Seit Monaten wird im Haus saniert, die Mieter leben auf einer Baustelle. René Klein geht juristisch gegen die Eigenbedarfskündigung vor.
Der Vermieter eines Hauses am Frankfurter Schaumainkai meldet Eigenbedarf an. Die Bewohner sollen deshalb ausziehen, wehren sich aber juristisch. Was folgt, ist ein zähes Ringen um Recht.
Wenn der Ärger und die Frustration von René Klein einen Farbton hätten, wäre er blau. Egal ob der 37 Jahre alte Familienvater morgens aus dem Haus geht oder am Nachmittag von seinem Arbeitsplatz im Bahnhofsviertel zurück kommt - immer wieder erinnert ihn das Blau an den zermürbenden Streit mit seinem Vermieter. Möchte der Betriebswirt seine Wohnung am Sachsenhäuser Mainufer betreten, muss er sich an einem Anhänger vorbei zwängen, den der Vermieter dort unmittelbar vor der Haustüre abgestellt hat. Von der blauen Plane aus springt René Klein dann folgende Ankündigung ins Auge: „Wir kaufen Mehrfamilienhäuser im Rhein-Main-Gebiet. Schnelle Prüfung und Abwicklung garantiert! Gerne auch Problemimmobilien."
Kleins Wohnung am Schaumainkai ist Teil einer solchen „Problemimmobilie." Der Vermieter möchte das Haus umbauen und die bisherigen Mieter los werden - die Bewohner erhielten Ende 2018 Eigenbedarfskündigungen, die laut Eigentümer gerichtlich anerkannt wurden. Klein aber wehrt sich dagegen und hat in seine Wohnung geladen. Dort folgt der nächste Blauton. Denn zusätzlich zum Streit um die Kündigung, sind die beiden Seiten wegen monatelanger Bauarbeiten im Zwist: Seit Dezember 2018 stehe nun ein Baugerüst an der Fassade, das in einen Sichtschutz gehüllt ist und durch den nur bläuliches Licht in das Wohnzimmer von Familie Klein dringt. Klein deutet auf das Gerüst und lacht dabei. Er lacht, nicht weil er die Situation witzig, sondern absurd findet. „Gearbeitet wird auf dem Gerüst so gut wie nie. Es steht dort aus reiner Provokation", sagt er. Mehr als ein halbes Jahr zieht sich der Konflikt nun hin. Schon die Wortwahl zeigt, wie aufgeladen das Thema Wohnraum in Frankfurt mittlerweile ist. René Klein spricht von „Kleinkrieg". Aufgeben möchte er aber nicht.