Wie psychologische Faktoren zu Wirtschaftskrisen führen können: Eigentlich ein Phänomen, dass seit der Weltwirtschaftskrise 1929 von vielen Wissenschaftlern gut analysiert wurde - man könnte auch von Krisen durch Ansteckung sprechen. Dennoch wird das in der tradierten Ökonomik unterschätzt. Zu den rühmlichen Ausnahmen zählt Wirtschaftsnobelpreisträger Robert Shiller, der im Interview mit dem Spiegel die Tragweite von Narrativen in der Ökonomie deutlich macht. So werde in Davos in diesem Jahr viel über den nächsten möglichen Abschwung gesprochen.
"Schon gegen Ende letzten Jahres schienen die Leute plötzlich in pessimistischeren Tönen zu reden, bevor sich die Lage wieder etwas beruhigte. Ich neige dazu, das wie eine Epidemie zu sehen: Negative Gedanken sind ansteckend. Die Ursachen sehe ich aber als Rätsel - so wie sich auch die unterschiedliche Stärke von Grippewellen schwer erklären lässt", sagt Shiller.In den Zwanzigerjahren begann das Narrativ von der technologisch bedingten Arbeitslosigkeit.
"Als sie dann aus möglicherweise anderen Gründen tatsächlich stieg, machten die Menschen die Technologie dafür verantwortlich, was zu sinkendem Konsum führte", so Shiller.Das Ergebnis kann man den Geschichtsbüchern entnehmen. Wirtschaftspolitiker und Zentralbanker sollten sich mit narrativer Ökonomie beschäftigen und auf Analysen von Wilhelm Röpke von 1993 zurückgreifen. Die Mangelhaftigkeit der wirtschaftlichen Informationen führe zu Vermutungen, zu gefühlsmäßig gefärbten Prognosen und letztlich zu Irrtümern aller Art. „Das Seelische", so Röpke, spiele eine aktive Rolle bei der „Überwindung des toten Punktes in der Depression", wenn es um die Vervielfältigung der Aufschwungkräfte geht.