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Rendezvous mit dem französischen Nachbarn in der Nachkriegspfalz

Blick in die Ausstellungsräume. Bildnachweis: Historisches Museum der Pfalz/Foto: Klaus Landry

Rendezvous mit dem französischen Nachbarn in der Nachkriegspfalz


Das Historische Museum der Pfalz widmet sich derzeit mit der Ausstellung „Rendezvous. Frankreichs Militär in der Pfalz 1945 - 1999" dem Ende des 2. Weltkrieges. Im Mai 2020 war dessen 75. Jahrestag. Die Ausstellung wurde verlängert bis Ende Nov. 2022

Die französische Armee betrat als Sieger und Befreier vom Nationalsozialismus die Pfalz. Das Nebeneinander von französischen Streitkräften und den Einheimischen war nicht einfach. Die Ausstellung fokussiert die Aussöhnung und Freundschaft mit dem französischen Nachbarland. Der Besucher kann sich seltene Film- und Fotodokumente anschauen oder auch Stücke der Erinnerungskultur von Zeitgenossen, aus privaten und öffentlichen Sammlungen in der Bundesrepublik Deutschland und Frankreich.


Die Ausstellung „Rendezvous. Frankreichs Militär in der Pfalz 1945-1999" ist noch bis zum 29. Januar 2022 präsent. Sie wurde um mehr als ein Jahr verschoben und erst Mitte Juni für das Publikum geöffnet. Nach der Kapitulation am 8. Mai 1945 kam die französische Armee in die Pfalz. Dank dem Sieg der Alliierten wurde Deutschland von der Herrschaft des NS-Regimes befreit, einer Diktatur, die für millionenfachen Mord und die Zerstörung weiter Gebiete von Europa verantwortlich zeichnete. Viele Deutsche, die das NS-Regime gestützt hatten, empfanden die militärische Niederlage nicht als Befreiungsschlag. Es kam in den von französischen Truppen besetzten Gebieten der südlichen Pfalz zu Beginn der Besetzung zu Übergriffen gegenüber der Zivilbevölkerung.


Städtepartnerschaften festigen die Aussöhnung zwischen den Menschen

Von der allmählichen Aussöhnung zwischen den französischen Streitkräften und der deutschen Bevölkerung und den daraus resultierenden Freundschaften erzählt die Präsentation „Rendezvous. Frankreichs Militär in der Pfalz 1945-1999". Die französischen Streitkräfte formten bis zum Abzug im Jahr 1999 in der Pfalz eine geschlossene Gesellschaft. Trotz alledem entstanden schnell Berührungspunkte zwischen Militär, zivilem Servicepersonal und der Bevölkerung. In der Nachkriegszeit entstanden allein in der Pfalz in mehr als 80 Städten und Gemeinden Partnerschaften mit einer französischen Gemeinde oder Stadt. Es entstanden Freundschaften, Liebesbeziehungen und sogar Ehen.

Prof. Dr. Christian Führer, Gastkurator und Autor des Begleitbandes zur Ausstellung meint dazu: "Die Ausstellung möchte die deutsch-französische Aussöhnung nicht nur als Verständigung von Staatslenkern in Paris und Bonn bzw. Berlin verstanden wissen, sondern richtet den Blick bewusst auf das anfängliche Nebeneinander und spätere Miteinander von Deutschen und Franzosen in Garnisonsstädten wie Landau oder Speyer. Hier kam sich man nahe, hier lernten Deutsche und Franzosen einander wirklich kennen und schätzen."


 Drei Spinde in den Farben der Trikolore erinnern an die Zeit

Die Ausstellung präsentiert auf rund 230 Quadratmetern Fotodokumente und Exponate der Erinnerungskultur in zwölf Vitrinen aus privaten und öffentlichen Sammlungen in Deutschland und Frankreich. Wandbanner, digitalisierte Karten und Kurzfilme beleuchten viele Facetten der deutschfranzösischen Vergangenheit. Drei Spinde von französischen Soldaten in den Farben der Trikolore „bleu-blanc-rouge" stehen für die Lebenswege der in Deutschland stationierten Soldaten: Guy Lesueur, Roger Gandit und Régis Tabeau. Die Spinde enthalten persönliche Erinnerungsgegenstände und Assoziationsobjekte. „Unsere Ausstellung widmet sich einer beeindruckenden Phase der Geschichte, in der binnen weniger Jahrzehnte die ehrliche Aussöhnung jahrhundertelanger Feinde gelang. Die französischen Soldaten kamen als „Besatzer" und gingen als Freunde. Sie hinterließen zahlreiche Spuren und prägten die gesellschaftliche Entwicklung mit," erklärt Dr. Alexander Schubert, Direktor des Historischen Museums der Pfalz Speyer.


Die Ausstellung im Historischen Museum der Pfalz und das Begleitbuch verdanken Dominique Gandit und Régis Tabeau viele historische Hinweise und Erinnerungen. Beide leben heute im Nachbarland. Gandit wuchs in den 1960er Jahren in Speyer auf, Régis Tabeau leistete Ende der 1960er Jahre seinen Wehrdienst in der Domstadt. Guy Lesueur, ebenfalls als Wehrpflichtiger in Speyer, setzte und setzt sich seit Jahrzehnten für die deutsch-französische Aussöhnung und Freundschaft ein. Dr. Ludger Tekampe, Kurator und Projektleiter der Ausstellung führt aus: „Ausstellung und Katalogbuch erinnern daran, dass Grenzen zwischen Menschen, Regionen und Staaten überwunden werden können. Das gibt Hoffnung in Zeiten, in denen Grenzen plötzlich wieder eine Rolle spielen."


Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr.

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