7 subscriptions and 4 subscribers
Article

Schiff ankert am Buchheim-Museum

Das Schiff hat seinen letzten Hafen in Bernried erreicht - um bald wieder mit Leben gefüllt zu werden.


"Der letzte Hafen ist angelaufen", ruft Walter Eberl, der zuständige Bauunternehmer, feierlich, als die MS Phantasie in die Baugrube im Garten des Buchheim-Museums in Bernried gesetzt wird. Umringt von Kamerateams wird das Schiff Zentimeter für Zentimeter von einem gelben Baukran zurechtgerückt. Die Anwesenden wuseln freudig, aber auch ein wenig angespannt umher. Es ist eine lange Reise, die nun ihr Ende nimmt: Einerseits für die MS Phantasie, die, nachdem sie 60 Jahre auf dem Tegernsee und dem Starnberger See als treues Transportmittel und Blickfang gedient hat, ihren endgültigen Platz auf dem Land einnimmt. Andererseits für alle Verantwortlichen, die in den letzten Monaten eine wahre Organisationsreise durchgemacht haben.

"Das Schiff aus dem See zu ziehen, das war das Brisanteste", sagt Eberle, der bei der komplizierten Überführung des Bootes aufs Land mitgeholfen hat. Ursprünglich sei überlegt worden, das Schiff per Auto an Land von Starnberg nach Bernried zu transportieren, das wäre aber allein schon wegen der Breite des Schiffs schwierig geworden auf den Tutzinger Straßen, so Eberl. Deshalb habe man sich dann für den Seeweg entschieden. Aber auch nach dieser beschwerlichen Reise ist die Arbeit noch nicht ganz getan: Damit die MS Phantasie vom nächstem Jahr an als Malschule für Kinder fungieren kann, müssen Strom- und Wasserleitungen verlegt und Toiletten eingebaut werden.

Ministerialdirektor Alexander Voitl, der als Vertretung für den eigentlich erwarteten Finanz- und Heimatminister Albert Füracker erschienen ist, läutet die Schiffsglocke. Alles applaudiert. Die Übergabe der MS Phantasie an das Buchheim-Museum ist nun vollzogen. Der Vertrag, in dem der Kaufpreis von einem symbolischen Euro festgeschrieben ist, überreicht kurze Zeit später der Vorsitzende der Buchheim-Stiftung, Walter Schön, im Restaurant des Buchheim-Museums an den Geschäftsführer der Bayerischen Seenschifffahrt, Michael Grießer.

Durch die verglaste Wand des Restaurants kann man die Phantasie gut sehen. Jetzt steht sie fest im Boden. "Der Freistaat Bayern verabschiedet das Schiff mit einem lachenden und einem weinenden Auge", sagt Voitl in seiner Rede. "Wir freuen uns über die perfekte neue Verwendung, aber natürlich wird die Phantasie auf dem Starnberger See fehlen." Derzeit wird ein neues Schiff gebaut, das Barrierefreiheit und mehr Komfort bieten soll.

Der Platz der Phantasie ist weise gewählt: Von Bord kann man durch eine Schneise zwischen den Bäumen am Ufer direkt aufs Wasser blicken. Jetzt kann die Phantasie vom Trockenen aus auf ihren alten Arbeitsplatz schauen. Wobei für solch wehmütige Blicke gar nicht so viel Zeit sein wird. Voitl konstatiert: "Die Phantasie wurde am heutigen Tage nicht zur letzten Ruhe gebettet, sondern wird ab nächstem Jahr wieder mit neuem Leben gefüllt."

Original