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Ganz schön aufgebrüht: Sechs Kaffeemaschinen im Test - DER SPIEGEL - Tests

Kaffee ist hierzulande - nach Wasser - das beliebteste Getränk. Jeder Deutsche trinkt statistisch 164 Liter des schwarzen Gebräus pro Jahr. Nachdem es in Cafés und Restaurants jahrelang kaum noch Filterkaffee gab, scheint die Latte-Macchiatisierung ein Ende gefunden zu haben: Man brüht wieder mehr auf, statt heiße Kaffee-Milchshakes zu trinken.

Auch daheim darf der Vollautomat immer häufiger dem guten alten Handaufguss weichen. Kaffee-Trinken entwickelt sich zur deutschen Version der Tee-Zeremonie. Es kommt dabei nicht nur auf das richtige Kaffeepulver an, sondern auch auf den passenden Style - und natürlich die Zubereitung. Qualität, Menge und Mahlgrad des Kaffees, aber auch die Wassertemperatur spielen wichtige Rollen.

Barista schwören auf das korrekte Blooming. Dabei wird das im Filter befindliche Pulver erst mit Wasser benetzt, damit es eine gewisse Zeit aufquellen kann. Das hat mehrere Vorteile: Es entweicht CO₂, wodurch der Geschmack runder wird; der Kaffee wird nicht ungewollt säuerlich, gewinnt an Aroma und schmeckt nicht dünn oder fade. Erst dann wird Wasser vorsichtig nachgegossen.

Lust auf einen Kaffee bekommen? Wir haben uns ein paar Brüh-Varianten angeschaut und verraten, welche Vor- oder Nachteile es gibt. Und weil es Menschen gibt, die doch nichts mit Filterkaffee am Hut haben, ist auch eine Siebträger-Maschine dabei.

Produkte im Überblick So haben wir getestet

Verarbeitung: Wie gut sind die Maschine und das Zubehör verarbeitet?

Zubereitung: Wie einfach ist es, damit einen Kaffee zuzubereiten?

Reinigung: Wie schnell lässt sich die Maschine reinigen?

Geschmack: Wie schmeckt der Kaffee?

Kalita Wave Kanne und Edelstahlfilter

Natürlich kann man sich einen ganz schlichten Filterhalter kaufen, einen Papierfilter einlegen und das dann auf jede x-beliebige Kanne oder Tasse stellen. Das Konzept gibt es seit 1908, es hat seitdem die Welt erobert - und gehört auch im eigentlichen Tee-Land Japan längst zur Genuss-Kultur.

Die Kaffeekanne von Kalita mit dem passenden Edelstahlfilter ist ein kleines Zeugnis dieses Trends. Statt der typischen spitzen oder kantigen Papiertüte kommt in den Edelstahlfilter eine Filtertüte mit flachen Boden, die ein wenig an eine Muffin-Form erinnert. Durch die gerade Fläche kann sich das Wasser gleichmäßig mit dem Kaffeepulver vermengen. Die Fließgeschwindigkeit ist nicht so hoch, wodurch das sogenannte Blooming besser gelingt. Da es keine Standard-Papierfilter sind, ist der Stückpreis im Vergleich recht hoch.

Die kleine Glaskanne ist sehr hübsch, allerdings bleibt der Kaffee darin nicht lange warm. Dafür würde man ein Stövchen benötigen. Da das Fassungsvermögen nicht sonderlich groß ist, muss man sich allerdings darüber kaum Gedanken machen. In die kleine Kanne passen 300 Milliliter Kaffee, in die größere immerhin ein halber Liter.

Das zeigt, dass es hier nicht um Geschwindigkeit und Menge geht, sondern um den kleinen Zen-Moment: Das Aufbrühen von Hand dauert ein wenig länger, was die Freude auf den Genuss nur vergrößert. Natürlich lohnt sich der Aufwand nur, wenn auch die Qualität des Kaffees stimmt, bestenfalls werden die Bohnen direkt vor dem Aufbrühen frisch gemahlen.

Fazit: Die kleine Kalita-Kanne ist für Kaffee-Genießer gedacht und nicht für Vieltrinker geeignet.

Aeropress und Aeropress Go

Wenn man es genau nimmt, ist die Aeropress eigentlich eine French-Press-Kanne - nur ohne Kanne, dafür mit offenem Boden. Erfunden wurde das System 2005, damit ist es eine der jüngsten manuellen Kaffee-Zubereitungsarten. Die Aeropress besteht komplett aus Kunststoff, optisch erinnert sie an eine zu groß gewordene Spritze. Statt einer Nadel wird an einem Ende ein Filter mit Papiereinsatz aufgeschraubt.

Die Zubereitung ist relativ einfach: Erst kommt Kaffeepulver hinein, dann wird heißes Wasser darüber gegossen und zum Schluss die Mischung mit dem beigefügten Stab ein paar Sekunden lang verrührt. Jetzt kommt das Hinterteil auf die Aeropress und der Kaffee wird mit Druck durch den Filter in eine Tasse gepresst.

