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Dada Art

Dada in New York 11.9.2001 - Foto: Homepage

Bevor ich Ihnen die Künstlerin DADA Katharina Trost näher vorstelle lassen Sie mich kurz auf die Geschichte der Performance eingehen:


Trotz aller Versuche, Performance zu einem Begriff künstlerischen Handelns zu machen oder gar als eine Kunstrichtung zu etablieren, ist sie durch die inflationäre Benutzung des Wortes in Werbung, Wirtschaft, Technik und Kultur hohl geworden. 


Performance steht (heute) für alles und nichts!


Es ist fast in Vergessenheit geraten, dass dieser Begriff aus der Arbeitswelt stammt und für eine „pflichtgemäß ausgeführte Arbeit“ steht. 

Von den frühen 70er Jahren an bezeichnete "Performance" ursprünglich eine Kunstrichtung der bildenden Kunst, bei der die Akzente auf Aktion, Prozessorientierte Arbeitsvorgänge und einem einmaligen, unwiederholbaren Ereignischarakter der Aufführung lag. 

Die Ursprünge dieser Strömung reichen freilich viel weiter zurück: 

mindestens zu den Avantgardebewegungen der 20er Jahre, in der DADA, Futurismus und Surrealismus  das Kunstschaffen außerhalb der Akademien und bald auch in Ihnen bestimmte.

Würden noch weiter zurückgehen und die Quellen zur Performance in der Kunst vergangener Jahrhunderte suchen, so wäre die "Umwertung der Werte" gegen eine etablierte Kunst-Sprache und damit eine Rebellion zum Beispiel schon in der "Commedia dell'Arte" des 16. Jahrhunderts zu finden. 

Die Rebellion gegen das Festgelegte, das sich Verhärtende in der Kunst erscheint so als eines der archetypischen Merkmale der Performance-Kunst. 

Als in den 70er Jahren Künstler ihre Aktionen „Performances“ nannten, wollten sie sich von traditionellen Vorgaben und Konventionen der Kunst befreien. 

Seitdem sind Performances zum Inbegriff künstlerischen Handelns und Strebens nach Selbständigkeit geworden. 

Geist und Sinn dieses Begriffs haben viele Bereiche des Lebens durchdrungen, und ebenso die ungebrochene Anziehungskraft zeigt, dass Performancekunst so etwas wie ein Joker in vielerlei Spielen ist.

 

Einen solchen Joker spielt die Künstlerin

Katharina Trost – genannt „Dada“ – Jahrgang 1967 –bei Ihren Performances aus

 

Lassen Sie mich kurz ihren Werdegang umreißen:

Sie hat eine Reihe von Ausbildungen absolviert bevor sie als fertige Damenschneidergesellin und Modedesignerin an die Freie Kunstschule in Stuttgart ging. Es folgte ein Studium an der staatlichen Akademie der bildenden Künste in Stuttgart wo sie über das Bühnenbild bei Professor Jürgen Rose schließlich zu Bildhauerei / Performance und Video-Kunst kam.

Unter Ihren dortigen Lehrern hatte die Professorin und Performancekünstlerin „Joan Jonas“ (jetzt in Havard) – als Mitbegründerin der Performance-Bewegung weltweit - wohl den größten Einfluss auf DADAs Werdegang. Sie fand in der „strengen Kritikerin“ eine „innerlich sehr offene“ Künstlerin, die „sich traute öffentlich zu denken“.

Der Professor und Performer „Ulay“ war die nächste prägende Station, denn er brachte seinen Schülern den spirituellen Weg des Zen Buddhismus näher. Er brachte aber auch ein Grundgerüst in seine Lehre ein, die seine Schüler bis heute beherzigen:  Hierzu gehört auch die präzise Planung einer Performance. 

Ihr dritter Lehrer Professor Thorwaldur Thorstenson wird von der Künstlerin als „sehr witzig“ bezeichnet, sein Credo war die „Leichtigkeit des Seins“. Von 1990 bis 2001 lassen sich für Katharina Trost einige Theaterarbeiten und Stücke anführen. Die Künstlerin erhielt Preise und kam über eine Begabtenförderung 1993 nach Barcelona. 

 

Darauf folgten Performances und Ausstellungen. 

Hierunter sind zwei die für unser heutiges Erleben von immenser Wichtigkeit sind und deren Werkstücke heute noch ausgestellt werden. Am 11. September 2001 veranstaltete Dada in New York die Performance  „Come to your sense“  und als Antwort auf das Erleben vom 11. September folgt 2002 die Performance  „The answer“ in Island. 

Und ihren  heutigen  Performances,  werden die Betrachter durch deren Kunsterleben als Gruppe ein Teil des Kunstwerks. Und zwar allein dadurch, das diese sich zur Aufführung  eingefunden haben und sich  damit dem Geschehen gestellt haben. 

