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Kapitän Schwandt zieht den Hass Rechter auf sich

Bild: Christian Charisius (dpa)

"Ich positioniere mich ganz klar gegen rechts - kompromisslos." Der Satz kommt wie aus der Pistole geschossen. Jürgen Schwandt ist Seebär, Reisender, Buchautor ("Sturmwarnung") und Kolumnist. Als Kapitän hat er sein Leben lang die Weltmeere befahren.


Es gibt wohl kaum einen anderen 80-Jährigen, der mehr Follower auf Facebook hat, als "Der Kapitän", wie ihn seine Freunde nennen: 140.000 Menschen folgen dem schnurrbärtigen Blogger. Denn er äußert sich zu ziemlich allem und jedem auf der Welt, von Labskaus über Donald Trump bis hin zu Pegida und der AfD. "Im schlimmsten Hafenpuff von Rotterdam ging es sachlicher zu als in mancher Kommentarspalte der AfD", postet er. Spitz, direkt und immer mit einem Augenzwinkern.


Er appelliert für mehr Menschlichkeit und Unterstützung für Flüchtlinge. "Wir brauchen mehr Toleranz, anders geht's nicht", sagt er. Ihn ärgert es, dass viele Menschen voller Vorurteile seien, obwohl sie noch nie mit Flüchtlingen in Kontakt getreten sind.

Auch privat unterstützt Kapitän Schwandt unterschiedliche Initiativen. Er war zudem Pate einer albanischen Flüchtlingsfamilie, die mittlerweile auf eigenen Beinen steht. Er glaubt an einen Sinneswandel in der Gesellschaft. "Rechte Hardliner werde ich wohl nicht mehr überzeugen können", sagt er. "Aber ich hoffe, dass ich diejenigen zum Nachdenken bringe, die noch nicht wissen, wie sie sich politisch positionieren sollen."


Beleidigungen, Hassbriefe, Drohungen

Doch die Facebook-Fans kontaktieren ihn nicht nur wegen seines Engagements für die Flüchtlinge, sondern auch wenn es um Eheprobleme oder andere Lebensfragen geht. "Eine Art Briefkastenonkel bin ich mittlerweile", sagt Schwandt und zwinkert. Er selbst ist seit 45 Jahren verheiratet. Kinder hat er nicht. Dafür habe es nie Zeit gegeben.

Seinen Weisheits-Status hat der Seebär der eigenen Geschichte zu verdanken, das liest sich aus dem Buch " Sturmwarnung" heraus. Mit 16 Jahren heuerte Jürgen Schwandt das erste Mal auf einem Schiff an. Er wollte fort aus dem zerbombten Hamburg, weg vom eigenen Vater, der überzeugter Nationalsozialist war.

Schwandt befeuert Debatten auf seiner Facebook-Seite. Doch er zieht mit seiner konfrontativen Art auch die Aufmerksamkeit von Gegnern auf sich: Beleidigungen, Hassbriefe, Drohungen - insbesondere von Menschen, die der NPD nahestehen. Gegen einige muss er rechtlich vorgehen.

Wenn man Kapitän Schwandt fragt, welchen Ort auf der Welt er am liebsten bereist hat, ist die Antwort klar. "Die Karibik, vor allem Havanna, das Seefahrer-Paradies mit seinen hellbraungebrannten, warmherzigen Schönheiten." Doch für lange Reisen sei er leider zu alt geworden. Dafür geht es dieses Jahr auf eine Kreuzfahrt nach England und Schottland, danach ins östliche Mittelmeer. Denn Entspannen kann der Kapitän am besten auf dem Schiff.

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