck. Was ist dran an den Aussagen? Heute: Spanier, Portugiesen und Iren - sie sind raus aus der Krise. Das hätten auch die Griechen schaffen können, hätten sie nur gewollt!

„Die Krisenstaaten Europas sind untereinander nur schwer miteinander zu vergleichen,“ sagt der Europaexperte der Deutschen Bank, Nicolaus Heinen. Und das hat viele Gründe, siehe zum Beispiel Irland. „Irland ist ein Land mit einer Bankenkrise und nicht mit einer grundsätzlichen Strukturkrise“
sagt Ökonom Wolf Schäfer. Die Probleme sind also nicht die gleichen; Irland war schon vor der Krise ein moderner, gut laufender Staat. Die Wirtschaft ist wettbewerbsfähig, der Export hoch. Dank niedriger Gewerbesteuern und wenig Regularien ist Irland attraktiv für ausländische Direktinvestitionen. Dadurch konnte das Land nach dem Platzen der Immobilienblase und der anschließenden Bankenkrise schnell wieder wachsen, Geld am Kapitalmarkt aufnehmen und Staatsschulden abbauen.

In Griechenland funktioniert selbst die einfache Verwaltung nicht, die Wirtschaft wird von der Binnennachfrage getragen, nicht von Exporten, und die ausländischen Direktinvestitionen waren schon immer gering, seit 2013 sogar negativ. Hier hat Griechenland besonders die politische Debatte über einen sogenannten Grexit geschadet. „Durch diese politische Unsicherheit hat Griechenland viel seiner wirtschaftlichen Dynamik eingebüßt,“ sagt Jens Boysen-Hogreve vom Institut für Weltwirtschaft in Kiel. Wer investiert schon in einem Land, das jederzeit aus dem Euro fliegen kann?

Und: Griechenland musste in kurzer Zeit viel umfangreichere Spar- und Reformmaßnahmen umsetzen als die anderen Länder. „Die Anpassung war die größte im Verhältnis zu den anderen Ländern und die politischen Schwierigkeiten diese Anpassung durchzusetzen, waren die größten. In Griechenland haben wir inzwischen den fünften Ministerpräsidenten seit Ausbruch der Krise.“ Und keiner von ihnen wollte wirklich die Verantwortung für die unbequemen aber notwendigen Strukturreformen übernehmen. Dazu der Deutsche-Bank Europaexperte Nicolaus Heinen: „In Spanien, Portugal und Irland, da gab es in den letzten Jahren immer einen Moment der Selbsterkenntnis. Die Bevölkerung dieser Länder hat erkannt, dass die Krise in erster Linie Problemen geschuldet war, die hausgemacht waren. In Griechenland ist das nicht der Fall. Man erachtet sich immer noch zu sehr als Opfer. Und so lange kann sich das Land nicht reformieren, solange man die Schuld bei anderen sucht.“