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Deltabeben Regionale 2020

Arbeiten von Ann-Kathrin Krächan und Installationen von Marie Gouil, Foto: G. Hutt

In diesem Jahr findet das Deltabeben zum sechsten Mal statt. Der Ausstellungsturnus ist zweijährig zwischen Mannheim und Ludwigshafen. Am Deltabeben Regionale 2020 beteiligen sich drei zeitgenössische Kunstinstitutionen: die Kunsthalle Mannheim, der Mannheimer Kunstverein und Port 25 - Raum für Gegenwartskunst. Die Ausstellung gibt einen Überblick zum Kunstschaffen in der Metropolregion Rhein-Neckar. Künstlerische Vielfalt trifft hier auf ein breites Publikum. Die Künstler/innen kommen aus der Region zwischen Stuttgart und Mainz. Die Ausstellung wurde am 12.12.2020 virtuell eröffnet und ist fürs Publikum bis zum 24.01.21 verfügbar. Weitere Infos entnehmen Sie der Homepage der jeweiligen Kunstinstitution.


Zwei Generationen aus der Region sind vertreten

Vertreten sind Fotografie, Malerei, skulpturale und installative Arbeiten bis hin zu Video- und Performancekunst. Die insgesamt 29 Künstler können sich bei dieser Gelegenheit austauschen und vernetzen. Dieses Jahr ist das leider nur Online möglich. Urban und vielfältig ist die Kunst der Region. Es gibt für die Ausstellung kein verbindendes Thema. Deltabeben vermittelt dem Betrachter das „aktuelle Schaffen der Kunstszene" (Markus Weckesser, Heimspiel für alle, Kunstkritiker und Kurator, Katalog, S. 7). Der älteste Künstler erblickte 1943 das Licht der Welt und die jüngste Teilnehmerin im Jahr 1998. Bei der Ausstellung, die sich auf drei Institutionen verteilt, sind zwei Generationen vertreten. Nach dem Studium wanderten sie nicht in bekannte Kunstmetropolen ab, sondern arbeiten und leben im Gebiet zwischen Rhein und Neckar. Das Publikum hier ist dem künstlerischen Schaffen gegenüber offen und neugierig.


Pandemie ist kein Thema bei den Kunstschaffenden

Manche stellen überregional oder sogar international aus. Das Deltabeben Regionale 2020 bietet ein Heimspiel, um neue Arbeiten zu zeigen. Es lassen sich „keine stilistischen Tendenzen ablesen", so Weckesser, Markus, aber „Neuerungen bei der Nutzung von Werkstoffen". Betrachtet man den Inhalt, so beschäftigen sich die Künstler/innen oft mit „Fragen der Materialität, wechselnden Perspektiven und Raumwirkungen". Einige Werke „problematisieren gesellschaftliche Entwicklungen". Keiner der Künstler setzt sich mit den „sozialen Folgen und Bedingungen von Covid-19" auseinander, obgleich gerade diese Gruppe stark davon betroffen war und ist, erläutert der Kunsthistoriker in seinem Überblick „Heimspiel für alle".


Dezente Farben bestimmen die Kunst in der Region

Im Mannheimer Kunstverein ist Petra Arnold mit schwarz-weiß Fotos von einem Familienzirkus vertreten, die sich über mehr als zehn Jahre erstrecken. Sie dokumentiert „das Leben zwischen Wohnwagen und Manege". Sie lichtet Ausschnitte ab, fern vom Scheinwerfer der Manege. Doris Erbacher ist mit Aquarellen präsent. Betrachtet man die „monochromen" Arbeiten näher, erweisen sie sich „als rhythmisch bewegte Linienfelder" (Weckesser, S. 7). Sie sind in Pastellfarben gehalten, rosa bis hellblau und helles Grün. Alice Glagau hat im Mannheimer Kunstverein eine „glibbrige Installation" in der Größe einer „Doppelmatratze" geschaffen. Die Farbpalette reicht von blass-grün bis weiß. Farben und Konsistenz verändern sich im Stundentakt. Marie Gouil ist mit „Installationen von tanzender Unterwäsche" vertreten, die an „Hans Richters Dada-Film Vormittagsspuk erinnern", Weckesser, S. 8). Die Dessous hat Gouil auf Seidenpapier gedruckt. Die Installationen sind überwiegend in den Farben Weiß oder Blass-Rosa gehalten. Die bunten Bilder ergänzen ihr Schaffen. Ann-Kathrin Krächan, arbeitet mit den „Techniken der chinesischen Lackkunst" und setzt diese in Verbindung zum Informel. (Abstrakte Kunst der europäischen Nachkriegszeit. Informel wurzelt im Paris der 40er und 50er Jahre.) Ihre Farben reichen von hell über blau bis lila/dunkel). Maria Kropfitsch zeigt Zeichnungen im Mannheimer Kunstverein. Sie setzt freistehende Figuren und den Umraum ist eine Beziehung. Sie stellt junge Frauen dar, die auf Wölfen stehen und schafft so einen „Bezug zu Märchen und psychologischen Konstellationen". Die Bilder sind in hellgrau Tönen gehalten. Die Figuren haben Farbe. Die Aktzeichnungen von Rainer Negrelli, die er auf Buchseiten zeigt, gehen über die „reine Abbildung" hinaus. Neben Schwarz kommen drei bis vier weitere Pastelltöne vor. Grit Reiss beschäftigt sich in ihren Arbeiten mit dem Smartphone, und wie sich dieses auf die „Kommunikation auswirkt". Die Menschen, die sie auf bunten Fotomontagen präsentiert, haben einen Trichter anstatt eines Kopfes auf dem Hals. Man kennt dies von Tieren, die krank sind und einen Kopfschutz benötigen. Rahel Sorg bevorzugt einen „experimentellen Ansatz". Sie macht den „Malgrund zum eigentlichen Bild". Silvia Szabó schafft virtuelle Landschaften, in denen etwa „Wale über Wäldern schweben" (Weckesser S.8). Mit einer VR-Brille kann der Betrachter mehr sehen.


Über die Feiertage können Interessierte einen virtuellen Rundgang durch die drei Häuser starten. Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, weiß schon die Bibel!

Published By Gerda Hutt 
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