Schau mal, was da auf dir krabbelt!
Iiiieeh, wir sind total verkeimt. Mikroben wuchern auf und in uns. Doch was eklig anmutet, ist lebensnotwendig. Ein Blick in unser Mikrobiom
Das Mikrobiom
Was Mediziner Mikrobiom nennen, umfasst all unsere mikroskopisch kleinen Mitbewohner: Viren, Pilze und vor allem Bakterien. Sie kreuchen und fleuchen an den verschiedensten Körperstellen, meist in Symbiose mit unserem Organismus.
Die Masse macht's
Wo verstecken sie sich?
Im Darm und im Zahnstein sind Billionen von Keimen zu Hause, im Speichel, auf der Haut, in der Vagina und im Mund sind es Milliarden.
Vielfalt hält gesund
Bakterien, Viren und Pilze - unseren Körper teilen wir uns mit 38 Billionen Mitbewohnern. Eklig? Nein. Überlebenswichtig. Lernen Sie Ihr Mikrobiom kennen.
Die Geschichte der Wissenschaft ist eine Geschichte der Kränkungen: Die meisten davon hat der Mensch sich selbst angetan. Einst das Ebenbild Gottes im Zentrum des Universums, schob Nikolaus Kopernikus die Erde an den Rand des Sonnensystems. Dann degradierte Charles Darwin den Menschen zum besseren Affen. Und nun, so scheint es, müssen wir einsehen, dass unser Körper nicht mehr uns allein gehört. Wir müssen ihn teilen - mit Billionen von Mikroorganismen, die auf und in ihm krabbeln, fressen und sich vermehren. Und das ist nicht etwa eklig. Es ist lebensnotwendig, nicht nur für die Mikroben, sondern auch für uns. Wir sind, in gewisser Hinsicht, abhängig von unseren winzigen Mitbewohnern. Wie genau, erklärt diese Kartengeschichte (oben).
Therapie der ZukunftDass wir billionenfach besiedelt sind, ist dabei keine wirklich neue Erkenntnis. Schon 1917 - vor genau 100 Jahren - hatte der Arzt Alfred Nissle sich intensiv mit der Darmflora beschäftigt. Er wunderte sich, dass von den Soldaten, die im Ersten Weltkrieg im Dreck der Schützengräben und Feldlager, wo es kein sauberes Trinkwasser gab, einer nicht an Durchfall erkrankte. Seine Idee: Dieser Soldat müsse besonders viele oder besonders starke Darmbakterien haben, die sich erfolgreich gegen schädliche Keime wehren. Und so begann er, aus seinem Stuhl eine Bakterienkultur herauszufiltern, die später Nissles Namen erhielt: Escherichia coli Nissle. Ein Medikament aus diesen E.-coli-Bakterien verabreichte er Durchfallkranken - es half. Damit hatte er das erste Probiotikum erfunden.
Inzwischen ist die Forschung zum Mikrobiom angesagter denn je (siehe Grafik). Tausende Studien beschäftigen sich jedes Jahr damit, was die Bakterien in uns mit uns anstellen: Welche Zusammensetzung hält uns gesund, welche macht uns krank? Wie sieht eine gesunde Besiedlung mit Bakterien, Viren und Pilzen aus? Und kann man Krankheiten heilen, indem man das Mikrobiom eines Menschen verändert? Diesen Fragen widmet sich ZEIT ONLINE in den kommenden Wochen.
Mikrobiom
Dieser Artikel ist Teil der Reihe Leben auf dem Menschen. Hier stellen wir Ihnen das menschliche Mikrobiom vor - es umfasst all die Bakterien, Viren und Pilze, die in Ihrem Darm, auf Ihrer Haut und in Ihren Lungen wimmeln, sich vermehren und dazu beitragen, dass wir gesund sind.
Bereits erschienen:
1) 38 Billionen Mitbewohner: Sie leben auf Ihnen, in Ihnen und um Sie herum: Bakterien, Viren und Pilze. Eklig? Nein. Überlebenswichtig! Dürfen wir vorstellen? Ihr Mikrobiom!
2) Lieber Keimschleuder als Allergiker!Zu steril ist ungesund: Wie wir leben, schadet der Mikrobenvielfalt im Körper. Das verwirrt das Immunsystem. Warum wir die Keime auch mal in Ruhe lassen sollten.
In den kommenden Wochen lesen Sie:
3) Psychokeime: Autismus, blutende Gefäßknäuel im Gehirn und Depression: Mikroben im Darm stellen Vorstufen von Botenstoffen her, die im Gehirn ihre Wirkung entfalten. Diktieren unsere Keime, wie glücklich wir sind?
4) Verkeimt und verräterisch - der mikrobielle Fingerabdruck. DNA war gestern. Schon heute interessieren sich Forensiker für die Viren, Bakterien und Sporen, die mutmaßliche Straftäter hinterlassen. Mikroben geben nicht nur preis, wo wir waren, sondern auch, was wir da gemacht haben.
5) Dicke Keime: Die Darmflora Adipöser ist besonders einseitig. Könnte es dünn machen, sie mit den Darmbakterien schlanker Menschen anzureichern? Was bei Mäusen schon funktioniert, könnte bald auch zur Therapie beim Menschen werden.
6) Das Geschäft mit dem Mikrobiom: Millionen werden jährlich mit Probiotika verdient, die unsere Darmflora reinigen oder stärken sollen. Der Großteil davon ist klinisch nicht geprüft. Schaden diese Pillen mehr als sie nützen?
Iiiieeh, wir sind total verkeimt. Mikroben wuchern auf und in uns. Doch was eklig anmutet, ist lebensnotwendig. Ein Blick in unser Mikrobiom
Das Mikrobiom
Was Mediziner Mikrobiom nennen, umfasst all unsere mikroskopisch kleinen Mitbewohner: Viren, Pilze und vor allem Bakterien. Sie kreuchen und fleuchen an den verschiedensten Körperstellen, meist in Symbiose mit unserem Organismus.
Die Masse macht's
Im Darm und im Zahnstein sind Billionen von Keimen zu Hause, im Speichel, auf der Haut, in der Vagina und im Mund sind es Milliarden.
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