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Katharina Kunert

Die Bilder des Trubels auf den farbenfrohen Märkten Israels kommen besonders zum Glänzen, wenn Katharinas Lieblingsgericht von ihrer Mutter zubereitet wird. Reis mit allerlei traditionellen Gewürzen. Den Weg zu ihnen nach Berlin gefunden, hat diese Vielfalt am Weihnachtsfest vor drei Jahren. Bis heute werden die unterschiedlichen Geschmäcker sorgsam aufgespart, die Erinnerungen an Katharinas Freiwilligendienst so festgehalten.

Ihre Arbeit in einem Zentrum für Menschen mit Autismus, geistiger und körperlicher Schwerbehinderung lässt sie bis heute nicht los. Mit den erlernten Routinen, einer natürlichen Normalität und dem offenen Umgang miteinander kann sie nun auch ihre Erfahrungen in die Paralympics Zeitung mit einfließen lassen.

Schon früh tauchte Katharina, 23, in die Welt der Sprache und Schrift ab, wenn sie mit ihrem ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit und dem Willen, Geschichten aufzudecken, in besondere Situationen stolperte. In der dritten Klasse, die Schülerzeitung wurde gerade gegründet, traf sie im Schulgarten auf den Hausmeister. Mitten im kalten Februar grub er Beete um, und kleine Setzlinge versuchten, Wurzeln zu schlagen. Überrascht von seiner Geschäftigkeit, fragte Katharina nach. Rasch entwickelte sich eine angeregte Diskussion, die die Aussaat anzweifelte. Ihre Neugierde und Motivation, die Gegebenheiten zu hinterfragen, sind tief in ihr verwurzelt.

Winterliche Melodien auf dem Saxofon

Nicht überraschend erscheint daher ihre Faszination für den Aspekt der Geschlechtergerechtigkeit, insbesondere im Rahmen der anstehenden Paralympischen Spiele. Eine Verknüpfung von Theorie und Praxis der gelernten Inhalte aus ihrem Studium, Gender Studies an der Humboldt Universität Berlin, geben ihr Raum für einen neuen Blickwinkel auf den Sportjournalismus, der in dieser Form bisher noch keine Sichtbarkeit in ihrer akademischen Laufbahn hatte.

Doch beinahe hätte Katharina schon mit 16 eine musikalische Karriere eingeschlagen: während sie winterliche Melodien auf ihrem Saxofon auf einem Weihnachtsmarkt spielte, unterbrach sie ein DJ. Er machte ihr ein Angebot für einen Live Act auf einer Technoparty, was direkt von ihrer Mutter verboten wurde. Heimlich musste sie sich also zum Auftritt schleichen, im Geheimen das eigene Geld verdienen und die Illusion wahren, eine Saxofonstudentin zu sein. Ihre Leidenschaft, Hingabe und ein gewisser Trotz lassen kleine Wunder wahr werden, ein zweites Engagement ließ nicht lang auf sich warten.

Mit Enthusiasmus begegnet Katharina auch ihren journalistischen Aufgaben. Gründliche Vorbereitung und eine sorgfältige Recherche sind das Resultat aus ihrem Willen, überzeugen und abliefern zu wollen. Ist diese Hürde dann genommen und der, zum Teil selbstauferlegte, Druck fällt langsam von ihr ab, übernimmt das Gefühl von Stolz. Das Formulieren der Texte im Anschluss passiert dann im Stillen und ganz allein. Mit Alphawellen über Kopfhörer, die eine erhöhte Konzentrationsfähigkeit fördern, begibt sie sich in einen Fokus, der die Geschichten in ihrem Kopf von ganz allein entfacht und die Erinnerungen lebendig werden.

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