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Bluetooth-Plattenspieler im Test: Diese Scheiben haben den Funk

Ganz klar, Streaming-Dienste wie Spotify geben beim Musikhören den Ton an. Dennoch schlagen sich Schallplatten wacker. Im vergangenen Jahr wurden sogar mehr Vinyl-Tonträger als CDs verkauft. Auch an neuen Plattenspieler-Modellen herrscht kein Mangel. Doch vielen Musikfreunden reicht es nicht, ihre Schallplatten auf herkömmliche Weise abzuspielen. Sie wollen den Komfort moderner Abspielgeräte nutzen, Musik zum über Bluetooth-Lautsprecher und kabellose Kopfhörer genießen, nicht nur vor der Stereoanlage.

Die hier empfohlenen Produkte wurden subjektiv, aber redaktionell unabhängig ausgewählt. Über die sogenannten Affiliate-Links im Text erhält der Verlag, aber nie der Autor individuell, bei Verkäufen eine geringe Provision vom Händler.

Audiopuristen bekommen spätestens jetzt Stresspickel im Nacken, schließlich wird mit der digitalen Übertragung der analoge Sound verändert. Doch nicht jedem Musikfreund ist das perfekte Gehör gegeben - was man am großen Erfolg kleiner Lautsprecher erkennen kann. Das Flair einer Schallplatte ist oft wichtiger, als der Klang. Entsprechend muss es auch nicht immer die optimale Kabelverbindung sein, wenn man seine alten oder neuen Lieblingsscheiben oder Hörspielplatten hören will.

Am besten ist es natürlich, wenn man die Wahl hat und die Bluetooth-Verbindung nur eine von mehreren Optionen ist. Einen Vorteil hat die kabellose Übertragung des Vinyl-Sounds aber auf jeden Fall: Der Plattenspieler kann dekorativ im Raum platziert werden und benötigt keinen festen Standort. Nur sicher und erschütterungsfrei sollte er stehen, damit die Nadel nicht im Takt mithüpft, wenn man am Player vorbei geht.

Für diesen Test habe ich ein paar aktuelle Modelle aufgebaut und mich damit durch meine Plattensammlung gehört, mal mit und mal ohne Kabel.

Produkte im Überblick

Dual DT 230 BT (UVP 139 Euro) Vollautomatischer Plattenspieler mit einem System von Audio Technica

Pro-Ject Audio Systems T1 BT (UVP 369 Euro) Minimalistischer Plattenspieler mit einem System von Ortofon

Sonoro Platinum (UVP 599 Euro) Edler Plattenspieler mit USB-Anschluss und einem System von Ortofon

Crosley Voyager (80 Euro) Retro-Plattenspieler im Koffer mit Lautsprechern und Bluetooth-Empfang

Reloop Spin (220 Euro) DJ-Plattenspieler mit Akku-Betrieb und Speicherfunktion für eigene Mixe

So haben wir getestet

Verarbeitung: Wie gut ist der Player verarbeitet? Aufbau und Betrieb: Wie schnell ist der Plattenspieler startklar und wie klingt er? Preis-Leistung: Lohnt sich die Anschaffung?

Dual DT 230 BT

Die Marke Dual ist so etwas wie ein Wanderpokal, in den vergangenen Jahren gab es verschiedene Eigentümer. Dennoch: Als der große Karton mit dem großen Dual-Logo ankam, erinnerte ich mich an den Plattenspieler, den ich zur Konfirmation bekommen hatte. Rund 40 Jahre ist das her - und dennoch verbinde ich noch immer viele wunderbare Musikerlebnisse mit ihm. Ich weiß noch genau, wie ich darauf das weiße Album der Beatles und das Live-Album von Emerson, Lake & Palmer abgespielt habe. Auf den DT 230 BT kommen nun neuere Scheiben, denn moderne Technik verdient einen modernen Soundtrack.

Das Design des leichten Plattenspielers wirkt, als käme es direkt aus den frühen Achtzigern. Die Haptik erinnert mehr an ein Spielzeug als an ein Highend-Gerät. Kann man diesem Player wirklich seine Vinyl-Schätze anvertrauen? Nun denn, Test ist Test.

