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Apostile

Liebe Tochter, viel Glück!

Nächste Woche ist es wieder soweit: der bekannte 8. März steht vor der Tür. Seit dem 1. Weltfrauentag sind um die 100 Jahre vergangen. Geändert hat sich seither alles und nichts.

Vor allem am Balkan wird dem 8. März eine große Rolle zugesprochen. Vermutlich weil viele Frauen an den restlichen Tagen im Jahr nicht viel zu melden haben. Wie auch immer, es ist ein netter Brauch und wir freuen uns alle über Blumen, Schokolade und Aufmerksamkeit. Es vergeht kein Jahr an dem ich den tollen Frauen in meinem Leben nicht zu ihrem Ehrentag gratuliere und meiner Oma und meiner Mama Blumen schenke. Vermutlich wird meine Tochter das ebenso für mich tun.

Doch wenn frau beginnt über die Hintergründe des Weltfrauentags zu grübeln, kommt sie hoffentlich schnell zur Frage: “Was hat sich seit den Anfängen eigentlich geändert?” Eventuell auch “Was liegt noch vor uns?” Ich stelle mir am 8. März folgende Frage: “Was soll ich meiner zukünftigen Tochter über das Frau-Sein beibringen?”

Ich möchte sie so erziehen, dass sie weiß wie viel sie wert ist und dass sie alle Rechte der Welt hat und ihr alle Türen offen stehen. Doch je selbstbewusster ich sie erziehe, umso entsetzter wird sie sein, wenn sie in eine Situation kommt in der ihr klar wird, dass sie für manche “nur eine Frau” ist. Sie wird geschockt sein, wenn ihr ein alter Sack an den Hintern fasst, weil er denkt er habe das Recht dazu. Vielleicht heult sie sich in den Schlaf, wenn sie an einen Typen gerät, der sie reihenweise betrügt, weil Männer das nunmal dürfen. Möglicherweise verbietet ihr einer den Mund, weil Mädchen keine Intelligenz und Meinung haben können. Sie wird frustriert sein, weil ihr nicht die Stärken und Fähigkeiten eines Mannes zugeschrieben werden. Ich werde ihr auch nicht erklären können warum sie weniger verdient als ihr Kollege.

Das einzige was ich für sie tun kann, ist ihren Vater auszusuchen: einen Mann, der sie und mich liebt und respektiert und von dem sie lernen kann, wie sich ein richtiger Mann einer Frau gegenüber verhält. Ich werde ihr mitgeben, dass sie nichts weniger wert ist als ein Mann und dass sie sich niemandem beugen muss. Doch die Schwierigkeiten an die sie stoßen wird, muss sie dann alleine meistern. Und sie wird an Grenzen stoßen. Auch über 100 Jahre nach dem ersten Weltfrauentag.