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Rückkehr der Dinos: Fakten und Fiktion in "Jurassic World"

von Guido Meyer

Alles begann, als Anfang der 90er-Jahre ein Telefon in Bozeman im US-Bundesstaat Montana klingelte. Hollywood war am Apparat. Am anderen Ende der Leitung: der Paläontologe Jack Horner, Dinosaurier-Experte im Museum of the Rockies. Noch vor Erscheinen von Michael Crichtons Roman "Jurassic Park" hatte sich Steven Spielberg die Filmrechte gesichert. Was er nun brauchte, war ein wissenschaftlicher Berater, der sich mit den Riesenechsen auskannte.

Das Problem mit dem Dinosaurier-Gencode

Jack Horner sagte zu - und nahm gleich der Grundhypothese des Films den Wind aus den Segeln: "Wir können keine DNA von einem Dinosaurier bekommen", so Horner. DNA-Stränge hielten nicht länger als ein paar tausend Jahre. Dinosaurier aber seien vor 65 Millionen Jahren ausgestorben. "Vielleicht werden wir eines Tages winzige Fragmente der Erbsubstanz von Sauriern finden", hofft Horner. "Aber um sie aufzufüllen, haben wir nichts Besseres als Vogel-DNA." Der Gencode wäre so schlecht, dass am Ende immer nur ein Vogel heraus käme.

Im Film aber war John Hammond, dem Schöpfer des Jurassic Parks, die Nachzüchtung von Dinosauriern gelungen, weil er intakte DNA in Dino-Blut entdeckt hatte. Das Blut stammte von Moskitos, die sich vor Urzeiten an den Urechsen gelabt hatten. Die Insekten wiederum wurden von Harz überzogen und so ziemlich intakt in Bernstein konserviert. Die Arbeit der Nachzüchtung konnte beginnen - zumindest in der Fantasie des Films.

Fehler in "Jurassic Park", dem ersten Teil der Reihe

Aber auch der Rat des Fachmanns schützt vor Fehlern nicht. Beim Erscheinen des ersten "Jurassic Park"-Films 1993 gingen Paläontologen noch davon aus, dass Raptoren aussahen wie Echsen auf zwei Beinen. Heute, fast 30 Jahre später, ist die Forschergemeinde klüger. "Wir wissen heute, dass Velociraptoren Federn hatten", betont der Paläontologe Stephen Brusatte. "Sie sahen wirklich so aus wie irgendeine Art von merkwürdigen Vögeln mit Flügeln statt Armen." Das können Wissenschaftler heute anhand echter Fossilien erkennen. Aber das Problem war, dass diese Fossilien erst einige Jahre nach dem ersten "Jurassic Park"-Film entdeckt wurden. Und somit fehlten den Dinos die Federn - bis jetzt.

Stephen Brusatte ist als wissenschaftlicher Berater der Nachfolger von Jack Horner für den neuesten Film der Reihe "Jurassic World 3". "Es hat mich immer ein wenig gewurmt, dass diese veraltete Idee von schuppigen, grün-grauen Dinosauriern alle Filme der "Jurassic Park"-Reihe überdauert hat", ärgert sich der Dino-Experte. "Aber als ich gefragt wurde, ob ich für "Jurassic World 3" als wissenschaflicher Berater zur Verfügung stünde, wurde mir gleich bei unserem ersten Treffen versprochen, dass einige der Dinos künftig Federn tragen würden. Daraufhin habe ich sofort zugesagt!"

"Jurassic World"-Berater: Fachwissen auf Abruf

Berät er nicht gerade Hollywood, arbeitet Stephen Brusatte an der Schule für Geowissenschaften der Universität von Edinburgh. Bei den Dreharbeiten zu "Jurassic World 3" musste er gar nicht persönlich zugegen sein. Er lieferte Wissen auf Abruf. "Als Berater habe ich nicht die Aufgabe, mir eine Handlung auszudenken", erklärt Brusatte. Weder schreibe er das Drehbuch noch schaue er überhaupt hinein. Stattdessen bemühe er sich, Fachwissen rund um Dinosaurier in den Film einzubringen. Sein Job sei es gewesen, zur Verfügung zu stehen, wenn die Produzenten Fragen hatten. "Und davon haben sie reichlich Gebrauch gemacht!"

Wie realistisch das alles geworden ist, können Kinogänger nun selbst entscheiden, wenn sie sich - womöglich zum letzten Mal - in die "Jurassic World" begeben.



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