Der Aufbau ist schnell erledigt: Beim Aufsetzen des Plattentellers muss der Antriebsriemen korrekt über die Spule gelegt werden, was keine große Herausforderung darstellt. Der Tonarm ist ab Werk justiert, also kann es direkt losgehen.

Der eingebaute Phono-Vorverstärker ist praktisch, so kann man den Dual auch an Verstärker anstöpseln, die keinen Phono-Eingang haben. Auch aktive Lautsprecher kann man direkt anschließen.

Aber hier geht es um die kabellose Verbindung. Nach einem Druck auf den Bluetooth-Schalter geht der Plattenspieler in den Pairing-Modus. Sobald ein Empfänger in der Nähe nach einer Bluetooth-Quelle sucht, wird die Verbindung automatisch hergestellt. Nun kommt die Scheibe auf den Teller. Der DT 230 BT ist ein vollautomatischer Plattenspieler, ein Druck auf die Starttaste setzt den Plattenteller in Bewegung und führt das Magnet-Tonabnehmer-System AT 3600 von Audio Technica zum Anfang der Platte. Sobald die Auslaufrille erreicht ist, wird der Tonarm automatisch in seine Ausgangsposition geführt und der Plattenteller stoppt.

Manchmal vergesse ich, dass auch günstige Hardware passable Ergebnisse erzielen kann. Dder Dual punkte sogar mit der Möglichkeit, den hochauflösenden aptx-Standard zu nutzen, um den analogen Sound der Schallplatte digital per Bluetooth zu übertragen. Für das ganz große Ohrenkino reicht es zwar insgesamt nicht, aber für den Hausgebrauch ist das Ergebnis sehr gut. Immerhin hört man in dieser Qualitätsstufe keinen Unterschied zwischen Kabelverbindung und Bluetooth-Verbindung.

Fazit

Man sieht dem Plattenspieler seinen günstigen Preis an, der Klang ist dennoch in Ordnung. Wer lediglich einen ordentlichen Player für die alte Plattensammlung sucht, kann dem Dual ruhig sein Ohr leihen.

Pro-Ject Audio Systems T1 BT

Wo Dual auf Retro-Design setzt, will Pro-Ject mit Minimalismus punkten: Beim T1 BT wurde auf jeglichen Firlefanz verzichtet. Nur bei den Farben hat man die Wahl zwischen Schwarz, Weiß und Holz. Der flache Plattenspieler ist optisch so schlicht, dass man ihn leicht unterschätzen könnte. Aber das wäre ein Fehler denn in dem Chassis steckt alles, was man für feinen Vinyl-Genuss braucht.

Der gläserne Plattenteller wird auf einen kleineren Teller gesetzt, welcher wiederum per Riemen angetrieben wird. Der wiederum muss für einen Geschwindigkeitswechsel per Hand verschoben werden. Das ist etwas umständlich, da man dafür den Glasteller abnehmen muss. Dafür ist der Rest der Einrichtung simpel, denn der Tonarm mit dem Ortofon-System wurde schon im Werk justiert. Falls man dieser Einstellung nicht traut oder ein neues System einbauen will, liegt eine einfach zu nutzende Justierhilfe bei.

Der Einschaltknopf befindet sich an der linken Seite, der Bluetooth-Schalter sitzt rechts. Automatisch geht hier nichts, Musikhören hat hier viel mit Handarbeit zu tun. Die Bedienung des dünnen Hebearms ist etwas fummelig. Der Tonarm muss vorsichtig über die gewünschte Stelle der Schallplatte geführt und dann sanft herabgelassen werden. Erreichen die Nadel das Ende der Auslaufrille, dreht sich der Plattenteller weiter und der Tonarm muss per Hand in die Ruheposition gebracht werden.

Der Klang ist klar, ausdifferenziert und dennoch nicht zu kühl. Der Sound ist auch kabellos sehr erfreulich, es gibt keine Aussetzer - sofern die Entfernung zwischen Sender und Empfänger nicht zu groß ist. Beim Test mit einem guten Bluetooth-Kopfhörer hörte ich in ruhigen Passagen zeitweise einen ganz leisen Brummton im Hintergrund. Während der Musik störte das Geräusch allerdings nicht.

Fazit

Der preislich attraktive T1 ist schon rein optisch ein Blickfang. Die umständliche Änderung der Geschwindigkeit nervt ein wenig, dafür kann der Pro-Ject technologisch und klanglich kann er überzeugen.

