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One Billion Rising : 250 Menschen tanzen in Niebüll gegen Gewalt | shz.de

Weltweite Tanz-Aktion gegen Gewalt an Frauen
Etwa 250 Menschen nahmen gestern in Niebüll an der weltweiten Anti-Gewalt-Aktion „OneBillion Rising“ teil
Alle vier Minuten wird in Deutschland eine Frau vergewaltigt, 42 Prozent aller Frauen leiden unter psychischer Gewalt und zwei von drei Frauen werden Opfer sexueller Belästigung. Lediglich 20 Prozent der Betroffenen nutzen die Hilfsangebote von Beratungsstellen.*Die weltweite Aktion „One Billion Rising“ setzt jedes Jahr mit einem einheitlichen Tanz ein Zeichen gegen diese Gewalt an Frauen und Mädchen. Niebüll war gestern das erste Mal als nördlichste Teilnehmerstadt Deutschlands dabei. Die Künstlerin Eva Ensler hatte die Tanzdemonstration vor acht Jahren in New York ins Leben gerufen. Jedes Jahr nehmen an die200 Städte teil.So versammelten sich auch in Niebüll gestern Vormittag um die 250 Menschen jeden Alters vor dem Diakonischen Werk, um tanzend für Gewaltlosigkeit zu demonstrieren. Für die Aktion hatten das Diakonische Werk Südtondern, das Familienzentrum und die Gleichstellungsbeauftragte des Amts Südtondern zusammengearbeitet. Besonders freuten sichdie Veranstalter auch über die Kooperationen mit der Gemeinschaftsschule und der Friedrich-Paulsen-Schule, die mit einigen Klassenstufen am Aktionstag teilnahmen. „Ich hatte von einer Kollegin von One Billion Rising erfahren und dachte mir direkt, warum nicht auch in Niebüll?“, berichtet Verena Rusche vom Familienzentrum Niebüll. Sie habe vielZuspruch auf ihren Vorschlag bekommen und hatte sich seit Anfang Januar intensiv mit der Verwirklichung beschäftigt. „Es hat Spaß gebracht mit allen zusammenzuarbeiten“, freute sich Rusche. Besonders dankbar sei sie Eugen Heimböckel und allen Ehrenamtlichen für die technische Ausstattung und Unterstützung. „Ich bin stolz, dass viele Leute dabei sind und gemeinsam ein Zeichen setzen.“Niebülls Gleichstellungsbeauftragte Sylke von Kamlah-Emmermann warnte, dass jeden dritten Tag eine Frau in Deutschland ermordet werde und es auch in Niebüll trotz der ländlichen Lage verhältnismäßig viel Beziehungsgewalt gebe. Die gestrige Aktion nutzte das Diakonische Werk deswegen auch, um Informationsmaterial für Betroffene auszulegen und auf die Beratungsmöglichkeiten aufmerksam zu machen. „Wir möchten mit unseren Einrichtungen Frauen einen optimalen Schutzraum vor dieser Gewalt bieten“, erklärte von Kamlah-Emmermann. Gewalt an Frauen erstrecke sich von körperlicher und sexueller Gewaltbis zu psychischer Gewalt. „One Billion Rising“ sei ein globaler Streik gegen diese Gewalt und ein Zeichen weltweiter Solidarität. „Niemand ist allein“, verkündete auch Verena Rusche bei der Begrüßung und weist auf die Hilfsangebote in Niebüll hin, die es an den Schulen und Beratungsstellen, wie der Frauenberatung oder dem Notruf Nordfriesland gibt. „Scheut euch nicht, diese Hilfe in Anspruch zu nehmen“, fügte sie hinzu, bevor Choreographin Sonja Stümer das Wort ergriff: „Ich stehe heute hier für alle Frauen, die ihre Träume verwirklichen wollen. Jeder hat ein Recht darauf!“, verkündete Stümer von der Bühne aus, bevor sie die Tanzschritte zum Lied „Break the Chain“ von Tena Clark zeigte. Unter ihrer Anweisung setzten alle gemeinsam ein tänzerisches Zeichen gegen Gewalt an Frauen: Die Hände zum Himmel für die Freiheit und ein aus Armen geformter Rahmen um den Kopf für die Schönheit eines Jeden.
*Quelle: Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben

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