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Schulz und Scholz brauchen einander

Quo vadis SPD? Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (links) und Parteichef Martin Schulz sind uneins.

Während Martin Schulz zusammen mit der Basis die SPD runderneuern will, meldet sich plötzlich einer der klügsten Köpfe der Partei zu Wort: Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz. Der SPD-Vize fordert eine „schonungslose Betrachtung der Lage" und wirbt für einen pragmatischen Kurs der Sozialdemokraten, der Wirtschaftswachstum und soziale Gerechtigkeit verbindet. Schulz pocht auf „Mut zur Kapitalismuskritik", sieht die Partei weiter links.

Das Problem ist: Scholz verfügt nicht über das nötige Charisma und die Emotionalität, um die Basis mit seinem Programm hinter sich zu vereinen. Er ist ein Technokrat, ein Intellektueller. Ihm fehlt all das, was Martin Schulz hat, denn Schulz ist empathisch, so etwas wie der Arbeiter in der Partei, die er als Kanzlerkandidat retten sollte. Was zunächst gut aussah, ist krachend gescheitert. Trotzdem hat er sich für den Wiederaufbau zur Verfügung gestellt. Das ist ihm hoch anzurechnen, aber dem SPD-Chef fehlt alles, was Olaf Scholz hat. Zu sagen, dass er nicht die notwendige politische Expertise hat, wäre anmaßend. Trotzdem kann er sie nicht so konkret vermitteln, wie Olaf Scholz es kann.

Einen solchen Konflikt kann die Partei, kann Martin Schulz nach der Wahlniederlage nicht brauchen. Er will und muss die SPD neu ausrichten. Wie das gehen kann, hat ihm Scholz aufgeschrieben. Beide müssten sich bis zum Parteitag im Dezember auf eine Linie verständigen. Chef Schulz und Vize Scholz könnten sich in ihrer Unterschiedlichkeit gut ergänzen - sie brauchen einander.

Scholz rechnet mit der SPD ab
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