Ob Kochbuch, Koch-Show, Blog oder Magazin: Ein überzeugendes Foodstyling ist schon die halbe Miete. Aber was gehört eigentlich alles in den Aufgabenbreich eines Foodstylisten?
In einem unscheinbaren Gewerbe-Hinterhof in Eimsbüttel betreibt Foodstylistin und Köchin Eliane Neubert eine Miet-Location für Workshops, Fotoshootings oder auch Küchenpartys. Seit 2014 ist sie außerdem Teil des NDR-Teams von „Mein Nachmittag". Dort kocht sie zusammen mit den Moderatoren live im Studio schnelle und einfache Gerichte. Wir haben mit Eliane „Elli" Neubert über gutes Set-Styling, störrische Salatblätter und ihre Liebe zum Kochen gesprochen.
Elli, wie wird man Foodstylistin? Wie war dein persönlicher Weg?
Foodstyling ist kein klassischer Ausbildungsberuf, doch viele meiner Kollegen haben einen Küchenbackground. Bei mir lief das etwas anders: Ich habe viele Jahre in Hamburger Werbeagenturen gearbeitet. Sehr gern und sehr, sehr viel. Doch dann kam mein 30. Geburtstag auf mich zu - Hand in Hand mit einem Burnout. Mir wurde klar: Ich muss hier raus. Also hängte ich die Werbung an den Nagel und tingelte zunächst ein Jahr zwischen Restaurant, Kochschule und Versuchsküche hin und her. Heute koche ich beim NDR, entwickle Rezepte für die Werbung und Editorials und setze Gerichte für Fotos und Videos in Szene. Außerdem habe ich mit „ellisKÜCHE" ein 150 Quadratmeter großes Studio in Eimsbüttel aufgebaut, das ich für Events, Dreharbeiten, Fotoproduktionen und Workshops vermiete. KEINE Ahnung, wie das passiert ist ...
Wie lange dauert es durchschnittlich, ein Gericht in Szene zu setzen?
Das kann man so pauschal gar nicht sagen. Es gibt Easy-peasy-Motive, die in wenigen Minuten einfach da liegen und schön aussehen. Und dann gibt es die kleinen Biester, die sich scheinbar sträuben: Saucen verlaufen, Kräuter werden schlapp, Salatblätter stehen störrisch in falsche Richtungen ab, Fleisch wird grau ... Oft sind das genau die Motive, von denen man dachte: Komm, das heben wir uns für den Schluss auf, das ist ein Selbstgänger.
Worauf kommt es an?
Im besten Fall überlegt man schon bei der Rezeptentwicklung, welche Zutaten nicht nur geschmacklich, sondern auch optisch harmonieren. Gutes Set-Styling darf auch nicht fehlen, denn das schönste Gericht kann auf dem falschen Teller sehr, sehr traurig aussehen. Und mindestens so wichtig wie mein Essen ist der Fotograf und sein Licht.
Inwiefern hat sich der Look von Foodstylings in den letzten Jahren verändert?
Zum Glück geht der Trend in der Küche wie auf dem Teller in Richtung Natürlichkeit. Dabei ist es fast schwieriger, Gerichte „ungestyled" und trotzdem appetitlich aussehen zu lassen. Ich arbeite gerne so, dass man alles nach dem Shooting aufessen kann. Und nein, ich nutze weder Haarspray noch Altöl.
Den Job von Foodstylisten übernehmen immer mehr Leute, die nicht vom Fach sind. Wie stehst du dazu?
Ich denke, es kommt auch auf die Liebe zum Kochen an und auf den Respekt vor den Zutaten. Leidenschaft und eine kleine Prise Talent bringen oft mehr als eine freudlose Ausbildung in irgendeiner Küche.
Deine schönste Anekdote als Foodstylistin?
Wir haben mal Kaffee fotografiert. Mit Crema und Milchschaum und allem Pipapo. Was habe ich mir einen Kopf gemacht! Teppichreiniger, Rasierschaum, Sahnesteif, Tortencreme. Ich hab rumtelefoniert, geschwitzt, gerührt, gemixt, geschüttelt. Und was haben wir am Ende genommen? Milchschaum. Sah am besten aus.
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