Doch das ist nur eine von vielen Methoden. Im Internet gibt es zahlreiche Beiträge, wie der Aeropress-Kaffee optimiert werden kann. Das belegt aber auch den großen Erfolg des Systems. Inzwischen gibt es die Aeropress auch in der kleineren Go-Variante inklusive Trinkbecher - natürlich ebenfalls aus Kunststoff.

Die Aeropress ist durch den verwendeten Kunststoff sehr leicht, gleichzeitig hat Plastik nichts mit einem sinnlichen Genuss zu tun. Der erste Kaffee wird übrigens garantiert nicht sonderlich gut schmecken, da man erst einmal seine ganz persönliche Zubereitungsart und Kaffeemenge herausfinden muss. Außerdem werden spezielle Papierfilter benötigt, die es nicht in jedem Supermarkt gibt. Hat man sich an die besondere Zubereitungsart erst einmal gewöhnt, macht die Nutzung und sogar die Reinigung Spaß: Durch den hohen Druck wird das Kaffeepulver zu festen Pellets zusammengepresst.

Fazit: Die Aeropress ist besonders im Outdoor-Bereich ein tolles System, dem aber jede Sinnlichkeit fehlt.

VietBeans Kaffeefilter

Der eigentliche Name dieses Dauerfilters ist Phin-Filter. So wie diesen aus Vietnam gibt es viele ähnliche Systeme. Der Kaffeefilter besteht aus dünnem Edelstahl, im Boden sind kleine Löcher eingestanzt, darüber steckt noch ein weiterer Einsatz, ebenfalls mit Löchern. Der Deckel dient auch als Abstellmöglichkeit für den Filter.

Die Bedienung ist simpel: Der Filter wird auf das Trinkgefäß gestellt, hinein kommt die gewünschte Kaffeemenge und dann wird das Pulver mit Wasser begossen. Der Clou ist in diesem Fall die vietnamesische Zubereitungsart, denn dort darf es beim Kaffee auch mal etwas süßer werden. Vorm Aufbrühen kommt gesüßte Kondensmilch in den Becher, der heiße Kaffee läuft direkt in die Milch. Selbst wer keinen süßen Kaffee mag, wird den herrlichen Duft lieben.

Zur Reinigung wird der Einsatz herausgezogen, das Kaffeepulver direkt in den Biomüll geklopft. Anschließend sollten Filter und Einsatz und fließendem Wasser abgespült werden. Im Test zeigte sich, dass der Kaffee nach häufiger Benutzung des Filters länger brauchte, um durch die kleinen Öffnungen zu fließen.

Das liegt auch am Mahlgrad des Kaffees, der zu fein gemahlen war und so die Löcher verstopfte. Schade, denn es handelte sich um den Kaffee aus dem Starterset von Vietbeans. Insgesamt ist der Phin-Filter aber sehr praktisch, besonders unterwegs - und wenn man nur eine Tasse zubereiten möchte. Für größere Mengen sollte man auf andere Filtertechniken zugreifen.

Fazit: Ein schlichter Filter mit süßem Extra. Der niedrige Preis rechtfertigt den Kauf.

Melitta Amano

Die Amano von Melitta - immerhin Erfinder des Papierfilters - ist im Prinzip nichts anderes als ein Gestell mit Kanne und Filterhalter. Das Wasser muss von Hand hinzugefügt werden. Zwei Dinge zeichnen diesen Kaffeebereiter aus: das Design und ein kleines Rädchen. Melitta hat für die Amano hochwertige Materialen exzellent verarbeitet. Auf einem gummierten und schweren Sockel ist Platz für das Glaskännchen. Auf Bildern wirkt die Kanne deutlich größer, als sie in Wirklichkeit ist, gerade einmal 700 Milliliter passen hinein.

Das Highlight ist der schwere Filter, der perfekt in einer Aufhängung sitzt, welche wiederum zwischen zwei Metallstreben befestigt ist. Am Filter befindet sich ein kleines Drehrad, welches den Durchlauf schließt. Einfaches Prinzip, große Wirkung, denn so gelingt das Blooming perfekt. Sobald das feuchte Pulver genug Zeit fürs Aufblühen hatte, wird das Rad gedreht und der Kaffee fließt in die Kanne. Nun wird vorsichtig in kreisenden Bewegungen das restliche Wasser langsam in den Filter gegossen.

Das Handaufbrühen hat Melitta mit der Amano zwar nicht neu erfunden, aber es gewinnt ein paar sehr schöne Facetten hinzu. Mit dem edlen Design kann der Kaffeebereiter auch außerhalb einer Küche gut zur Geltung kommen. Der Drehknopf am Filter ist eine dieser einfachen Ideen mit großem Mehrwert - auch bei der Reinigung. Denn ist der Kaffee durchgelaufen, lässt sich der Durchlauf durch einen Dreh wieder schließen - so kann der Papierfilter einfach in den Müll getan werden, ohne dass man auf dem Weg Tropfen hinterlässt.