Aber das Ende dieser Performance heißt nicht, das sie dadurch nicht mehr existiert. Zwar sind die Lose erteilt, wobei der eine das große und der nächste das kleine Los gezogen hat, mächtige oder auch schmerzhafte  Gefühle wurden verteilt – wie im richtigen Leben – und wir mussten uns damit abfinden …. Oder auch nicht!  Manches ging heftig an die Nieren und wieder anderes schlug uns auf den Magen, doch am Ende haben unsere Geschmacksnerven die Süße des Lebens spüren, essen und damit aufnehmen lassen.  

 

Das Flüchtige der Performance  wird im Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit zum Werkstück und erhält dadurch eine neue Qualität. So entstanden aus den Performances von Dada im Jahr 2004 die Filme 

„New York“ (13 Min.)  und "Island“ (15 Min.),

Hinzu kommen zahlreiche Fundstücke und Archivalien aus den Performances, die alle für sich durch ihre Beteiligung am Ablauf als Synonym fungieren und NY oder auch Island in sich tragen – aber auf jeden Fall ein Stück Künstlerleben und –erleben.

Eine Reproduzierbarkeit oder Archivierbarkeit ist im Bereich der Performance schwierig bis unmöglich. Der Verlust der Aura gewinnt dabei entscheidende Bedeutung und kann nur in Bruchstücken nachvollzogen werden.

Performance Art ist eine Kunstrichtung, die sich in den 1970er Jahren in den USA und Europa aus Fluxus und Happenings entwickelte.  Der englische Begriff Performance bedeutet ursprünglich „Vorstellung“ oder „Darstellung“, steht aber in der bildenden Kunst für alle Formen von Kunst, in denen der Schwerpunkt auf der Handlung liegt – Handlung als Ausdrucksform für eine Idee. 

 

Die Performance Art  überschreitet die Grenzen zu anderen Gattungen und bezieht neben bildnerischen Mitteln auch Bewegung, Klänge, Geräusche, Film oder Video und anderes ein. Sie wird meist von einem einzelnen Künstler vorgeführt, der zugleich Autor ist und ein hohes Maß an subjektiver Erfahrung einbringt.

Und so ist auch die heutige Performance nicht nur als eine Vorführung mit begrenzter Zeit zu sehen, sondern das Ergebnis eines Künstlerlebens. 

D.h. einer Zeit der Lehre im Schneiderhandwerk, einer Zeit des Studiums an der Akademie, einer Zeit der Ausstellungen und Projekte in Galerien und Kunstvereinen und schließlich der Zeit von 2001 bis heute mit einer Reihe von  zusammenhängenden Performances. Wobei die einen nicht ohne die andere existieren würde. 

Wurden in New York die „Sinne und die Sinnesorgane“ zum Inhalt der Arbeit, welche durch die tragischen Ereignisse um die Twin Towers nicht aufgehalten wurde  (und dies nur weil die zuvor befragten New Yorker selbst der Künstlerin sagten, dass sie tun müsse wozu sie gekommen sei) so wurde in Island die Erde, die Natur der Performance-Partner von Katharina Trost, die mit ihrer Kunst wieder eine Art „Erdung“ fand. 

Das Land der Sagen, Mythen und Vulkane wurde mit allen Sinnesorganen durch DADA subjektiv erobert und in der Tat, betrachten wir die Videos und Fundstücke, so können wir die Kommunikation mit der Erde“ 

nachvollziehen – so wir bereit sind uns darauf einzulassen. Denn darauf kommt es an!

Performanceaufführungen haben Ereignischarakter und sind durch die spezifische räumliche Situation und den sehr direkten Kontakt mit den Besuchern in ihrer vorgeführten Gestalt "einmalig" und „unwiederholbar“. 

 

Die Aufführung ist das Endresultat. Es bleibt natürlich in der Beurteilung des Einzelnen, aber es würde mich freuen, wenn Sie von der magischen Aura, welche die Künstlerin ohne Zweifel erzeugt, in das Geschehen eingesaugt werden und ihre aktive Rolle besetzen  und finden.

Denn: das "Mitten-im-Geschehen-Sein"  ist eines der wichtigsten Charakteristika einer Performance, ebenso wie die Unvorhersehbarkeit des Endresultats. 

Nehmen Sie den Joker auf, den Katharina Trost Ihnen zuspielt und spüren Sie was wichtig ist im Leben. 

Lassen Sie sich auf ihre Sinneswahrnehmung ein und finden Sie über die Spiritualität der Aufführung ihr eigenes Zentrum. 


Nehmen Sie sich bitte die Zeit!  …. Und schauen Sie sich auch noch in ihren Ausstellungen um, denn mit dem Moment der Sinnlichen Wahrnehmung aus den Performances lassen sich viele Fund- und Werkstücken früherer Arbeiten sicherlich besser verstehen.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen weiterhin viel Vergnügen mit den Arbeiten  und uns allen noch viele Performances von und mit DADA

 

Frau Dr. Helga Wäß  (München)   Kunsthistorikerin

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