Wie wichtig Plattenspieler wieder sind, erkennt man auch daran, dass immer mehr Audio-Unternehmen mindestens ein Modell im Sortiment haben. So wie Sonoro, eigentlich bekannt für smarte Mini-Anlagen und vernetzte Radios. Mit dem Platinum hat die Firma einen Plattenspieler ins Programm genommen, der auch hohen Klang-Ansprüchen genügen soll.

Aber fangen wir beim Design an: Mit seinem kantigen und aseptischen Aussehen könnte der Sonoro gut als Blickfang in Agenturen und Arztpraxen stehen - wenn man dort Schallplatten hören würde. Drei Farben stehen zur Wahl: Schwarz und Weiß in Hochglanz, sowie ein mattes Grau. Der Stil passt zu den anderen Audiogeräten von Sonoro.

Beim Aufbau hilft eine einfache Anleitung dabei, Gewicht und Tonarm mit dem Ortofon-System zu tarieren. Der wuchtige Plattenteller wird mit einem Riemen angetrieben, den man vorsichtig über die Triebwalze ziehen muss. Im Gegensatz zum Pro-Ject wird die Geschwindigkeit des Plattentellers mit einem Drehregler ausgewählt. Jetzt muss nur noch das Kabel mit einem Verstärker oder direkt mit aktiven Lautsprechern verbunden werden. Die Bluetooth-Verbindung wird schnell und stabil aufgebaut.

Der Sound ist klasse: Die Nadel gleitet sanft in der Rille entlang und produziert ein ausgewogenes Klangbild. Auch über Bluetooth-Kopfhörer klingt es wunderbar und direkt. Der Wandler, der für den Transfer der analogen in digitale Töne zuständig ist, leistet einen hervorragenden Job.

Fazit

Der Platinum wäre auch ohne Bluetooth-Funktion ein toller Plattenspieler: Der Klang ist gut und kann mit dem Sound von hochpreisigen Plattenspielern etablierter Marken locker mithalten. Im Automobil-Bereich würde man von einer gehobenen Mittelklasse sprechen. Das Design ist ansprechend, allerdings auch ein wenig mutlos. Die kabellose Verbindung zu Kopfhörern oder Lautsprechern ist ein willkommenes Extra.

Zwei, die noch etwas mehr können

Insgesamt ist es eine praktische Erweiterung, wenn Plattenspieler Vinyl-Sound per Bluetooth übertragen. Allerdings bringt die Technik auch Nachteile mit sich. Da die Plattenspieler zum Beispiel keinen Lautstärkeregler haben, sollten zumindest die Kopfhörer oder Aktivlautsprecher, die man daran anschließt, darüber verfügen.

Zudem ist Bluetooth nicht die perfekte Funklösung: Apples HomePods und die meisten Sonos-Lautsprecher beispielsweise, lassen sich darüber nicht ansprechen. Um unabhängig von einem Receiver zu sein, wäre ein Kopfhöreranschluss für Kabelkopfhörer sinnvoll.

Übrigens müssen Besitzer eines alten Plattenspielers nicht auf Bluetooth-Verzichten, da inzwischen viele externe Phono-Vorverstärker auch Bluetooth-Soundsignale senden können - zum Beispiel die Phono Box von Pro-Ject.

Aber eine Bluetooth-Verbindung ist auch bei Plattenspielern keine Einbahnstraße, sie kann viel mehr. Deshalb habe ich zwei Player getestet, die über die kabellose Verbindung Musik nicht nur senden, sondern auch empfangen können.

Crosley Voyager

Seit ein paar Jahren packt die Firma Crosley Plattenspieler in kleine Koffer. Die Geräte gibt es in vielen verschiedenen Farben und Größen. Auf meinem Tisch landete der schwarze Voyager.

Schon auf den ersten Blick ist klar: Die Technik ist nicht so spektakulär, wie die Optik. Das Material des Koffers wirkt billig, beim Öffnen entdecke ich an der Innenseite Druckstellen vom Tonarm. Der Plattenspieler besteht aus Kunststoff, der Tonarm sitzt recht labil in seiner Halterung.