Mit Sicherheit gibt es kaum eine bessere und elegantere Art, sich einen Kaffee aufzubrühen. Allerdings ist der Preis alles andere als heiß für ein System, bei dem man die ganze Zeit selbst Hand anlegen muss. Und da der Bereiter ohne Strom funktioniert, ist nicht einmal eine Warmhaltefunktion vorhanden. Natürlich kostet Design, Material und Verarbeitung einen Aufschlag - allerdings ist der in diesem Fall sehr hoch. Und möglicherweise passt das Design nicht wirklich zum ganz persönlichen Einrichtungsstil. Großartig wäre es, wenn Melitta das Filtersystem mit Durchlaufstopp ohne den Rest anbieten würde.

Fazit: Toller Kaffeebereiter, den man sich leisten können muss.

Moccamaster

Es gibt wahrscheinlich keine Kaffeemaschine, deren Kaffee wie mit der Hand aufgebrüht schmeckt. Aber die Moccamaster aus den Niederlanden kommt dem zumindest sehr nahe. Vor gut 50 Jahren wurde die erste Maschine gebaut, seitdem wurde sie nur wenig modifiziert, inzwischen ist sie ein Design-Klassiker.

Wichtiger als das Aussehen ist allerdings, wie gut der Kaffee schmeckt - und hier bekommt die Moccamaster die volle Punktzahl. Das Wasser aus dem durchsichtigen Tank wird auf 96 Grad erhitzt und dann in Intervallen durch mehrere Öffnungen wie bei einer Dusche ausgegeben. Dadurch verteilt es sich gleichmäßig auf dem Pulver. Neben einem Power-Schalter gibt es noch einen zweiten Kippschalter: Wenn die Kanne nicht mehr ganz gefüllt ist, reduziert dieser die Temperatur der Wärmeplatte, damit der Kaffee nicht einbrennt.

Die Moccamaster produziert einen tollen Kaffee und sie hat ein unverwechselbares Design. Der Preis dafür ist allerdings sehr hoch. Vielleicht sogar zu hoch, wenn man sich die ganzen Plastikteile genauer anschaut: Filter und Deckel sind leicht und etwas wackelig, so richtig stabil wirkt die Maschine nicht. Beim Zubereitung und Reinigung muss jedes Teil in die Hand genommen werden, was für eine Maschine relativ aufwendig ist. Der Wassertank verkalkt recht schnell, was durch die exponierte Position auch nicht zu übersehen ist.

Immerhin lässt sich die Maschine fast komplett auseinanderbauen, wodurch defekte Teile selbst ausgetauscht werden können. Aber dadurch hat sie etwas von einem Lego-Set. Aber auch das wäre in dieser Größe wahrscheinlich nicht günstig.

Fazit: Eine bessere Filterkaffeemaschine wird man kaum finden, günstigere auf jeden Fall.

Sage "the Barista Pro"

So gut ein Filterkaffee auch schmeckt: Manchmal soll es dann doch ein Espresso sein. Und der schmeckt eigentlich nur richtig nach italienischem Stehcafé, wenn er mit einer Siebträger-Maschine zubereitet wird. Mit der "the Barista Pro" hat Sage eine Maschine im Sortiment, die sehr guten Espresso kocht, ohne dass man dafür gleich seinen Bausparvertrag auflösen muss.

Das minimalistische Design der Barista hat einen ganz eigenen Charakter. Rund 250 Gramm Kaffeebohnen passen in den Behälter, das eingebaute Mahlwerk ist stufenlos verstellbar. Der Wassertank fasst zwei Liter. Der Clou ist das Heizsystem, dass die Maschine in wenigen Sekunden auf die richtige Temperatur bringt.

Am Anfang heißt es erst einmal ein wenig ausprobieren: Welcher der vier mitgelieferten Einsätze ist perfekt für den Siebträger? Wie viel Kaffee soll pro Portion mit welchem Mahlgrad produziert werden? Und wie viel Wasser soll in die Tasse? Die wenigen Einstellmöglichkeiten lassen sich auf dem kleinen Display anzeigen und mit der Menütaste auswählen. Der Milchaufschäumer wird wiederum mit dem runden Drehschalter an der rechten Seite bedient. Auch heißes Wasser lässt sich darüber produzieren. An Zubehör ist alles dabei, was man braucht, neben einem Milchkännchen und dem Tamper zum Pressen des Pulvers liegt mit dem Razor sogar ein Werkzeug für die perfekte Dosierung bei.

Hat man seine ganz persönlichen Einstellungen gefunden, kocht die Barista einen hervorragenden Kaffee, die Maschine trägt den Namen also zurecht. Auch mit der Sauberkeit gibt es kein Problem, für die erste Reinigung ist ein Reinigungskit im Paket enthalten. Lediglich die Filtereinsätze sind nur schwer aus dem Siebträger zu entfernen.

Wenn man ehrlich ist, dann ist eine Espresso-Maschine immer auch ein bisschen Luxus, die Kosten-Nutzen-Rechnung kann man daher nicht seriös aufstellen. Doch wer sich den Kaffee-Spaß leisten kann und will, macht mit der Barista ganz sicher nichts verkehrt.

Fazit: Espresso fast wie in Italien - zu einem Preis, als hätte man das Flugticket dafür gleich mitgekauft.

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