Die Corona-Pandemie hat das Mobilitätsverhalten der Menschen grundlegend verändert: Der Pendler-Verkehr ist zum erliegen gekommen, Dienstreisen finden nicht mehr statt und am Wochenende wird nicht mehr mit dem Auto ins Grüne gefahren.
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Innerhalb weniger Tage ist damit eine komplette Branche zum Erliegen gekommen. Der Mobilitätsforscher Andreas Knie vom Wissenschaftszentrum in Berlin zeichnet in einem Interview ein düsteres Bild und prophezeit sogar den Untergang für alle nicht-öffentlich finanzierten Mobilitätsdienstleister - sofern sie an ihren Konzepten nichts verändern.
Doch wie gehen Car-und Ridesharing-Anbieter mit der neuen Situation um? Was bedeutet die Corona-Pandemie wirtschaftlich für die Unternehmen? MOViNC hat nachgefragt.
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie: FreeNow zu den Auswirkungen des Coronavirus:Ein Sprecher von FreeNow erklärt gegenüber MOViNC "einen klaren Rückgang der Nachfrage in allen Märkten seit den drastischen Maßnahmen in dieser und in der letzten Woche." Dennoch wolle das Unternehmen das Angebot weiter aufrecht erhalten, um für " diejenigen da zu sein, die beispielsweise zum Arzt, zur Arbeit oder zu einem anderen nicht aufschiebbaren Termin müssen." Der Sprecher erklärt außerdem: "Dabei befolgen wie alle nötigen Vorgaben der Bundesregierung und informieren sowohl unsere Fahrer als auch unsere Fahrgäste engmaschig über Verhaltensregeln und mögliche Schutzmaßnahmen." CleverShuttle zu den Auswirkungen des Coronavirus:
Beim Ridesharing-Anbieter CleverShuttle sei die Nachfrage tagsüber nach wie vor gut, wie ein Sprecher zu MOViNC sagt. "Ein spürbarer Rückgang ist für die Nacht- und Abendstunden sowie für das Wochenende zu verzeichnen. Seit Beginn der letzten Woche ist die Nachfrage insgesamt um etwa 50 Prozent gesunken", erklärt er. CleverShuttle habe sein Angebot entsprechend angepasst. Personen, die in systemrelevanten Berufen tätig sind, bekommen vom Unternehmen 50 Euro Guthaben zur Verfügung gestellt. Außerdem setze man verstärkt auf eine Glas-Trennscheibe zwischen FahrerInnen und Fahrgästen. Als Sofortlösung sollen transparente Plastikplanen die Menschen in den CleverShuttle-Fahrzeugen schützen. Mit transparenten Plastikplanen will CleverShuttle FahrerInnen und Fahrgäste vorübergehend schützen. Credit: Finn Fredeweß MOIA zu den Auswirkungen des Coronavirus:
Auf der Website von MOIA kündigt der Ridesharing-Dienst an, sein Angebot in Hamburg und Hannover ab dem ersten April vorübergehend einzustellen. Demnach hätte sich die Nachfrage nach Fahrten drastisch reduziert und man rechne mit einem weiteren Rückgang der Nachfrage. Man wolle so Mitarbeitende schützen und Entlassungen vermeiden. In den kommenden Tagen werde das Angebot deshalb schrittweise reduziert. MOIA hat April für seine rund 900 Mitarbeitenden Kurzarbeitergeld beantragt. Zum Thema: Coronavirus: So reagieren deutsche E-Scooter-Anbieter - der Überblick Miles zu den Auswirkungen des Coronavirus:
Der Sprecher vom Carsharing-Dienst Miles spricht gegenüber MOViNC von einer außergewöhnlichen Situation, auf die sich die Anbieter nun schnell einstellen und mit neuen Angeboten reagieren müssen. Er erklärt: "Wenn die Menschen zuhause bleiben, nutzen sie logischerweise auch weniger unseren Service. Das ist für uns wirtschaftlich eine schwierige Situation, aber auch eine machbare. Obwohl wir die Reinigung und Desinfektion unserer Fahrzeuge erhöht haben und unser Team alles daran setzt, die Flotte sauber zu halten, scheuen viele Menschen momentan das Teilen von Autos." Das Unternehmen hat deshalb nun ein günstiges Angebot für alle Menschen, die mobil bleiben müssen. In Berlin und Hamburg wurde das Geschäftsgebiet zudem temporär auf die gesamten Länder erweitert. Außerdem plant man einen Open Call für gemeinnützige Initiativen und Einrichtungen, die bei der Situationsbewältigung helfen wollen und dafür mobil sein müssen, auszurufen. WeShare zu den Auswirkungen des Coronavirus: Zum Thema: Flixbus, Uber, Carsharing, E-Scooter: Updates zu Corona - das müssen Sie jetzt wissen
"Die Berlinnerinnen und Berliner sind weniger unterwegs", so ein Sprecher vom Carsharing-Anbieter WeShare zu MOViNC. Er fügt hinzu: "Nichtsdestotrotz verzeichnen wir eine stabile Nachfrage und daraus schlussfolgern wir, dass Carsharing weiterhin ein wichtiger Teil des Mobilitätsangebots in der Stadt ist." Mehrere reduzierte Preisangebote sollen den Menschen weiterhin Mobilität ermöglichen. Außerdem sei man mit verschiedenen Krankenhäusern und Organisationen in Kontakt und schließe Partnerschaften. So habe man das Geschäftsgebiet vorübergehend um Krankenhausstandorte erweitert, um dem medizinischen Personal in Berlin eine Anbindung an Carsharing zu ermöglichen, Mitarbeitende der Charité in Berlin erhalten täglich einen Voucher über zehn Euro pro Tag und die Arche, die Berliner Tafel und die Aktion #kochenfürhelden werden bei der Auslieferung von Nahrungsmitteln unterstützt. Die Unternehmen Uber, ShareNow und Cambio haben bislang nicht auf Anfragen von MOViNC reagiert. Interessiert an Uber? Mehr Artikel finden Sie auf unserer Seite ÜberUber.deUnterstützen Sie MOViNC mit einem Abonnement von nur 3 Euro pro Monat. und in unserer Facebook-Gruppe Über Uber können Sie sich austauschen.