Dafür muss man den Plattenspieler nicht kompliziert einrichten: Auspacken, Stromkabel einstecken und los geht's. Allerdings macht es mir ein bisschen Angst, meine guten Platten darauf aufzulegen. Zu Recht: Die Nadel bleibt zwar sicher in der Spur, aber der Sound aus den winzigen eingebauten Boxen ist furchtbar. Es klingt wie ein Dosentelefon.

Eine Chance gebe ich dem Gerät dennoch und stecke per Klinke einen Kopfhörer in den entsprechenden Ausgang, drehe ein wenig an der Lautstärke und höre - einen Sound, den ich so nie wieder hören möchte. Jedenfalls nicht, wenn ich meine Lieblingsmusik hören will. Vor allem fehlt es an Dynamik. Der Sound ist sehr blass, was vor allem am günstigen Tonabnehmer und den billigen Lautsprechern liegen dürfte.

Wenn ich mein Smartphone per Bluetooth verbinde, Musik von dort auf den Koffer übertrage und über verkabekte Kopfhörer anhören, ist der Sound sehr gut. Kein Wunder, denn im Prinzip werden die Songs dabei einfach durchgereicht. Ohne Kopfhörer ist aufgrund der Klang hingegen überhaupt nicht brauchbar. Den Sound könnte man nur verbessern, indem man aktive Lautsprecher anschließt, doch damit ginge der Witz dieses Plattenspielers verloren.

Fazit

Der Crosley-Plattenspieler ist ein echter Hingucker - zum Weghören. Für alte Scheiben vom Flohmarkt kann man ihn sicher nutzen. Wer zum Beispiel eine Kiste mit leicht zerkratzten Singles aus Jukeboxen findet, bekommt mit dem Koffer das komplette Retro-Feeling. Und in Kinderzimmern ist er eine schöne Abspielstation für alte Hörspiele auf Vinyl. Wer allerdings Wert auf guten Sound legt, sollte den Koffer lieber verschließen - und den Schlüssel wegwerfen.

Der Spin von Reloop ist ein echter DJ-Koffer. Das Design wirkt futuristisch. Der Begriff Werkzeugkoffer würde aber auch passen, schließlich soll der Spin angehenden Plattenkünstlern bei ihrer Arbeit helfen.

Unter dem gewölbten Kunststoff-Deckel verbirgt sich ein grauer Plattenspieler, der viel zu klein für große Scheiben wirkt. Der vormontierte Tonarm lagert auf einem kleinen Plastikdorn, der Plattenteller hat die Größe einer Single. Vor allem aber sieht man Schalter, Regler und Drehknöpfe. Das wirkt verspielt, aber ich würde den Spin eher als mobiles Musikinstrument bezeichnen. Denn auch wenn der Plattenspieler natürlich die eigenen Scheiben abspielen kann - und das sogar in einer überraschend ordentlichen Qualität - dient er vor allem dazu, Scratch-Skills zu trainieren. Dafür liegt dem Spin auch eine Single mit Loops bei, die man genau dafür benutzen kann.

Und jetzt kommt auch die Bluetooth-Verbindung ins Spiel. Ist ein Smartphone verbunden, wird dessen Musik auf das Gerät übertragen und kann mit Scratch-Sounds zum eigenen Mix erweitert werden. Per USB-Stick oder Computer kann man das Ergebnis dieser Mischung aufzeichnen. Per USB wird der Spin auch mit Strom versorgt - oder per Batterie, was ihn zu einem Begleiter beim Picknick oder Camping macht.

Der Sound aus dem eingebauten Lautsprecher ist allerdings mäßig. Besser wird es, wenn man Boxen per Kabel anschließt oder Kopfhörer benutzt. Kabellose Boxen funktionieren leider nicht, da Bluetooth hier nur zum Sound-Empfang dient.

Fazit

Der Spin ist ein cooler Plattenspieler für mobile DJs. Durch den Plastik-Look wirkt er fast wie Spielzeug. Macht nichts, denn es macht tatsächlich Freude, damit zu spielen. Meine Lieblingsplatten würde ich darauf zwar nicht abspielen, aber für ein paar alte Party-Kracher ist er wunderbar geeignet. Die Scratch-Funktion ist zwar lustig, aber eher ein Gag als ein sinnvolles Feature. Dafür bietet der Akku-Betrieb einen großartigen Mehrwert. Ein - leider relativ teures - Spaßgerät.

Original