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Städte, Landschaften und Naturschauspiele Wilhelm Reiß' Südamerika-Exp

Fährmannsfamilie Manaós Brasilien, Amazonas Fährmannsfamilie Manaós, um 1865 Alberto Frisch © Reiss-Engelhorn-Museen

Die Ausstellung „Abenteuer Anden und Amazonas“ ist noch bis zum 20. Januar 2019 in den Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim, Museum Zeughaus C5, Forum Internationale Photographie zu sehen. Die Ausstellung zeigt auf rund 500 Quadratmetern etwa 300 historische Fotografien.


Die Fotos brachte der Vulkanologe Wilhelm Reiß (1838-1908) von seiner achtjährigen Reise nach Südamerika mitbrachte. Er erkundete in den Jahren 1868 bis 1876 Kolumbien, Ecuador, Peru und Brasilien. Die Aufnahmen stammen aus der Pionierzeit der lateinamerikanischen Fotografie. 

Es ist genau 150 Jahre her, seit sich der Mannheimer Wilhelm Reiß zu einer abenteuerlichen Reise nach Südamerika aufmachte. Er besuchte Länder, folgte dem Amazonas und bestieg als erster in Ecuador die knapp 6000 Meter hohe Vulkanmasse des Cotopaxi.


Keine unbekannte, aber eine fremde Welt 

Im Jubiläumsjahr präsentiert das Forum Internationale Photographie der Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim erstmals eine umfassende Auswahl an historischen Fotografien, die Reiß von seinen Reisen mitbrachte. Die Sonderausstellung „Abenteuer Anden und Amazonas“ entführt die Besucher nach Südamerika – einen Kontinent, der damals keine unbekannte Welt war, aber eine fremde Welt bei uns. Die Aufnahmen zeigen große Städte, reizvolle Landschaften, die spektakuläre Naturschauspiele und eindrucksvolle Porträts.


Fasziniert vom geologischen Reichtum

Eigentlich wollten Reiß und sein Kollege Alphons Stübel (1835-1904) im Januar 1868 in der nordkolumbianischen Hafenstadt Santa Marta einen kurzen Zwischenstopp auf der Reise zu den Sandwich-Inseln einlegen. Fasziniert und angeregt vom geologischen und naturwissenschaftlichen Reichtum änderten sie ihre Meinung und reisten acht Jahre lang quer durch Südamerika. Eine Reise, die die beiden Mannheimer oft an den Rand ihrer Belastbarkeit brachte.


Rückreise nach Mannheim mit großem Gepäck

Bei seiner Rückkehr nach Mannheim 1876 hatte Reiß Gesteinsproben, zoologische, ethnografische und archäologische Sammlerstücke, schriftliche Aufzeichnungen und umfangreiche Fotosammlungen im Gepäck. Letztere bilden ein Herzstück der Ausstellung der Reiss-Engelhorn-Museen. Es sind in erster Linie Albumin Abzüge, fragile Papierbilder mit einem typischen sepiafarbenen Grundton. Die Fotos ziehen bis heute den Betrachter durch präzise Tiefenschärfe und einen Tonumfang in den Bann. Die Bilder stammen von verschiedenen Fotografen und Studios. Zum Teil wurden sie von den beiden Mannheimern selbst oder in ihrem Auftrag gemacht. 


Üppige wilde Natur – Stadtansichten – Erdbeben

Die Auswahl der Exponate ist so vielfältig wie die bereiste Region. Ansichten von Bogota oder Lima zeigen die zunehmende Urbanisierung. Landschaftsbilder dokumentieren die Üppigkeit und Wildheit der Natur und bilden einen Gegensatz zu den Stadtansichten. Viele Fotos verdeutlichen die Zerstörungskraft von Erdbeben – eine Gefahr, die in Südamerika immer vorhanden ist. So wurden sie kurz nach ihrer Ankunft im August 1868 Zeuge eines schweren Erdbebens in Ecuador und Peru. Für die beiden Mannheimer Forscher war dies eine wissenschaftliche „Chance“, um die tektonischen Verschiebungen hautnah zu begutachten - für die Einheimischen war das Beben eine Tragödie.

Aufnahmen von Wilden, Berufen und Oberschicht

Ein weiterer Schwerpunkt der Ausstellung sind Porträtaufnahmen. Hier dominiert der europäische Blickwinkel. Viele Fotos geben den Wunsch der Reisenden und vieler Europäer nach vorzeigbaren „Wilden“ oder Exoten wider. Wilhelm Reiß hat die Porträtbilder sortiert und beschriftet. Zu sehen sind verschiedene Berufsstände bis zu freien Sklaven oder Aufnahmen der Oberschicht. Einige Porträts, aufgenommen von den deutschen Fotografen Alberto Frisch und Henschel zeigen persönliche Züge der Abgelichteten.


Gemälde des Malers Rafael Troya aus Ecuador

Ergänzt werden die Fotos durch ebenfalls von der Reise stammenden ethnologische Objekte und Gemälde des ecuadorianischen Malers Rafael Troya (1845-1920). Auszüge aus Reisebriefen von Wilhelm Reiß, in denen er grandiose Landschaften, ihre Bewohner, seine Glücksgefühle und die Strapazen schildert, runden die Ausstellung ab.      

Bogen zur Gegenwart:  Zerstörung des Öko Systems, Klimawandel ….

Anhand der Fotografien und Reiseberichte schlägt die Ausstellung       einen Bogen in die Gegenwart. Die Themen sind noch heute aktuell – von der Zerstörung des Öko Systems, Klimawandel und Naturkatastrophen bis hin zu Rassismus und sozialer Ungleichheit.


Die Schau „Abenteuer Anden und Amazonas“ ist bis 20. Januar 2019 im Forum Internationale Photographie im Museum Zeughaus C5 der Reiss-Engelhorn-Museen zu sehen, von Dienstag bis Sonntag von 11 bis 18 Uhr.

 


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