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Rum: Das Geschäft mit dem Karibik-Feeling

Rum ist der unangefochtene Exportschlager der Karibik-Region. Die meisten Unternehmen auf Martinique sind bis heute in Hand von Nachfahren der französischen Kolonialherren. Mit einer Ausnahme.



Hier, am Fuße des Vulkans Montage Pelée im Norden der Karibikinsel Martinique, wird der Rum der Marke "Depaz" gebrannt. Laster liefern ununterbrochen neues Zuckerrohr zur Fabrik. Vögel stürzen sich gierig auf die Zuckerrohr-Berge, um Insekten aufzupicken, bevor Bagger die Stängel auf ein Fließband wuchten. Langsam wandert das Zuckerrohr ins Innere der Anlage. Die vom Zucker geschwängerte Luft riecht wie frisch gemähter Rasen, nur viel süßer. Der ungewohnte Geruch ist jedoch mit Vorsicht zu genießen: Mit jedem Schritt zu den riesigen Metall-Töpfen, die auf dem Gelände vor sich hin brodeln, verwandelt sich der prickelnde Duft zu einem modrigen Mief und ist kaum noch zu ertragen.


Auf dem letzten Stück Flachland hinter der Fabrik – kurz bevor der Regenwald die Berglandschaft wie ein grüner Teppich überzieht – wiegt sich das Zuckerrohr der Plantagen im Wind. Das rhythmische Hacken der Macheten der Feldarbeiter, die irgendwo das Rohr schneiden, vermischt sich mit dem Brummen der Erntemaschinen. Das Zuckerrohr gehört so selbstverständlich zum Inselpanorama, dass viele Einheimische gar nicht mehr wissen, dass es ursprünglich aus Papua-Neuguinea und Indonesien stammt. Das unscheinbare schilfartige Gewächs aus der Familie der Süßgräser veränderte den Lauf der Weltgeschichte und besiegelte das Schicksal vieler Menschen.


Ohne Sklavïnnen kein Rum


Seit dem 15. Jahrhundert schiffen Kolonialherren die Zuckerrohrpflanze von den Pazifikinseln auf den südamerikanischen Kontinent und in die Karibik. Dort gedeiht es dank des tropischen Klimas prächtig und wird zum gefragtesten Konsumgut seiner Zeit verarbeitet: Zucker. 


Die Nachfrage aus Europa ist groß: Als Süßungsmittel für die Kolonialwaren Kaffee und Tee, aber vor allem als Konservierungsmittel revolutioniert Zucker die Esskultur. Europäische Waren von niedrigem Wert tauschen die Kolonialmächte Spanien, Frankreich, Großbritannien, Portugal und die Niederlanden in Afrika gegen Menschen, die sie als Sklavïnnen für Plantagenarbeit in die Kolonien verschleppen: Der sogenannte transatlantischen Dreieckshandel kommt ins Rollen. Die indigenen arawak- und karibsprachigen Ureinwohnerïnnen der Antillen waren ebenfalls versklavt und zum großen Teil ausgerottet worden.



Ganzer Text: https://www.riffreporter.de/de/international/karibik-rum-dekolonialisierung-wirtschaft 

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