Noch bis zum 06. November 2022 ist im Port25 - Raum für Gegenwartskunst, Mannheim, die Gruppenausstellung „Raum der Zeichnung" mit Arbeiten von Matthis Bacht, Werner Degreif, Jane Grier ("Miss G."), Fritzi Haußmann, Žilvinas Kempinas, Takehito Koganezawa, Anna Marie Lieb, Pia Linz, Peter Riek und Gabriele Urbach zu sehen.
Am Mittwoch, den 12.10.2022 findet im Rahmen dieser Ausstellung um 18 Uhr ein Talk mit Dr. Thomas Röske, Leiter der Sammlung Prinzhorn, Heidelberg statt. Gleich einen Tag später, am Donnerstag den 13.10.2022 führt Konstantin Weber gegen 18 Uhr in deutscher Sprache durch die Ausstellung. Die Teilnahme ist kostenlos.
Am Freitag, 14. Oktober 2022 gegen 19 Uhr lautet das Motto: europa_morgen_land feiert Jubiläum! Symposium I: Auf-Brüche. Weggehen, Ankommen, Heimaten finden in Sprachen und Literatur mit Carmine Gino Chiellino und Emilia Smechowski. Der Eintritt kostet 15 bzw. 10 Euro. Hier ist der Port25 Gastgeber.
Samstag, 15. Oktober 2022 zwischen 11 und 14 Uhr ist ein Workshop für Erwachsene: Lumen Prints mit Cordula Hilgert. Die Teilnahme beträgt 10 Euro, Materialkosten inclusive. Lumen Prints sind Sonnenfotogramme auf Schwarz-Weiß-Fotopapier. Bei diesem einfachen Verfahren werden weder Kamera noch Objektive oder Dunkelkammer benötigt. Und dennoch werden Verfärbungen und die belichteten Objekte auf dem Fotopapier sichtbar.
Nachtwandel im Jungbusch
Die Ausstellung ist beim Nachtwandel im Jungbusch Ende Oktober geöffnet. Sie gibt eine Fülle zeichnerischer Möglichkeiten wieder, alle fokussiert auf den Raum.
Eine Linie auf einem Blatt ist eine Komposition, eine Linie im Raum schafft Raum. Sei es in der Fläche oder im dreidimensionalen Raum, stets definiert eine Linie Raum und verändert die Wahrnehmung der Betrachter/innen. Eine Zeichnung kann Installation, Videoarbeit, Skulptur werden - die Grenzen der Medien verschwimmen.
In welcher Form auch immer sie auftritt, in den künstlerischen Positionen dieser Ausstellung transformiert die Zeichnung den Raum und verändert die physische Raumerfahrung ebenso wie die visuelle Wahrnehmung. Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit der Sammlung Prinzhorn, Heidelberg.
Zeichnung gleitet in den Raum
Wenn eine Zeichnung in den Raum gleitet, werden die Betrachter/innen Teil des zeichnerischen Geschehens. In Takehito Koganezawas Videoprojektion werden sie zu Zeugen im Prozess des Zeichnens. Physisch raumgreifend kommt die Linie in Fritzi Haußmanns ortsspezifischen lyrisch-versponnenen Installationen zum Einsatz.
Matthis Bacht bleibt beim Bildgeviert. Die Linie ist bei ihm Umriss ohne Füllung, eine skulpturale dreidimensionale Form, die sich bisweilen origamihaft in den Raum hineinklappt. Jane Grier ("Miss G.") und Gabriele Urbach, beide lebten gegen Ende des 19. Jahrhunderts bzw. um 1920, in psychiatrischen Einrichtungen, lassen in ihren teilweise großformatigen Stickereien Räume entstehen, indem sie die Linien des Stickgarns in die Dreidimensionalität führten.
Peter Riek bereitet der Zeichnung eine Bühne. Er gibt der Zeichnung Raum und arrangiert sie zu Räumen. Werner Degreif zeichnet Alltagsmomente und Dinge des Alltags auf Papierbahnen, die die ganze Wand füllen. Durch perspektivische Brüche und Verzerrungen irritiert er die Wahrnehmung des Bildraumes und jene des realen Raumes. Žilvinas Kempinas lässt die Linie als Videotape im Luftzug von Ventilatoren tänzeln. Pia Linz' detailreiche Gravuren auf Glaswänden ihrer frei im Raum stehenden „Gehäuse" geben ein Abbild der Welt, zu dieser bleibt der Zutritt verwehrt. Nur von außen kann man diese Welt bestaunen. Anna Marie Lieb hat 1894 den Boden ihrer Zelle in der Heidelberger Psychiatrischen Klinik mit gerissenen Stoffstreifen grafisch-ornamental gestaltet. Die dokumentierenden Fotografien zeigen, dass der Gedanke der freigesetzten Linie, der Zeichnung im Raum, nicht nur ein zeitgenössisches Phänomen ist. Der Artikel basiert auf Papers des Port25, Mannheim.
Öffnungszeiten. Mittwoch bis Sonntag von 11 bis 18 Uhr.