Erstmals tagt die Jahreskonferenz der International Association of Maritime Economists (IAME) in Hamburg. Bei der Veranstaltung vom 23. bis zum 26. August diskutieren Wissenschaftler und Fachkundige neue Entwicklungen in der Schifffahrt.
Aber es gibt auch Herausforderungen, mit denen die Branche kämpft,
erklärt Jan Hoffmann, Präsident der IAME und Chef im Bereich
Handelserleichterungen bei der Welthandels- und Entwicklungskonferenz
(UNCTAD).
Frage: Worum geht es in der Konferenz genau?
Antwort:
Bei der Veranstaltung steht der wissenschaftliche Austausch in der
Schifffahrt im Vordergrund. Die Teilnehmer sind Forscher, die unabhängig
von jeglichen Wirtschaftsinteressen über Finanzierung, Kapazitäten und
Umweltvorschriften diskutieren. Die Schifffahrt gewinnt zunehmend an
Bedeutung, muss sich aber auch neuen Herausforderungen stellen, weshalb
dieser Austausch wichtig ist. Im Handel bleibt das Schiff weiterhin mit
das wichtigste Transportmittel und Deutschland eines der größten
Handelsländer der Welt, was oftmals nicht sofort erkennbar ist. Denn
viele deutsche Schiffe haben ausländische Mannschaften oder fahren unter
der Flagge anderer Länder. Dabei haben über ein Drittel der
Containerschiffe deutsche Eigentümer. Die großen Häfen in Hamburg und
Bremen sind wichtige Standorte für den Schifffahrthandel.
Frage: Wie sieht die Zukunft der Schifffahrt aus und welche Probleme gibt es?
Antwort:
Dem Anspruch, alles schneller, günstiger und zuverlässiger zu liefern,
muss auch die Schifffahrtsbranche gerecht werden. Im Vergleich zu
anderen Transportmitteln kann das Schiff im Bereich Geschwindigkeit
nicht mithalten. Dafür ist es jedoch gemessen am CO2-Ausstoß
pro Tonne pro Kilometer immer noch das umweltfreundlichste
Transportmittel für den Handel. Aufgrund dieses Umweltvorteils wird die
Schifffahrt auch zukünftig gebraucht.
Das Problem ist die Größe
der Schiffe. Heute kann ein Containerschiff bis zu 20.000 Container voll
mit Ladung transportieren, die Tendenz steigt. Daran müssen sich sowohl
internationale als auch deutsche Häfen anpassen - ob dies zum Beispiel
in Hamburg durch die Elbvertiefung bewerkstelligt wird, ist fraglich.
Die einzig richtige Lösung für die großen Schiffe bleibt laut Experten
aus. Große Schiffe sind mit steigenden Kosten verbunden - zumindest für
die Landseite. Demnach profitiert nur die Seeseite, also die Reedereien
von den immer größer werdenden Schiffen, während für die öffentliche
Hand und die Häfen zusätzliche Kosten entstehen.
Frage: Was ist die neueste Entwicklung in der Schifffahrt?
Antwort:
In der Automobilbranche kennt man bereits das Konzept des unbemannten
Fahrens. Doch auch die Technologie für das unbemannte Steuern von
Schiffen ist bereits vorhanden. Theoretisch könnten Schiffe nun
kapitänslos die Weltmeere befahren. Dass dies in absehbarer Zukunft auch
in der Praxis geschehen wird, ist umstritten. Denn dazu muss zuerst die
Internationale Schifffahrts-Organisation (IMO) der Vereinten Nationen
zustimmen. (dpa)
Zur Person
Jan Hoffmann (51) arbeitet seit dreizehn Jahren bei der Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung (UNCTAD). Seit neun Jahren ist er Chef für Handelserleichterungen. Der Bereich fördert insbesondere den Handel in Entwicklungsländern. Vor zwei Jahren wurde er zum Präsidenten der Konferenz der International Association of Maritime Economists (IAME) gewählt. Vorher hat er sechs Jahre in Chile bei der Wirtschaftskommission für Lateinamerika und die Karibik (ECLAC) gearbeitet. Hoffmann wurde in Stade geboren und hat in Barcelona und Hamburg studiert, wo er in Philosophie und Wirtschaft promovierte.
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