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Stärkstes Mädchen der Welt

Alle lieben Pippi Langstrumpf und freuen sich, dass sie doch nicht zu ihrem Piratenpapa auf die „Hoppetosse“ zieht, um die Welt zu umsegeln. Foto: ial

Premiere der Freilichtbühne Hallenberg


Stärkstes Mädchen der Welt


Hallenberg. Das Stück sorgt für Heiterkeit, ohne den nötigen Tiefgang vermissen zu lassen.


ial - „Zweimal drei macht vier, widdewiddewitt und drei macht neune“ – diesen Ohrwurm trägt sicher noch der ein oder andere Zuschauer der Premiere von „Pippi Langstrumpf“ auf der Freilichtbühne Hallenberg mit sich herum. Kein Wunder, die erfrischende Inszenierung des Kultstücks bleibt bei Jung und Alt hängen.

Mia Mütze (11) ist eine Pippi Langstrumpf wie man sie sich vorstellt: verschmitztes Lächeln, kesser Blick, immer einen Spruch auf den Lippen – und natürlich hat sie auch die typischen Sommersprossen, die roten Zöpfe und das bunte Kittelkleidchen. Eben eine waschechte Pippilotta Viktualia Rollgardina Pfefferminz Efraimstochter Langstrumpf. Stilecht in Begleitung ihres Pferdes „Kleiner Onkel“ und ihres Hausaffen „Herr Nilsson“ – der „Kleine Onkel“ kommt übrigens aus Elsoff, heißt im echten Leben Mika und hat Spaß an der ganzen Sache: „Er stürmt immer schon freiwillig in den Anhänger, wenn wir nach Hallenberg wollen“, erzählte Besitzerin Marie-Elise Grauel, die den „Herrn Nilsson“ spielt. Diese waschechte Pippi nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn es darum geht, andere an ihrer eher unkonventionellen Sichtweise auf die Welt teilhaben zu lassen: was sieben plus fünf macht? Ist ihr „schnuppe“. Warum stellt die Lehrerin ständig Fragen, wenn sie die Antworten doch selbst weiß? Und warum soll ein kleines Mädchen bitteschön nicht allein mit seinem Pferd und seinem Affen in einer Villa wohnen? Wer braucht schon Vernunft und Spießigkeit – was für Pippi wirklich zählt ist Spaß am Leben, Freundschaft und Fairness.

Dabei ist sie nicht gemein oder böse, sie weiß es einfach nicht besser und hinterfragt deshalb alles. Wo sie sich durch ihre Abenteuerlust und Unbändigkeit bei ihren Freunden Tommy und Annika (Til und Lena Althaus) beliebt macht, da erreicht sie bei Erwachsenen genau das Gegenteil. Egal ob bei Nachbars Kaffeekränzchen, beim Einkauf in der Apotheke oder zu Besuch in der Mathestunde – überall sorgt Pippi für Wirbel und Empörung.

Allen voran hat es sich die schrullige Frau Prysselius (Monika Knecht) vom Jugendamt zur Mission gemacht, etwas gegen Pippis Unangepasstheit zu tun und will sie ins Heim stecken, was das kecke Mädel nun gar nicht einsieht. Sie kann nämlich sehr gut selbst auf sich aufpassen und zum Beispiel tollpatschige Einbrecher (Jannik Wölki und Louis Stöber) gekonnt austricksen und trantütige Polizisten (Ulrich Cappel und Bruno Mütze) zur Belustigung des Publikums an der Nase herumführen – Slapstick-Comedy vom Feinsten. Auch mit Schwergewichten wie dem „starken Adolf“ (David Schöttler) und einem wildgewordenen Bären (Leo Müller) kann es Pippi ohne Probleme aufnehmen – sie ist schließlich das stärkste Mädchen der Welt. Aber auch das stärkste Mädchen der Welt hat mal leise Momente.

Zum Beispiel wenn Pippi sich einsam fühlt und ihre Eltern vermisst. Auch diese Stimmung wird ganz wunderbar in einem Traum von Pippi gezeigt, in dem Lana Löwer, Elisa Stöber, Laura Briel, Ina Rachfahl und Tizia Cappel ein Lied darüber singen, wie sehr Pippi ihre Mama fehlt. Durch Szenen wie diese gewinnt das Stück an Tiefe. Regisseurin Bärbel Kandziora war es wichtig den Gegensatz von Leichtigkeit und Tiefgründigkeit zu zeigen, aber auch, dass beides nebeneinander existieren kann. Das zeigt Charakter – Pippi ist also nicht nur körperlich das „stärkste Mädchen der Welt“.

Das Stück kam bei den 638 Zuschauern an. „Es war unglaublich, für Kinder ganz toll“, konstatierte Familie Müsse aus Bad Berleburg – Familie Kelm aus Brilon haben Herr Nilsson und Kleiner Onkel am besten gefallen. Familie Schnorbus aus Hallenberg fand „Pippi Langstrumpf“ „überhaupt nicht langweilig. Es war viel Bewegung, die haben die ganze Bühne ausgenutzt.“ Familie Figgen aus Düdinghausen hat die temporeiche Inszenierung gefallen. „Andere Kinder und Tiere auf der Bühne zu sehen ist für Kinder immer spannend.“ Gut, dass noch weitere Aufführungen auf dem Programm stehen.

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