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Journalistische Qualität lässt sich messen - und die Schweiz zeigt wie | Übermedien

Der Ruf nach „Qualitätsjournalismus" und „Qualitätsmedien" ist ein Dauerbrenner. In ihrem jüngst veröffentlichten „Medien- und Kommunikationsbericht 2018" wertet die Bundesregierung die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten erst als Garanten für „Qualitätsjournalismus", um sie sogleich ihrer Pflicht zu gemahnen, dem hohen Qualitätsanspruch, der aus der Beitragsfinanzierung resultiere, auch gerecht zu werden.

Privatwirtschatliche Zeitungs- und Zeitschriftenverlage sehen ihre Produkte generell gerne als „Qualitätsmedien". Doch wie nachhaltig verliert ein „Spiegel" an Ansehen, wenn herauskommt, dass interne Qualitätskontrollen zur Faktenprüfung versagt haben? Und sinkt dann womöglich nicht nur das Vertrauen des Publikums in das betroffene Medium, sondern in „die Medien"?

Wer prüft - oder wer sollte prüfen -, wie gut oder schlecht die Qualität der Berichterstattung ist? Und wie sie sich im Laufe der Zeit ändert? Nach welchen Kriterien und mit welchen „Messgeräten" lässt sich journalistische Qualität überhaupt erfassen und bewerten? Und welche Perspektive auf die Medienqualität ist eigentlich die „richtige": die der Medienakteure - oder die der Medienkonsumenten?

International einzigartiges Rating

Auf diese Fragen gibt das Schweizer „Medienqualitätsrating" seit 2016 handfeste Antworten. Und das mit einer Methodik, die Kommunikationswissenschaftler und Journalismusforscher in Deutschland theoretisch gut finden, aber praktisch bisher nicht hinbekommen haben.

Die Macher

Das „Medienqualitätsrating" wird von der Stiftung Medienqualität Schweiz herausgegeben und durch mehrere Sponsoren aus der Industrie finanziell unterstützt (darunter kein Medienunternehmen). Analysen und Befragungen führen zwei wissenschaftliche Teams der Universität Zürich sowie der Universität Freiburg (Fribourg) durch, die ihre Datenerhebungen mit strengen Prüf- und Sicherungsschleifen wissenschaftlich validieren. Vor wenigen Wochen wurden die Ergebnisse des „MQR18" vorgestellt. Es ist nach 2016 die zweite Studie, sie soll im zweijährigen Rhythmus fortgesetzt werden.

Die Schweizer Wissenschaftler analysieren einerseits Texte und Sendungen von 50 Informationsmedien - für das 2018er Rating waren es rund 21.000 Beiträge. Die Analysen erfolgen anhand eines Kriterienkatalogs, der auf wissenschaftlichen Grundlagen und Definitionen zur Qualität von Informationsmedien basiert. Dazu gehören, wie viel eigene Leistung in der Berichterstattung zu erkennen ist, wie „relevant" sie für Diskurse und Meinungsbildung ist und wie gut sie Ereignisse und Geschehen einordnet.

Andererseits befragen die Forscher Rezipient*innen in einer repräsentativen Stichprobe, wie sie genau diese Qualitätskriterien bei den Medien wahrnehmen und bewerten. Indem sie Qualitätsanalyse und Qualitätswahrnehmung jeweils in Zahlenwerte ausdrücken und dann miteinander verrechnen, erhalten die Forscher eine Gesamtbewertung: das Medienqualitätsrating. Dieser integrierte Ansatz ist neu - nach Ansicht der Schweizer Forscher international einzigartig.

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