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Post Covid: Elisa hat ihren Orientierungssinn verloren

Für viele Covid-19-Erkrankte ist die Krankheit noch lange spürbar. Auch die 26-jährige Elisa leidet an den Langzeitfolgen des neuartigen Virus. Unter anderem hat sie ihren Orientierungssinn verloren.

Über sich selbst sagt Elisa, dass sie vor ihrer Infektion mit Sars-CoV-2 "jung und fit" gewesen sei. Heute, rund zehn Wochen nach ihrem positiven Test, wacht sie noch immer nachts wegen Atemnot auf, hat an manchen Tagen starken Husten und ist sehr schnell erschöpft.

"Ich hätte nicht gedacht, dass es mich in diesem Maß betrifft."

Elisa über die Langzeitfolgen ihrer Covid-19-Erkrankung

Im November des vergangenen Jahres durchlebte die 26-Jährige das, was unter einem milden Verlauf verstanden wird. Dass sie sich davon noch nicht komplett erholt hat, bereitet der angehenden Lehrerin Sorgen. "Es ist furchteinflößend, dass ich nicht weiß, ob ich jemals wieder so fit werde. Als junger Mensch möchte ich irgendwann mal wieder das machen können, was ich vorher gemacht habe. Und das ist jetzt absolut nicht möglich," sagt Elisa.

Langzeitfolgen vor allem bei jungen Erkrankten

Elisa ist kein Einzelfall. Eine Umfrage der amerikanischen Organisation Patient Led Research, in der sich Long-Covid-Patienten zusammengeschlossen haben, hat ergeben: über 60 Prozent der Befragten, die noch längere Zeit nach ihrer Corona-Infektion Probleme hatten, waren unter 49 Jahren alt.

Eine internationale Forschungsgruppe um Henrik Salje und Cécile Tran Kiem geht sogar davon aus, dass junge und zuvor gesunde Patientinnen und Patienten sogar überdurchschnittlich häufig unter Langzeitfolgen leiden. Viele erzählen, dass sie noch Monate später Husten und Atemnot haben oder ihr Geruchssinn noch nicht wiedergekehrt ist.

Noch wenig gesicherte Infos zu Langzeitfolgen

Bei Elisa kommt noch ein weiteres Symptom hinzu: Sie hat ihren Orientierungssinn verloren, berichtet sie. War sie früher stundenlang mit ihrem Hund und dem Rad im Wald unterwegs und habe problemlos nach Hause gefunden, so gelinge ihr das inzwischen nicht mehr.

Eine Studie britischer Forschender legt nahe, dass kognitive Defizite wie dieses eine Langzeitfolge einer Covid-19-Erkrankung sein könnten, gesicherte Erkenntnisse gibt es jedoch noch nicht.

"Man muss sich vorstellen, dass man zu Ärzten geht und die wissen auch nicht wirklich, wie sie einem helfen können."

Elisa über ihre Hilflosigkeit

Das Problem einer Corona-Erkrankung ist, dass niemand so genau weiß, ob und wann Elisa und andere Betroffene wieder komplett symptomfrei sein werden. Dafür sind die Langzeitfolgen des neuartigen Corona-Virus noch lange nicht ausreichend erforscht. Deshalb tauscht sich Elisa in einer Facebook-Gruppe mit anderen Erkrankten aus - ihr sei es wichtig zu wissen, dass sie nicht alleine ist.

Wissenswertes zu Langzeitfolgen von Corona: Die Langzeitfolgen einer Corona-Erkrankung werden auch "Long Covid" genannt. Für das neuartige Krankheitsbild gibt es aufgrund der sehr unterschiedlichen Symptome noch keine einheitliche Definition. Laut dem Robert Koch Institut (RKI) lassen sich nach Intensivbehandlungen Auswirkungen auf die Organe beobachten. Bei milderen Verläufen kommen längerfristige Müdigkeitserscheinungen, Merkstörungen, Gedächtnisprobleme oder Wortfindungsstörungen vor. Erkrankte berichten zudem von ungewöhnlichen Symptomen wie plötzlichem Erbrechen oder starkem Schwindel. Wie viele Menschen von Long Covid betroffen sind, lässt sich derzeit laut RKI noch nicht sagen. Daten des National Institute for Health Research in England legen nahe, dass bei 40 Prozent der Menschen, die im Krankenhaus behandelt wurden und bei 10 Prozent der Patienten mit einem milden Krankheitsverlauf die Symptome länger als vier Wochen andauern. Eine weitere Untersuchung aus der chinesische Stadt Wuhan ergab nun, dass 76 Prozent der Patientinnen und Patienten auch ein halbes Jahr nach ihrer Erkrankung noch an mindestens einem Symptom leiden. Post-Covid-Ambulanzen, also Anlaufstellen für Menschen, die nach einer Corona-Infektion noch Folgen spüren, gibt es inzwischen in ganz Deutschland. Hier findest du eine Übersicht. Hier findest du außerdem eine Liste von Corona-Selbsthilfegruppen. Meldet euch! Ihr könnt das Team von Ab21 über WhatsApp erreichen. Uns interessiert: Was beschäftigt euch? Habt ihr ein Thema, über das wir unbedingt in der Sendung und im Podcast sprechen sollen? Wichtig: Wenn ihr diese Nummer speichert und uns eine Nachricht schickt, akzeptiert ihr unsere Regeln zum Datenschutz und bei WhatsApp die Datenschutzrichtlinien von WhatsApp. Schickt uns eine Sprachnachricht oder schreibt uns per 0160-91360852.
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